Düngung von Luzerne-Kleegras-Gemenge mit Struvit und Rohphosphat

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Bayern

2. Hintergrund

In ökologisch bewirtschafteten Böden treten häufig negative Phosphorsalden auf. Besonders bei hohen pH-Werten ist die Nachlieferung von pflanzenverfügbarem Phosphor (P) aus dem Bodenvorrat eingeschränkt. Struvit ist ein Recycling-Phosphordünger aus Kläranlagen und seit Anfang 2023 für den Ökolandbau zugelassen. Der vorliegende Versuch baut auf drei Versuchsjahren im NutriNet auf: Auf einem Netzwerkbetrieb in Bayern wurden verschiedene P-Dünger getestet und miteinander verglichen (zur Übersicht).

Im Versuchsjahr 2024 wurden die P-Dünger Struvit und Rohphosphat in einem Luzerne-Kleegras-Gemenge getestet.

3. Versuchsfrage(n)

Wie wirken sich Struvit und Rohphosphat (bei hohen pH-Werten) auf die P-Aufnahme, P-Verfügbarkeit und den Ertrag der nachfolgenden Kultur Luzerne-Kleegras-Gemenge aus?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-RaumTertiär-Hügelland Donau-Süd
Höhenlage (m ü NN)411
Bodenartschluffiger Lehm
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
FruchtfolgeAckerbohne – Winterroggen – Kleegras
Düngungkeine
PflegemaßnahmenKleegras, 3x beerntet
BodenuntersuchungenEUF-Bodenuntersuchung
Humus: 6,5 %
pH-Wert: 7,1
Stickstoff: 2/2,5 (Versorgungsstufe D)
Phosphor: 1/0,5 (Versorgungsstufe A)
Kalium: 2/3 (Versorgungsstufe A)
Calcium: 53/68 (Versorgungsstufe E)
Versuchsparameter
Versuchstyp*Praxisforschungsanlage: Einzelversuch (auf einem Betrieb)
AnlagetypParzellenversuch
Prüffaktor/enP-Düngung
FaktorstufenStruvit, Rohphosphat
Anzahl Wiederholungen4
PrüfmerkmaleFrischmasseertrag Luzerne-Kleegras 
Versuchszeitraum03/2024 – 09/2024

* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).

Versuchsskizze

Legende

BezeichnungVarianteDüngung in kg/ha
SStruvit70 kg P2O5/ha = 330 kg Dünger/ha
RPRohphosphat70 kg P2O5/ha = 269 kg Dünger/ha
0Kontrolle - 

5. Ergebnisse

Im Laufe des Versuchs erfolgten drei Schnitte (Anfang Mai, Ende Juni und Mitte August) zur Erfassung des Frischmasseertrags auf den einzelnen Parzellen. In Abbildung 2 wird ersichtlich, dass die Erträge zwischen den Varianten zu allen Schnittzeitpunkten recht ähnlich ausfallen. Es liegt kein signifikanter Unterschied zwischen den Varianten vor.

6. Diskussion

Die Witterungsbedingungen im Zeitraum März bis September 2024 (Abbildung 1) waren von erheblichen Schwankungen geprägt. Im Versuchszeitraum wurden ein sehr warmer Sommer und überdurchschnittliche Niederschlagsmengen vermerkt. Gerade die extremen Niederschläge könnten zu Staunässe und Sauerstoffmangel im Boden geführt haben, was das Wurzelwachstum beeinträchtigen kann. Dies würde die moderaten Gesamterträge aller Schnitte erklären.

Mit Bezug auf Abbildung 2 und eine durchgeführte ANOVA ist ersichtlich, dass die Frischmasseerträge in allen Parzellen keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den Varianten aufweisen. Struvit ist ein eher langsam löslicher Dünger, dessen Wirkung sich erst langfristig entfaltet. Auch Rohphosphat ist sehr schwer löslich, da es erst durch Bodenprozesse aufgeschlossen werden muss. Demnach könnte die Freisetzung bei beiden Varianten zu langsam erfolgt sein oder Phosphor war trotz der geringen Versorgungsstufe nicht der ertragslimitierende Faktor. 

7. Fazit und Ausblick

Die Versuchsanlage wurde 2024 das vierte Mal auf dem gleichen Standort angelegt. Der Boden zeichnet sich durch einen geringen Phosphorgehalt und einen hohen pH-Wert aus. Ein kurzfristiger Düngeeffekt aus dem Struvit, der bei Mangelsituationen erwartbar wäre, zeigte sich nicht. Bei den Frischmasseerträgen von Kleegras konnten nur geringe Unterschiede zwischen den Varianten festgestellt werden. Eine positive Wirkung auf den Ertrag konnte auch in den vorherigen drei Versuchsjahren weder durch die Düngung mit Struvit, noch durch die Düngung mit Rohphosphat nachgewiesen werden. Lediglich im ersten Versuchsjahr im Winterweizen konnte ein signifikant höherer Phosphorgehalt in der Sprossmasse der mit Struvit gedüngten Pflanzen nachgewiesen werden. Beide Düngemittel sollten somit als Ergänzungsdüngemittel angesehen werden, um die P-Bilanzen ausgeglichen zu halten. Der Einsatz von Struvit in Kulturen mit geringem Deckungsbeitrag ist momentan wirtschaftlich nicht sinnvoll.

Struvit ist als Dünger im Ökolandbau noch weitestgehend unerforscht, aber als Recyclingdünger ein möglicher Baustein zur Schließung des Nährstoffkreislaufs. Um Empfehlungen für ihren Einsatz ableiten zu können, sollten weitere Versuche durchgeführt werden. 

Text: Victoria Altvater, Hannes Schulz, Anne Droscha, Elisa Mutz
Datum: 2.12.2025

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Letztes Update dieser Seite: 02.12.2025