Biodiversität im Boden bestimmen und fördern

Regelmäßige Bodenuntersuchungen ermöglichen es, einzuschätzen, wie sich die Bewirtschaftung auf beispielsweise Bodennährstoffe oder den pH-Wert des Bodens auswirkt. Auch biologische oder physikalische Aspekte tragen zur Bodenfruchtbarkeit bei. Ein Feldtag im NutriNet zeigte auf, mit welchen Feldmethoden Praktiker*innen überprüfen können, wie es um das Bodengefüge und das Bodenleben in ihrem Ackerboden steht. Die Veranstaltung fand Ende Oktober auf den NutriNet Betrieben Biotal Eselsburg und Georg Weith nahe Ulm statt.

Am Vormittag stellten Dr. Ulrich Hampl (Demeter Beratung e.V.) und Dr. Sybille Faust (DüngungsNetzwerk BW) Maßnahmen vor, um die Bodenfruchtbarkeit zu fördern und diese am Feld zu beurteilen. Am Nachmittag führten die Teilnehmenden verschiedene Methoden selbst durch. Mithilfe der Spatendiagnose erfolgte eine Feldgefügeansprache, um unter anderem die Struktur des Bodens, die Durchwurzelung und die Porenverteilung zu untersuchen. Eine Anleitung dafür entwickelte das Thünen-Institut gemeinsam mit der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung e.V.

Auch die Aggregatstabilität des Bodens wurde genauer untersucht. Aggregate, die durch das Zusammenwirken der Bodenbiologie (Wurzelexsudate, Mikroorganismen, Bodenfauna wie Regenwürmer) entstanden sind, sind in Wasser relativ stabil und zerfallen nicht wesentlich. Am Feld können kleine Aggregate mit einem Durchmesser von drei bis fünf Millimetern in mit Wasser gefüllte Eiswürfelbecher gegeben werden und der Zerfall kann beurteilt werden.

Um die mikrobielle Aktivität zu messen, eignet sich die Teebeutelmethode (Tea Bag Index Methode). Dafür werden trockene Teebeutel in einer festgelegten Tiefe (z.B. 8 cm) an mehreren Stellen im Feld vergraben. Nach einem vorher definierten Zeitraum (z.B. nach 90 Tagen) werden die Teebeutel wieder ausgegraben, getrocknet, Bodenreste entfernt und gewogen. Daraus kann der Masseverlust im Vergleich zum ursprünglich vergrabenen Teebeutel abgeleitet werden. Vergräbt man Teebeutel in verschiedenen Schlägen und unter verschiedenen Kulturen, zeigt sich nach mehreren Wochen, wo das Zersetzungspotenzial stärker ist.

Die Teilnehmenden des Feldtags interessierten sich sehr für Mykorrhizapilze in Ackerböden. Wie können diese besonders gefördert werden? Und wie kann gemessen werden, wie sehr diese in den Böden ausgebildet sind? Die meisten Kulturpflanzen gehen eine Symbiose mit arbuskulären Mykorrhizapilzen ein. Ausnahmen sind Zuckerrübe, Lupine oder Kreuzblütler wie Senf oder Raps. Die Hyphen der Pilze erschließen ein größeres Bodenvolumen als die Pflanzenwurzeln und ermöglichen der Pflanze Zugang zu zusätzlichen Nährstoffen und Wasser. Zudem schützt die Mykorrhizierung die Pflanzenwurzel vor Pathogenen, verhindert die Aufnahme von Schwermetallen durch die Pflanze und fördert die Aggregatbildung des Bodens. Mit bloßem Auge lässt sich nicht feststellen, wie stark die Symbiose der Kulturpflanze mit Mykorrhiza ausgebildet ist. Dafür werden Labormethoden benötigt.

Um Mykorrhiza im Boden zu fördern, ist eine durchdachte Fruchtfolge förderlich. Nach Kulturen, die keine Symbiose eingehen, bietet es sich an, eine Haupt- oder Zwischenfrucht zu säen, die eine Symbiose mit Mykorrhiza ausbilden kann. Wurzeln von Leguminosen werden stärker mykorrhiziert als Wurzeln von Gräsern, sodass der Anbau von Leguminosen die Ausbildung des Pilzes fördert. Düngung mit Rottemist und Kompost fördert die Mykorrhizierung mehr als eine Düngung von Gülle. Eine zusätzliche Impfung des Bodens mit Mykorrhizasporen ist ökonomisch meist nicht sinnvoll. Die Sporen sind in den Böden schon vorhanden und zudem an den Standort und die Bodenbedingungen angepasst.

Der Feldtag in Bildern

Aggregate, die durch das Zusammenwirken der Bodenbiologie entstanden sind, sind in Wasser relativ stabil und zerfallen nicht wesentlich. Foto: Peter Hinterstoißer

Ein Eiswürfelbehälter eignet sich, um kleine Aggregate in Wasser zu geben und den Zerfall zu beurteilen. Foto: Peter Hinterstoißer

Die Teebeutel waren nach fünf Wochen unter der Erde schon deutlich zersetzt. Foto: Peter Hinterstoißer

Auf manchen Schlägen waren die Teebeutel fast gänzlich abgebaut, wie hier nach fünf Wochen unter mehrjährigem Kleegras. Foto: Peter Hinterstoißer

 

Text: Dr. Sybille Faust, Elisa Mutz

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Peter Hinterstoißer
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Peter.Hinterstoisser(at)demeter-beratung.de

Letztes Update dieser Seite: 09.01.2024