Dokumentation und Nährstoffbilanzen

Eine ausgewogene Nährstoffversorgung von Boden und Pflanze ist einer der Schlüssel für einen erfolgreichen Pflanzenbau. Besonders im ökologischen Landbau ist eine langfristige Planung der Nährstoffversorgung aufgrund der Mineralisierungseigenschaften zulässiger Düngemittel von höchster Priorität. Eine detaillierte Dokumentation hilft dabei, Nährstoffflüsse zu erfassen und das betriebliche Nährstoffmanagement zu optimieren. Die Düngeverordnung stellt diesbezüglich Anforderung an jeden Betrieb. Verschiedene Schlagkarteien bieten die Dokumentation deshalb als Basisanwendung an. Gerade für ökologisch wirtschaftende Betriebe ist es jedoch empfehlenswert, über den Tellerrand der Düngeverordnung hinaus zu schauen und unterschiedliche Formen der Nährstoffbilanzierung zu nutzen.

Vorgaben durch die Düngeverordnung und Vorteile von Ackerschlagkarteien

Die Düngeveordnung gibt vor, was Landwirt*innen mindestens dokumentieren müssen. Beispielsweise muss schlagbezogen die Art und Menge an ausgebrachtem Wirtschaftsdünger dokumentiert werden. In Kombination mit den durch die Düngeverordnung bereitgestellten Informationen zu den Nährstoffgehalten der aufgeführten Wirtschaftsdünger ergeben sich nützliche Hinweise bezüglich der Nährstoffzufuhr pro Fläche. Diese können in Kombination mit den verbandsspezifischen Reglementierungen als erster Ansatz für die betriebsindividuelle Düngeplanung genutzt werden.

Die Dokumentation der gesetzlich erforderlichen Mindeststandards wird durch die Verwendung von Ackerschlagkarteien erleichtert. Diese haben in der Regel den zusätzlichen Nutzen, dass sie für die Hauptnährstoffe N, P und K die Nährstoffsalden der einzelnen Schläge berechnen.

Einführung in die Nährstoffbilanzierung

Nährstoffbilanzen dienen der Erfassung der inner- und außerbetrieblichen (bzw. dem Betrieb zugeführten) Nährstoffe. Die Differenz zwischen diesen beiden Größen bildet ein Saldo, auf dessen Grundlage sich später Aussagen bezüglich des Nährstoffeinsatzes und der betrieblichen Nährstoffeffizienz machen lassen. Für die Erstellung einer Nährstoffbilanz ist es notwendig die Bezugsebene (Betrieb, Stall, Schlag etc.) und den Bilanzzeitraum (z.B. Wirtschaftsjahr) festzulegen.

Nährstoffsaldo = Nährstoffzufuhr - Nährstoffabfuhr

Die Nährstoffbilanzierung ist der erste Schritt, um Schwachpunkte im Nährstoffmanagement des Betriebes aufzudecken. Hier gilt: je besser die Datenqualität, desto aussagekräftiger sind die Ergebnisse. Ein Teil der Daten ergibt sich aus der Buchführung des Betriebes und aus eigenen Aufzeichnungen der Landwirt*innen, andere Werte können geschätzt, berechnet oder aus Richtwerten entnommen werden.

Formen der Bilanzierung

Grundsätzlich gibt es drei gängige Bezugsebenen:

  • Gesamtbetrieb
  • Bilanzfläche (gesamte in der landwirtschaftlichen Nutzung liegende Fläche)
  • Schlag

Hoftor- bzw. - Stoffstrombilanz

Für die Düngemittelverordnung ist aktuell die Betriebsebene relevant (Stand 10.09.2020). Neben der Düngebedarfsermittlung müssen Landwirt*innen eine Stoffstrombilanz für die Nährstoffe Stickstoff und Phosphor erstellen, früher als Hoftor-Bilanz bekannt.

Bei der Stoffstrombilanz werden auf der Grundlage der landwirtschaftlichen Nutzfläche alle in den Betrieb fließenden Nährstoffströme (zugekaufte organische und mineralische Düngemittel, Saat- und Pflanzgut, Futtermittel, Zucht- und Nutzvieh, N-Fixierung der Leguminosen) und den Betrieb verlassende Nährstoffströme (verkaufte organische und mineralische Düngemittel, Saat- und Pflanzgut, Ernteprodukte, tierische Erzeugnisse, Zucht- und Nutztiere) bilanziert. Die Stoffstrombilanzen können durch Berücksichtigung des natürlichen Stickstoff-Eintrags (N-Deposition) und der N-Verluste der Wirtschaftsdünger (Lagerung und Ausbringung) ergänzt werden. Die sich daraus berechneten Salden werden in Kilogramm Nährstoff pro Hektar angegeben. Die für die Stoffstrombilanz verwendeten Daten sind gut belegbar, was ihre Aussagekraft stärkt. Allerdings kommen einige Richtwerte, z.B. Nährstoffgehalte von pflanzlichen Erzeugnissen, aus der konventionellen Landwirtschaft, welche von einem höheren Nährstoffniveau gekennzeichnet ist. In der ökologischen Landwirtschaft fallen die Gehalte an Nährstoffen in den Fruchtarten vermutlich geringer aus. Das birgt eine gewisse Unsicherheit.

Schlagbilanz

Die Schlagbilanz stellt die Bilanzierungsform mit der kleinsten Bezugsebene dar. Mit ihr kann feldbezogen die Nährstoffsituation für jede Kultur bzw. Fruchtfolgerotation erfasst werden. Diese Form der Bilanzierung ist für den Betrieb von großer Bedeutung, um das Nährstoffmanagement zu optimieren.

Humusbilanz

Bei der Humusbilanz vergleicht man die Zufuhr und den Abbau von organischer Substanz (organischem Kohlenstoff) eines Anbausystems. Ein negativer Saldo zeigt einen potenziellen Humusabbau an, ein positiver Saldo einen potenziellen Humusaufbau. Die Humusbilanz kann auf Schlagebene, aber auch auf die Ebene der Fruchtfolge angewandt werden und verfolgt im Prinzip folgendes Schema:

Der Einfluss von Standortfaktoren ist für die Humusreproduktion eines Anbauverfahrens auf einem Schlag von größter Bedeutung. Klima und Bodenart bestimmen im Wesentlichen die Menge und Rate der Humusreproduktionsleistung. Die Faktoren des Anbauverfahrens gliedern sich in Fruchtarten (humusmehrend oder -zehrend) und organische Düngung. Die Humuswirksamkeit der Kulturen und organischen Düngemittel wird in Kilogramm Humusäquivalenten/Hektar angegeben und kann aus Richtwerten entnommen werden. Es gibt zahlreiche Modelle zur Humusbilanzierung (z.B. Repro), die aber einen erhöhten Dokumentationsaufwand mit sich bringen und häufig eine begleitende Fachberatung erfordern.

Tools für Bilanzierung und Planung des Nährstoffmanagements

Im Folgenden werden verschiedene Tools für die Bilanzierung, Berechnung und Planung bestimmter Bereiche des Nährstoffmanagements aufgeführt.

Nährstoffbilanzierung

Für die Nährstoffbilanzierung stehen verschiedene Tools zur Verfügung:

Zur analogen Berechnung von Nährstoffbilanzen können Formblätter der Landwirtschaftsämter genutzt werden.

Das Bilanzierungs- und Empfehlungssystem Düngung „BESyD“ vom Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft ermöglicht umfangreiche Bilanzierungen (Stoffstrom-, Schlagbilanz, Humusbilanz, Düngebedarfsermittlung). Dieses Programm ist allerdings nur für die neuen Bundesländer mit Standortfaktoren (z.B. Boden-Klima-Raum) ausgestattet und daher nicht für die Nutzung in den alten Bundesländern zu empfehlen.

Humusbilanzierung

Ein einfaches Bilanzierungstool mit klassischen konventionellen Kulturen steht auf der Internetseite der Saaten-Union zur Verfügung. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bietet ebenfalls eine Excel-Anwendung an, bei der auch eine Humusbilanzierung für ökologisch wirtschaftende Betriebe möglich ist. BESyD verfügt im Gesamtpaket ebenfalls über eine Humusbilanzierung.

Bewertung der Fixierleistung von Leguminosen

Mit dem N-Saldo-Rechner des Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) können Fixierleistungen von Futterleguminosen verschiedener Verwertungsrichtungen berechnet werden. Die Anwendung kann als Exceldatei unter dem angegebenen Link heruntergeladen werden. Der ebenfalls auf dieser Seite verfügbare Schätztrainer unterstützt bei der richtigen Bestimmung des Kleegrasanteils.

Düngeplanung

Besonders für den Gemüseanbau geeignet ist die Düngeplanungsanwendung NDICEA vom Louis Bolk Institut. Diese kalkuliert das vorraussichtlich für eine Kultur zur Verfügung stehende Stickstoffangebot und stellt diesem den Bedarf der Kultur gegenüber. Ergebnis ist ein entsprechender Hinweis, inwieweit die aktuelle Bewirtschaftung - bestehend aus Fruchtfolgegestaltung und Düngemaßnahmen - den N-Bedarf der Kulturen deckt. Anpassungen können in beiden Handlungsfeldern vorgenommen und kalkuliert werden. Nachteilig ist, dass die Anwendung bisher nur auf Englisch, Spanisch und Niederländisch verfügbar ist. Auch regionale Gegebenheiten lassen sich nicht besonders gut abbilden. Eine begleitende Fachberatung ist bei dieser Anwendung eine nützliche Ergänzung zur Durchführung der Kalkulationen.

Text: August Bruckner und Hannes Schulz


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Letztes Update dieser Seite: 08.02.2024