Luzerne und Alternativen

Auf den trockenen und sandigen Standorten in Brandenburg stellt die Etablierung von Luzerne(-kleegras) eine echte Herausforderung dar. Im Rahmen eines Feldtages Anfang Mai trafen sich Expert*innen und Interessierte auf den Flächen von Georg Ludwig, um über Luzerne und alternative Futtergrundlagen zu sprechen. Der Betrieb ist Teil des NutriNet Projektes, welches das Nährstoffmanagement auf Biobetrieben verbessern will.

Im Regionetzwerk Brandenburg führt Regioberaterin Charlotte Kling mit und auf den Betrieben Praxisversuche durch. "Wie kann Luzerneetablierung auf trockenen, sandigen Standorten gelingen und ist zwei mal einjähriges Landsberger Gemenge eine echte Alternative zu zweijährigem Luzernekleegras?" Diesen Fragen gehen Georg Ludwig und Charlotte Kling mit den angelegten Feldversuchen nach. Es gibt bereits zwei Versuchsanlagen am Betrieb, die im Rahmen des Feldtags besichtigt werden konnten.

Praxisversuche mit Luzerne in Reinsaat und Gemenge

Der Luzerne wurde in den Praxisversuchen bereits Vieles recht gemacht: Die Aussaat erfolgte so früh wie möglich und nach ausreichend Niederschlag Ende August 2021 und Mitte September 2022. Den Ansprüchen an pH-Wert und Nährstoffe wurde mit einer Saatbettkalkung und einer Schwefelgabe entsprochen. Zur Verminderung des Unkrautdrucks während der langen Jugendentwicklung und zum Schutz im Winter wurde die Luzerne mit Landsberger Gemenge und Pannonischen Wicken als Deckfrüchte etabliert, die im Frühjahr als erster Schnitt beerntet werden. Im ersten Versuchsjahr 2022 wurden lediglich gut 20 dt TM/ha in zwei Schnitten geerntet. Zwischen den Etablierungsvarianten mit und ohne Deckfrüchten gab es keine signifikanten Unterschiede. Dafür spiegelten die Bestände in ihrem Aufwuchs die heterogenen Bodenbedingungen wider. "Deckfrüchte verbesserten die Luzerneetablierung im Feldversuch nicht, verschlechterten sie jedoch auch nicht" zog Julia Toups ihr Fazit, die die Ergebnisse im Rahmen ihrer Masterarbeit ausgewertet hat. "In einem feuchten Frühjahr wie diesem wird sich zeigen, ob die Luzerne auch bei mehr Konkurrenz durch das Landsberger Gemenge und die Pannonischen Wicken bestehen kann. Eine wiederholte Anlage von Praxisversuchen ist besonders wichtig, um die richtigen Schlüsse zu ziehen", ergänzte Regioberaterin Charlotte Kling.

Perspektive Boden

Roman Kemper, Mitarbeiter am Fachgebiet Agrarökologie und organischer Landbau der Uni Bonn, setzt sich im Rahmen seiner Dissertation ausführlich mit den Wurzeleigenschaften von Zwischenfrüchten und Futterpflanzen auseinander. "Was oberirdisch wächst, ist bei Futterpflanzen in etwa der gleichen Masse auch unterirdisch zu erwarten." erklärte Kemper anhand der Ergebnisse aufwändiger Feldversuche mit Luzerne und Rotkleegras. Die untersuchten Zwischenfrüchte wie Grünroggen, Inkarnatklee, Lupine, Ölrettich, Phacelia und Winterrübsen zeigten hingegen ein geringeres Spross-Wurzel-Verhältnis als erwartet. "Futterpflanzen ticken ganz anders als Zwischenfrüchte, denn sie wollen mehrjährig wachsen und investieren daher mehr Energie in die Wurzeln", erklärte Kemper. "Wenn Luzerne jedoch im Sommer nicht wächst, wachsen auch die Wurzeln nicht." Unter diesen Umständen habe ein Landsberger Gemenge auch Vorteile, denn vor allem Gräser wie Rohrschwingel, die schnell viel Wurzelmasse bilden können, seien wichtig für den Aufbau von organischem Kohlenstoff im Boden. Außerdem hinterlasse Inkarnatklee eine gute Bodenstruktur. Die Dicke der Wurzel entscheidet über ihre Eigenschaften: Feinwurzeln sorgen für Aggregatstabilität, während dickere Wurzeln Bioporen schaffen können. In Feldversuchen wurde bei den Futterpflanzen Luzerne, Rohrschwingel und Kleegras eine große Anzahl dicker Wurzelstücke (>2 mm) in 40-50 cm Tiefe gefunden, wohingegen bei den untersuchten Zwischenfrüchten nur die Blaue Lupine eine nennenswerte Anzahl dieser aufwies. Kemper wies darauf hin, dass mehrjährige Futterpflanzen demnach auch für den Lufthaushalt im Boden unerlässlich seien.

Perspektive Klima

Anschließend stellten Amanda Birkmann und Prof. Ralf Bloch von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde alternative Feinleguminosenarten für die Standortbedingungen in Brandenburg unter Einfluss des Klimawandels vor. Nach Betrachtung der Etablierungs- und Ertragsleistung wurden Weißer Steinklee, Gewöhnlicher Hornklee und Erdklee als Arten mit zukünftig bester standortspezifischer Anbaueignung in Brandenburg identifiziert. "2 % gewöhnlicher Hornklee in der Mischung kann besonders auf sandigen Stellen mit geringem pH-Wert auf dem Schlag Bewuchs ermöglichen", empfahl Bloch, wobei der Einsatz in der Praxis bisher aufgrund der Saatgutpreise gering ist. Weißer Steinklee ist aufgrund des Cumaringehalts zur Futternutzung ausgeschlossen und somit nur für viehlose Betriebe eine Alternative. Erdklee adaptiert den Lebenszyklus an trockene Sommer, indem die eigenen Samen in die Erde wachsen, um dann bei den ersten Niederschlägen wieder zu keimen. Damit besteht er bei mittleren Jahresniederschlägen von 350 mm. "Erdklee ist vor allem als Untersaat in Getreide interessant, da die meisten Sorten unter unseren Bedingungen nicht winterhart sind" sagte Bloch und fügte hinzu: "Bodenbedeckung und Schattengare durch kleinwüchsige trockentolerante Feinleguminosen und Untergräser werden immer relevanter durch den Einfluss des Klimawandels. An der Lehr- und Forschungsstation der Hochschule in Wilmersdorf (Uckermark) gehen wir diesen wichtigen Fragestellungen für Brandenburg nach". In weiteren Feldversuchen zeigte der Anbau von Futterleguminosen im Gemenge mit Gräsern zwar keine höheren Erträge, jedoch war die Verunkrautung geringer. "Neophyten wie das giftige Frühlingskreuzkraut breiten sich besonders in lückigen Beständen aus" erklärt Landwirt Ludwig. Sein Fazit zu den Luzerneversuchen: "Für den ersten Schnitt im zweiten Hauptnutzungsjahr war zwar genug Wasser da, die Ernte ging jedoch mit dem Frühlingskreuzkraut in die Biogasanalage. Mit nur 20 dt TM/ha im ersten Hauptnutzungsjahr habe ich eineinhalb Jahre nach der Aussaat noch keinen nennenswerten Nutzen vom Luzernebestand gehabt." Es bleibt die Frage, welche Standorte in Brandenburg wirklich luzernefähig sind.

Der Feldtag in Bildern

Am Netzwerkbetrieb von Georg Ludwig gibt es bereits zwei Versuchsanlagen zur Etablierung von Luzerne. Foto: Charlotte Kling

Die Teilnehmenden tauschten sich mit Charlotte Kling zu Luzerne und Alternativen aus. Foto: August Bruckner

Die Wurzelbiomasse eines eineinhalbjährigen Luzernebestandes wurde am Feldtag etwas genauer unter die Lupe genommen. Foto: Charlotte Kling

Text: Charlotte Kling

Kontakt Regioberaterin

Charlotte Kling
Tel.+49 3334 657-239
ckling(at)hnee.de

Letztes Update dieser Seite: 12.09.2023