Zwischenfruchtanbau in Trockengebieten

Wie kann Zwischenfruchtanbau angesichts der Klimakrise mit Trockenheit und heißeren Temperaturen gelingen? Dieser Frage wollte Moritz Reimer mit einem Versuch im Rahmen des NutriNet-Projekts zumindest ein Stück näher kommen. Die Erfahrungen und Ergebnisse von Praxisversuchen teilten der Betriebsleiter des Stiftsgut Hornburg und die Regioberaterin des NutriNets Katharina Winter Mitte Oktober mit 30 Kolleginnen und Kollegen auf einem Feldtag.

Regioberaterin Katharina Winter gegrüßte die Besuchenden des Feldtags, stellte ihnen das NutriNet-Projekt vor und beschrieb die beiden großen Themen des Projekts: Nährstoffmanagement und Praxisforschung. Sie schilderte ihre Arbeit, angefangen von der Bildung der Regiogruppen bis zur Anlage von Versuchen auf den Betrieben. "Die Versuchsfragen stammen von den Betrieben, das Versuchsdesign entwickeln wir gemeinsam", sagte Winter und ergänzte: "So können wir wissenschaftlich auswertbare Versuche etablieren, die gegebenenfalls verwertbare Aussagen für die gesamte Landwirtschaft hervorbringen."
Zwischenzeitlich überlagert das Thema Trockenheit alle Fragestellungen zur Nährstoffversorgung. So auch auf dem Betrieb von Moritz Reimer in Hornburg nahe Braunschweig. Reimers erläuterte seinen Kolleg*innen die Versuchsfrage: Wie kann die Stoppelbearbeitung unter sehr trockenen Bedingungen gestaltet werden, um gute Zwischenfruchtaufwüchse und damit beste Nährstoffbindung für die folgende Hauptfrucht zu erreichen? 

Mehrmalige Stoppelbearbeitung vor der Zwischenfrucht (ZF)-Aussaat wäre zwar eine sinnvolle Maßnahme gegen Wurzelunkräuter, führt aber zu höherer Verdunstung aus dem Boden. Außerdem regt sie Samenunkräuter und Ausfallgetreide zum Keimen an, die dann in Konkurrenz zur Zwischenfrucht stehen. Eine möglichst direkte Aussaat der ZF nach dem Drusch mit geringer Bearbeitungsintensität könnte den Feuchtegehalt des Bodens erhalten und die Wasserkonkurrenz durch Ausfallgetreide verringern.

Auf die Stoppelbearbeitung kommt es an

Die Stoppelbearbeitung ist die entscheidende Bewirtschaftungsmaßnahme für den Erfolg des ZF-Anbaus, aber auch für den Erfolg der folgenden Hauptkultur. Reimers sprach mit seinem Berater und der NutriNet Regio-Beraterin Katharina Winter, wie das im Boden vorhandene Wasser bestmöglich nutzbar ist. "Möglicherweise kann die Zwischenfrucht auch Wasser im Boden halten, sofern sie einmal etabliert ist", sagte er. Dies bestätigte Wasserschutzberater Benedikt Puschmann vom Büro Geries Ingenieure GmbH, der mit am Aufbau des Versuchs beteiligt ist.
Den Versuch mit vier verschiedenen Bodenbearbeitungsvarianten hat Moritz Reimer als Streifenversuch angelegt. Die Streifen stehen auf dem Versuchsfeld in dreimaliger Wiederholung, wobei Reimers in jeder Wiederholung eine andere Düngung vornahm (siehe Tab.).

PrüffaktorenUnterschiedliche Bodenbearbeitung und Düngung
Faktorstufen DüngungOhne Düngung OD, Bullenmist BM, Hühnertrockenkot HTK
Faktorstufen BearbeitungV1. StripTill mit Horsch Focus, Aussaattermin 22.07.2022
V2. Paragrubber + Direktsaat, Aussaattermin 22.07.2022
V3. 2 x Grubber+1 x Paragrubber, Aussaattermin 17.08.2022
V4. 2 x Grubber+1 x Mulchsaatgrubber, Aussaattermin 17.08.2022

In allen Varianten wurde die selbst zusammengestellte Zwischenfruchtmischung (abfrierend) gesät. Sie besteht aus den folgenden Komponenten: Ölrettich 4 %, Weißer Senf, Gelbsenf 3 %, Phacelia 8 %, Rauhafer 22 %, Sonnenblumen 5 %, Öllein 7 %, Ramtillkraut 2 %, Sudangras 5 %, Sommerwicke 44 % Gewichtsanteile.

Einfache Spatenprobe zeigt viel

Der Bioland-Ackerbauberater Paul Schlegel erklärte auf dem Feldtag ausführlich das Vorgehen bei der Spatenprobe. Sein Tipp: "Immer einen Spaten mitnehmen zum Acker und schauen, was unten im Boden los ist". Denn nur acht Prozent der oberirdischen Biomasse werden zu Humus umgebaut, aber 46 Prozent der Wurzelmasse. Per Spatenprobe prüfte Schlegel die Durchwurzelung aus den vier verschiedenen Bearbeitungsvarianten und analysierte die Probe. Die frühen, direkt am Tag nach dem Mähdrusch gesäten Varianten, zeigten eine deutlich tiefere Durchwurzelung. An allen Wurzeln war Erdanhang zu finden, was für ein aktives Bodenleben spricht.

Paul Schlegel zeigte mit der Bodensonde, dass Variante drei offenbar am besten geeignet ist den Boden zu lockern. Hier wurde mit dem Paragrubber circa 25 cm tief gearbeitet. Durch seine Scharformen lockert er den Boden tief, ohne ihn zu durchmischen.

Problematisch sieht der Betriebsleiter bei den direkt gesäten Varianten den Unkrautbesatz mit Weißem Gänsefuss. "Die deutlich sichtbaren Unterschiede, können aber noch kein abschließendes Urteil zu den verschiedenen Verfahren geben", sagte Moritz Reimer. Außerdem hat die Jahreswitterung große Auswirkungen auf das Wachstum der Zwischenfrucht. "Nächstes Jahr lege ich den Versuch nochmal genauso an, als Wiederholung", sagte er.

Der Versuch wird weiter ausgewertet von dem Masterstudenten Benedikt Blaut von der Uni Halle, der erläuterte, welche Analysen vorgenommen werden:

  • Nmin und Bodenfeuchtemessungen zur Nachernte, 29.September, Vegetationsende (Nov.), Vegetationsbeginn (März)
  • Bedeckungsgrad ZF
  • Ertrag Zuckerrübe

Das Bodenprofil zeigt die Bodenqualität

Auf dem Versuchsacker wurde ein Bodenprofil von 110 cm Tiefe gegraben. Wasserschutzberater Benedikt Puschmann machte die Bodenanspache und beschrieb den Boden mit gut 50 cm humosen A-Horizont und darunterliegendem hellen Löss als tiefen Kolluvisol. Er beglückwünschte den Betriebsleiter zu seinem guten Boden. Durch die Probe mit Salzsäure konnte freier Kalk identifiziert werden. Puschmann erklärte: „Freier Kalk ist wichtig für die Krümelbildung, quasi der Kitt für die Ton-Humus-Komplexe und damit gut für die Bodenstruktur.“ Magnesium ist eher im Mangel wie Bodenanalysen ergeben haben. Andere auswaschungsgefährdete Nährstoffe, allen voran Stickstoff würden aber nicht verloren gehen. "Die geringen Niederschläge und damit der trockene Boden, der eine Feldkapazität in der Durchwurzelungstiefe (110 cm) von 400 Millimeter hat, machen eine Sickerwasserbildung an diesem Standort unmöglich. So viel Regen wird hier im Winter erfahrungsgemäß nicht fallen", sagte der Wasserschutzberater.

Boden-Klima-RaumLößböden Ackerebene Ost
Höhenlage Betrieb100-250 m
BodenartMitteltoniger Schluff Ut3
Jahresniederschlagin den letzten 20 Jahren ø 500 mm
Jahresdurchschnittstemperatur8,1°C

Die Besucher*innen des Feldtags gingen mit neuen Ideen zur Gestaltung des Zwischenfruchtanbaus auf ihren Betrieben nach Hause. Katharina Winter wies darauf hin, dass die weitere Entwicklung auf dem Versuchsfeld in Hornburg und die Analyseergebnisse auf der NutriNet-Internetseite nachverfolgt werden können: www.nutrinet.agrarpraxisforschung.de/.

Der Feldtag in Bildern

NutriNet-Feldtag auf dem Versuchsfeld in Hornburg. Foto: Katharina Winter

Die Besucher*innen des Feldtags konnten sich die im Versuch genutzten Maschinen ansehen. Foto: Katharina Winter

Bioland-Ackerbauberater Paul Schlegel und Wasserschutzberater Benedikt Puschmann bei der Durchführung der Spatenprobe. Foto: Katharina Winter

Paul Schlegel analysiert die Spatenprobe gemeinsam mit den Besuchenden. Foto: Katharina Winter

Im Boden zeigt sich eine gute Durchwurzelung. Foto: Katharina Winter

Bodenprofil vom Versuchsacker in Hornburg. Foto Moritz Reimer

Wasserschutzberater Benedikt Puschmann bewertet ganz anschaulich den Boden. Foto: Katharina Winter

Text und Fotos außer Bodenprofil: Katharina Winter, Foto Bodenprofil: Moritz Reimer

Ansprechpartnerin

Katharina Winter

Katharina Winter
Tel. +49 176 15510500
katharina.winter(at)bioland.de

Letztes Update dieser Seite: 22.11.2022