Vierjähriger Praxisversuch: Struvit im Vergleich mit herkömmlichen P-Düngemitteln auf einem P-Mangelstandort
1. Versuchsdurchführung
Regionetzwerk Bayern
2. Hintergrund
Viele Öko-Betriebe weisen durch den Verkauf pflanzlicher Produkte und den fehlenden Rückfluss von Nährstoffen aus der Humanernährung negative P Salden auf (Kolbe & Meyer 2021). Um Phosphor zurückzuführen, kann Struvit (Magnesium-Ammonium-Phosphat) eingesetzt werden, welches durch Fällungsreaktionen aus Klärschlamm gewonnen wird. In verschiedenen Versuchen konnten positive Ertragseffekte einer Struvit-Düngung statistisch nachgewiesen werden (Römer 2013, Thiessen et al. 2021). Im Rahmen des NutriNet-Projektes wurde eine Düngung von Struvit im Vergleich zu anderen Phosphor-Düngemitteln für vier Jahre unter Praxisbedingungen auf einem Netzwerk-Betrieb untersucht.
Details zum Versuchsdesign und den Ergebnissen der einzelnen Versuchsjahre sind unter folgenden Links zu finden:
- Zum Versuchsjahr 2020/21: Auswirkungen unterschiedlicher Phosphor-Düngemittel auf den Ertrag von Winterweizen
- Zum Versuchsjahr 2021/22: Düngung von Sommerhafer mit Struvit und Rohphosphat
- Zum Versuchsjahr 2022/23: Düngung von Winterweizen mit Struvit und Rohphosphat
- Zum Versuchsjahr 2023/24: Düngung von Luzerne-Kleegras-Gemenge mit Struvit und Rohphosphat
3. Versuchsfrage(n)
Wie wirkt sich die Anwendung unterschiedlicher P-Dünger auf den P-Gehalt der Sprossmasse und den Ertrag von Winterweizen, Sommerhafer und Luzerne-Kleegras aus?
4. Versuchsaufbau
In zwei von vier Versuchsjahren wurde Winterweizen, in einem Jahr Hafer und im letzten Jahr Luzerne-Kleegras als zu düngende Kultur untersucht. Der Standort wurde aufgrund der Fruchtfolge nach dem zweiten Versuchsjahr gewechselt. Die Standorte waren in den wichtigsten Parametern vergleichbar. Der pH-Wert lag zwischen 7,1 und 7,2, die Phosphat-Versorgungsstufe der Bodenuntersuchung nach VDLUFA lag auf allen Standorten bei A. Die N-Versorgung war gut bis sehr gut. Im Versuchsjahr 2021 waren die Parzellen durch Überschwemmung beeinträchtigt, was sich u.a. im Ertrag bemerkbar machte.
2021 wurden jeweils 50 kg Phosphat ha-1 im Frühjahr (Dünger: Rindermist, Kompost, Struvit) und 2022 bis 2024 jeweils 70 kg Phosphat ha-1 (Struvit und Rohphosphat) vor der Saat ausgebracht und die Düngemittel jeweils mechanisch eingearbeitet. Es fand keine Ausgleichsdüngung mit anderen Nährstoffen statt, da die N-Lieferung von Struvit lediglich zwischen 11 und 16 kg NH4 ha-1 betrug. Die Versuchsanlage bestand aus randomisierten Kleinparzellen mit drei (2021, 2022) bzw. vier (2023, 2024) Wiederholungen.
6. Ergebnisse und Diskussion
2021 konnte in den Struvit-Parzellen eine signifikant höhere P-Aufnahme des Weizens festgestellt werden. Dies konnte weder 2022 im Hafer noch 2023 im Winterweizen bestätigt werden (vgl. Abbildung 1). Zudem zeigte sich in keinem Jahr eine ertragssteigernde Wirkung durch die Düngung von Struvit. Eine ausbleibende Ertragswirksamkeit bei gleichzeitiger Steigerung der P-Gehalte in der Sprossmasse, konnte auch in anderen Versuchen beobachtet werden (Römer 2013). Auch bei den Frischmasseerträgen des Luzernekleegrases im Jahr 2024 unterschieden sich die Varianten nicht signifikant.
Die Ergebnisse sind insofern verwunderlich, da die P-Düngeeffizienz von Struvit im Vergleich zu Rohphosphaten, insbesondere bei solch hohen pH-Werten, besser sein sollte. Dies konnte im vorliegenden Versuch nicht bestätigt werden. Struvit sollte daher als Ergänzungsdüngemittel angesehen werden, um die P-Bilanzen ausgeglichen zu halten. Der Einsatz von Struvit in Kulturen mit geringem Deckungsbeitrag ist momentan wirtschaftlich nicht sinnvoll.
7. Fazit und Ausblick
Struvit ist als Dünger im Ökolandbau noch weitestgehend unerforscht. Nach der EU-Öko-Verordnung sind Struvite seit Anfang 2023 als Dünger im Ökolandbau zugelassen. Als Recyclingdünger sind sie ein Baustein zur Schließung des Nährstoffkreislaufs. Für den landwirtschaftlichen Einsatz auf ökologischen Betrieben müssen weitere Versuche angelegt werden, um Empfehlungen für ihren Einsatz ableiten zu können.
8. Weitere Infos
- Kolbe H., Meyer D. (2021): Schlaggenaue Analyse von 32 Betrieben des ökologischen Landbaus im Freistaat Sachsen; Nährstoff- und Humusmanagement. Ber. Landwirtsch. 99(2). doi.org/10.12767/buel.v99i2.315
- Römer, W. (2013): Phosphor-Düngewirkung von P-Recyclingprodukten. Korrespondenz Abwasser, Abfall 60 (3), pp. 202–215.
- Thiessen Martens, J. R., Entz, M. H., Schneider, K. D., Zvomuya, F., & Wilson, H. F. (2021): Response of organic grain and forage crops to struvite application in an alkaline soil. Agronomy Journal. 1–16.
- https://doi.org/10.1002/agj2.20943
Das Struvit wurde von der SF-Soepenberg GmbH im Rahmen des Projektes CiNURGi zur Verfügung gestellt.
Text: Johannes Weiß, Anne Droscha, Elisa Mutz
Datum: 01.12.2025
Kontakt Regioberaterin

Lisa Heilmann
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Regionetzwerk Bayern

Der Artikel zum Thema im Bioland Fachmagazin, Ausgabe 06/2024






