Praxisforschung im NutriNet - Eine Perspektive der Betriebe

Seit 2019 führen im NutriNet 60 Biobetriebe in ganz Deutschland Feldversuche zum Nährstoffmanagement durch. Wie schätzen die beteiligten Landwirt*innen das Format Praxisforschung ein? Eine aktuelle Umfrage unter den NutriNet Betrieben macht den Mehrwert deutlich, der durch die Praxisversuche und den Austausch untereinander entsteht.

An der Onlineumfrage haben knapp über die Hälfte der Betriebe teilgenommen1. Die Ergebnisse repräsentieren folglich keinesfalls die Erfahrungen aller Betriebe. Sie geben dem NutriNet-Team dennoch Anregungen für eine zukünftige Umsetzung der Austausch- und Versuchsformate.

Wissensgewinn durch Austausch

Zunächst sticht heraus, dass bereits über 90 % der Landwirt*innen neue Erkenntnisse im Bereich des Nährstoffmanagements dazugewonnen zu haben (Abbildung 1), besonders in den Bereichen Kompost, Düngung, Nährstoffverfügbarkeit und -dynamik im Boden, Luzernekleegrasetablierung und -management sowie beim Thema Untersaaten und Zwischenfrüchte.

Ein entscheidender Faktor dafür sei der Austausch innerhalb ihrer Regionalgruppen (Abbildung 2). „Insbesondere die Betriebsbesuche bei und von Kollegen waren durch einen vertrauensvollen und regen Austausch geprägt“, so das Feedback einer befragten Person. Dieser Austausch wird im NutriNet unter anderem durch die sogenannten Field Schools ermöglicht, einem speziellen Format der Gruppenberatung.

Positiv hervorzuheben ist auch, dass über 90 % der Landwirt*innen durch ihre Teilnahme am NutriNet einzelne Elemente im betrieblichen Nährstoffmanagement verändert haben (Abbildung 3). Die Änderungen beziehen sich unter anderem auf die Bereiche Düngung, Untersaaten und Zwischenfrüchte sowie Luzernekleegrasetablierung und -management.

Wertschätzung für gemeinsames Forschen

Darüber hinaus wird deutlich, dass die mehrjährigen Erfahrungen in der Umsetzung von Praxisversuchen auch die eigenen Forschungsmöglichkeiten und -kompetenzen erweitern: Über die Hälfte trauen sich zu, eigenständig Praxisversuche auf ihren Betrieben anzulegen.

Bei der Entwicklung der Versuchsfragen und -aufbauten sowie bei der Interpretation der Ergebnisse wünscht sich die Mehrheit der Landwirt*innen, mit in die dazugehörigen Prozesse einbezogen zu werden. Zusätzliche Ressourcen in Form von fachlicher Expertise oder Arbeitskraft werden insbesondere für die Boden-Beprobung und die Ernte gewünscht. Es wird deutlich, dass stets überprüft werden sollte, an welchen Forschungsschritten die Landwirt*innen tatsächlich beteiligt sein möchten und in welchen Phasen sie zusätzliche Unterstützung benötigen. Um die Betriebe gezielt zu unterstützen, sind die Regioberater*innen im NutriNet in kontinuierlichem Austausch mit den Landwirt*innen.

Insgesamt wird die Wertschätzung für das Konzept des gemeinsamen Forschens auf Seiten der Landwirt*innen sichtbar. „Wichtig ist die Diskussion im Arbeitskreis, auch mit wissenschaftlicher Begleitung, um die richtigen Schlüsse aus den entsprechenden Vorhaben zu ziehen“, so ein Feedback.

Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass der Ansatz Praxisforschung aus Sicht der Landwirt*innen gewinnbringend ist. Um das Potential von Praxisforschung auszuschöpfen ist es entscheidend, die Ressourcen der beteiligten Betriebe während des gesamten Prozesses im Blick zu haben. Nur dann kann Praxisforschung einen wertvollen Beitrag zur Weiterentwicklung des Nährstoffmanagements im Ökolandbau leisten.

Text: Charlotte Reinicke, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

 

1 Zur besseren Lesbarkeit wird im Text auf den Zusatz „an der Umfrage teilnehmende Betriebe/Landwirt*innen" verzichtet. Das bedeutet, dass bei der Erwähnung von Landwirt*innen oder Betrieben stets nur diejenigen gemeint sind, die die jeweiligen Fragen beantwortet haben.

Ansprechpartnerin

Charlotte Reinicke
Tel. +49 3334 657-239
Charlotte.Reinicke(at)hnee.de

Letztes Update dieser Seite: 23.09.2024