Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffmanagement

Nur ein fruchtbarer Boden mit einer guten Bodenstruktur, einem ausreichenden Humusanteil und einem gesunden Bodenleben kann sich selbst regulieren, organisches Material in pflanzenverfügbare Nährstoffe umwandeln und nachhaltig gute Erträge erzielen. Gerade vor dem Hintergrund sich ändernder Umwelteinflüsse (z.B. durch den Klimawandel) sind solche Selbstregulationsfähigkeiten von besonderer Bedeutung. Die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu fördern ist ein wesentliches Ziel der ökologischen Bewirtschaftung.

An dieser Stelle soll es nicht darum gehen, den Begriff der Bodenfruchtbarkeit umfassend zu beschreiben. Stattdessen greifen wir ausgewählte Aspekte auf, die für das Nährstoffmanagement auf einem landwirtschaftlichen Betrieb von besonderer Bedeutung sind.

Bodenfruchtbarkeit - eine Annäherung

Eine einheitliche Definition der Bodenfruchtbarkeit gibt es nicht. Häufig wird sie anhand des Ertrages bewertet. Jedoch scheint eine ganzheitlichere Betrachtungsweise zielführender. Sie umfasst die Eigenschaften des lebendigen Bodens wie beispielsweise das Zusammenspiel der Bodenorganismen, die Effizienz der Nährstoffumsetzung und die Regenerationsfähigkeit des Bodens.

Zu einer Betrachtung der Bodenfruchtbarkeit gehört neben der umfassenden Wahrnehmung des Bodens und seiner Wirkung auf die Pflanze (z.B. durch Anschauen, Anfassen, Riechen) auch die Messung und Auswertung physikalischer, chemischer und biologischer Eigenschaften.

Folgende Eigenschaften können herangezogen werden, um die Bodenfruchtbarkeit zu beschreiben:

1. Physikalische Eigenschaften

  • Durchwurzelbarkeit/-tiefe (Gründigkeit)

  • Bodengefüge

    • Anteil an Fein-, Mittel- und Grobporen

    • Wasserhaushalt (Feldkapazität)

    • Lufthaushalt

2. Chemische Eigenschaften

  • Nährstoffgehalt

  • Kationenaustauschkapazität (KAK)

  • Bodenreaktion (pH-Wert)

  • Humusanteil

3. Biologische Eigenschaften

  • Mikroorganismen (Pilze, Bakterien etc.)

  • Mikro-, Meso- und Makrofauna

Einige der Eigenschaften, die besonders gut geeignet sind, um in der landwirtschaftlichen Praxis die Bodenfruchtbarkeit zu bewerten, erläutern wir hier.

Einfluss von Bewirtschaftungsmaßnahmen auf die Bodenfruchtbarkeit

Jede Fläche weist eine natürliche Bodenfruchtbarkeit auf, die durch die vorhandenen Standortgegebenheiten wie Klima, Ausgangsgestein (Bodenart), Flora und Fauna beeinflusst wird. Auf landwirtschaftlich genutzten Standorten lässt sich die Bodenfruchtbarkeit innerhalb des vorgegebenen Rahmens zusätzlich durch die Art und Intensität der Bewirtschaftungsmaßnahmen steuern. Die Bewirtschaftungsmaßnahmen lassen sich in folgende Kategorien einteilen:

  • Ackerbauliche Maßnahmen
    Durch die Grundbodenbearbeitung und Pflegemaßnahmen werden der Umsatz organischer Substanz und daraus folgend die Nährstoffverfügbarkeit gesteuert und Nährstoffkonkurrenten wie eine zu hohe Anzahl an unerwünschten Beikräutern reguliert. Zudem haben die Bearbeitungsmaßnahmen Einfluss auf das Gefüge und somit auf den Bodenwasser- und Lufthaushalt.
  • Pflanzenbauliche Maßnahmen
    Über die Fruchtfolge wird das Maß an humusaufbauenden und humuszehrenden Kulturen bestimmt. Durch einen geschickten Fruchtwechsel wird das Aufkommen von Krankheiten und Beikräutern reguliert. Daneben bietet eine weite Fruchtfolge mit Haupt- und Zwischenfrüchten die Möglichkeit Nährstoffe im Kreislauf zu halten, dem Boden organisches Material und Nährstoffe (Leguminosen) zuzuführen, Nährstoffe zu mobilisieren und den Boden zu lockern (z.B. Luzerne, Lupine).
  • Düngemaßnahmen
    Neben der Ernährung von Pflanzen haben die wesentlichen Makro- und Mikronährstoffe auch wichtige Einflüsse auf die natürlichen Funktionen eines Bodens. Diese können bei Mangel oder Ungleichgewichten gezielt ausgebracht werden und haben somit direkten Einfluss auf die chemischen, physikalischen sowie biologischen Eigenschaften eines Bodens.

Zusammenhang zwischen Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffmanagement

Der Zustand der Bodenfruchtbarkeit und die Art und Weise der Bewirtschaftung stehen in engem Zusammenhang mit dem Nährstoffmanagement eines Betriebes. Ist der Boden beispielsweise schwach an Struktur (Aggregaten, Kolloiden etc.), werden verschiedene Parameter wie zum Beispiel der Bodenwasserhaushalt und daraus resultierend Mikroorganismen negativ beeinflusst. Dies führt wiederum zu einer Beeinträchtigung des Nährstoffumsatzes.

Einzelne Bodeneigenschaften oder die Wirkungen einer Maßnahme lassen sich nicht isoliert betrachten, da sie in ständiger Wechselwirkung miteinander stehen. Ziel eines betrieblichen Nährstoffmanagements sollte stets die langfristige und nachhaltige Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und damit aller relevanten Bodeneigenschaften sein – unter Berücksichtigung der betrieblichen Möglichkeiten und Voraussetzungen des Standortes.

Auf den folgenden Seiten erklären wir, welche Bodeneigenschaften das Fruchtbarkeitspotenzial eines Bodens wesentlich beeinflussen und wie sich der Zustand des Bodens anhand sichtbarer Merkmale mit geringem Aufwand bewerten lässt.

Text: August Bruckner


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Literaturtipps

  • BioAustria, Bioland, BioSuisse, Demeter, FiBL, Naturland, IBLA (Hrsg.): Dossier "Grundlagen der Bodenfruchtbarkeit. Die Beziehung zum Boden gestalten" (Download pdf-Datei, 2,9 MB)
Letztes Update dieser Seite: 06.09.2023