Die Nährstoffsituation erfassen

Nährstoffe fließen in beachtlicher Anzahl in inner- sowie überbetrieblichen Kreisläufen durch landwirtschaftliche Betriebe. Ein effizientes Nährstoffmanagement ist darauf ausgelegt, die Nährstoffströme zu kennen und gezielt zu lenken und somit umweltschädliche und teure Nährstoffverluste zu reduzieren. Ein grundlegendes Wissen über die Nährstoffsituation auf dem Betrieb ist hierfür die Voraussetzung.

Die Ausgangsbasis

Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb gibt es vielfältige Nährstoffströme: Nährstoffe können biologisch dem System zugeführt werden - z.B. wird über Knöllchenbakterien an der Leguminosenwurzel Stickstoff (N) aus der Luft fixiert und der Pflanze sowie dem Boden zugeführt. Ebenso können Pflanzen auf biologische Weise über Wurzelausscheidungen schwerlösliche Nährstoffe im Boden pflanzenverfügbar machen.

Über Ernterückstände, organische Dünger wie Gülle und Mist sowie über Handelsdünger werden dem Boden Nährstoffe zugeführt, hier bestimmt der Landwirt häufig Menge und Art der Nährstoffzufuhr. Neben der Zufuhr gibt es auch Abfuhrkanäle: An erster Stelle steht hier der Verkauf von Ernteprodukten. Durch die Ernte werden dem Betrieb häufig große Mengen an Nährstoffen entzogen. Auch Auswaschung von Nährstoffen kann zu Nährstoffverlusten führen.

Manche Nährstoffströme halten sich aber auch die Waage: Nährstoffe, die dem Feld durch das Mähen von Gras entzogen werden, können z.B. anschließend an Rinder verfüttert werden und über den Wirtschaftsdünger wieder auf das Feld gelangen.

Die Erfassung aller Nährstoffströme eines Betriebes ist die Basis für ein daraus abgeleitetes betriebsindividuelles Nährstoffmanagement. Der/die Landwirt*in muss dabei herausfinden:

  • Was kommt an Nährstoffen in den Betrieb rein, was verlässt den Betrieb?
  • In welcher Form liegen die Nährstoffe im Betrieb vor?
  • In welcher Versorgungsstufe befinden sich die Flächen des Betriebs?
  • Wo gibt es Verlustquellen?

Erfassen, was erfasst werden kann

Die Erfassung einiger Werte, z.B. die auf jedem Schlag ausgebrachten Stickstoff- und Phosphormengen, ist durch die Düngeverordnung gesetzlich vorgeschrieben. Diese Vorgaben gelten für alle landwirtschaftlichen Betriebe, eine Nichteinhaltung kann folgenreiche Konsequenzen haben. Doch auch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus gibt es Werte, die ein landwirtschaftlicher Betrieb erfassen bzw. bilanzieren sollte, um einen guten Überblick über die Nährstoffsituation des eigenen Betriebes zu bekommen und ein betriebsindividuelles Nährstoffmanagement ableiten zu können:

Analytik

  • Analyse der Bodenversorgung mit Hauptnährstoffen (Bodenuntersuchungen), bei Sonderkulturen oder Mangelsymptomen an Pflanzen ggf. die Bodenversorgung mit Spurenelementen. Bei Mangelsymptomen ggf. auch Daten zur Pflanzenversorgung (Pflanzenanalysen)
  • Zusätzlich zu Hauptnährstoffen solllte der pH-Wert des Bodens erfasst werden
  • Humusgehaltsklasse der Böden, dies lässt auf Nährstoffdynamiken schließen
  • Nährstoffgehaltswerte von organischen Wirtschaftsdüngern
  • Nährstoffgehaltswerte von organischen sowie mineralischen Handelsdüngern
  • Nährstoffgehaltswerte von Grund- und Kraftfutter

Bilanzierung

  • Stoffstrombilanz - Bewertung inner- sowie überbetrieblicher Nährstoffflüsse
  • Schlagbilanz - Bewertung der Nährstoffströme auf Schlagebene
  • Humusbilanz - Bewertung des Anbausystems bzw. der Fruchtfolge hinsichtlich Änderungen im Humusvorrat
  • Düngebedarfsermittlung - Ermittlung des N- und P-Düngebedarfs auf Schlagebene

Alle durch Analytik oder Bilanzierung gewonnen Werte sollten – wenn möglich auf Schlagebene – gut dokumentiert werden. Dies gilt auch für alle getätigten Maßnahmen im Bereich Nährstoffmanagement (Fruchtfolge, Zukauf und Ausbringung von Wirtschafts- und Handelsdüngemitteln, etc.).

Text: Alexander Watzka


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Letztes Update dieser Seite: 06.09.2023