Nährstoffmanagement im Ökolandbau –
Herausforderungen und Ziele

Ein wichtiges Grundprinzip des ökologischen Landbaus ist ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf. Viele Nährstoffe, die dem Boden entzogen wurden, müssen ihm wieder zugeführt werden, um langfristig eine ausgeglichene Nährstoffversorgung und stabile und gute Erträge sicherzustellen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass ein hoher Anteil ökologisch wirtschaftender Betriebe beim Nährstoffmanagement noch Verbesserungspotenzial hat. Auch Folgen der Klimakrise wie Trockenheit, Hitze und Starkniederschläge sowie die Einhaltung der Anforderungen der Düngeverordnung spielen im Nährstoffmanagement eine immer größere Rolle.

Im ökologischen Landbau wird die nachhaltige Nährstoffversorgung maßgeblich über eine geschickte Fruchtfolgegestaltung, den Einsatz organischer Wirtschaftsdünger und teilweise auch über bestimmte zugelassene mineralische oder organische Zukaufsdünger organisiert. Bei der Fruchtfolgegestaltung ist der ausgewogene Einsatz von Stickstoffmehrern und -zehrern sowie von Humusmehrern und -zehrern sehr wichtig. Stickstoff, der als Pflanzennährstoff eine zentrale Bedeutung hat, kommt in erster Linie durch den Anbau von Leguminosen in den Betriebskreislauf. Sogenannte Knöllchenbakterien an den Wurzeln der Pflanzen fixieren auf biologischem Weg Stickstoff aus der Luft und bringen ihn so in den Boden. Auf den Einsatz chemisch-synthetischer Düngemittel wird im Ökolandbau bewusst verzichtet.

Wer das Nährstoffmanagement optimieren will, sollte nicht nur die absoluten Nährstoffmengen im Blick haben, sondern auch die Nährstoffnutzungseffizienz verbessern sowie Nährstoffverluste reduzieren. Gefragt ist ein der gesamtbetrieblichen Situation angepasstes Nährstoffmanagement.

    Innovative Ansätze weiter entwickeln

    Über die vergangenen Jahrzehnte haben Ökolandwirt*innen und -berater*innen ebenso wie ökologisch orientierte Wissenschaftler*innen bereits viele innovative Ansätze entwickelt, um passende Nährstoffmanagementstrategien für Ökobetriebe zu entwickeln, zum Beispiel:

    • optimierte Fruchtfolgen, die an die Nährstoffverfügbarkeit der jeweiligen Standorte und Düngestrategien der jeweiligen Betriebe angepasst sind
    • Aufbereitung und Einsatz von betriebseigenem Mist, Gülle oder Kompost
    • überbetriebliche Kooperationen in den Bereichen Futter-Mist und Biogas
    • Einsatz von Untersaaten und Zwischenfruchtmischungen
    • betriebseigener oder zugekaufter qualitätsgesicherter Kompost
    • Einsatz von Transfermulch

    Untersuchungen zeigen aber, dass es auf langjährig ökologisch wirtschaftenden Betrieben immer wieder zu Ungleichgewichten in der Nährstoffversorgung kommt: In Ackerbaubetrieben werden beispielsweise Defizite bei den Hauptnährstoffen Stickstoff, Phosphor und Kalium beobachtet. Im Biogemüsebau sind Phosphor-Überschüsse durch die Verwendung von Mehrnährstoffdüngern ein zentrales Thema. Dem entsprechend sehen Experten der ökologischen Landwirtschaft den dringendsten Handlungsbedarf in den folgenden Bereichen:

    • Im Ackerbau liegt die höchste Priorität bei der Verbesserung der Stickstoff- und Phosphorversorgung.
    • Im Gemüsebau gibt es am meisten Handlungsbedarf bei der Entwicklung düngeverordnungskonformer Düngekonzepte mit nachhaltigen, ökozulässigen Düngemitteln.

    Hinzu kommt, dass viele Betriebe durch die zunehmende Spezialisierung das Ideal der innerbetrieblich geschlossenen Kreisläufe nicht so erfüllen können, wie sie sich das wünschen. Dabei stehen viehlose Markt- oder Gemüsebaubetriebe aufgrund des fehlenden Wirtschaftsdüngers in Bezug auf das Nährstoffmanagement vor anderen Herausforderungen als Milchvieh- oder Gemischtbetriebe mit weniger intensiv zehrenden Ackerbau-Kulturen. Bei der Suche nach Strategien, um das Nährstoffmanagement zu verbessern, kommt hier zu der Betriebsebene die überbetriebliche Ebene hinzu: Beispielsweise können Modelle wie Futter-Mist-Kooperationen oder Kooperationen mit Biogasanlagenbetreibern in der Umgebung dazu beitragen, Nährstoff-Kreisläufe auf regionaler Ebene besser zu schließen.

    Je nach Betriebstyp und Ausgangssituation können unterschiedliche Strategien und Ansätze verfolgt werden, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Die Entwicklung eines nachhaltigen, ressourcenschonenden Nährstoffmanagements ist eine komplexe Aufgabe, die aufgrund der jeweils unterschiedlichen einzelbetrieblichen Gegebenheiten einerseits immer betriebsindividuell und andererseits stets gesamtbetrieblich bewertet und bearbeitet werden sollte.

    Für viele Herausforderungen des Nährstoffmanagements gibt es in der Forschung bereits Lösungsansätze, die noch nicht in der Praxis umgesetzt werden. Im Rahmen des NutriNet-Projekts werden die Projektpartnerinnen und -partner bekannte und bisher weniger bekannte Ansätze und Strategien zur Verbesserung des Nährstoffmanagements in die Praxis umsetzen. Die gesammelten Erfahrungen stellen sie auf der NutriNet-Website vor.

    Text: Julia Meier und Ralf Mack

    Literaturtipps

    BioTopp 02/2019: Interview mit Prof. Kurt-Jürgen Hülsbergen zur Nährstoffsituation auf Ökobetrieben (Download pdf-Datei, 0,2 MB)

    NutriNet Merkblätter zum Nährstoffmanagement

    Stickstoffversorgung im ökologischen Landbau
    (Download pdf-Datei)

    Phosphorversorgung im ökologischen Landbau
    (Download pdf-Datei)

    Kaliumversorgung im ökologischen Landbau
    (Download pdf-Datei)

    Die Nährstoffsituation erfassen - Bilanzierung und Dokumentation von Nährstoffströmen
    (Download pdf-Datei)

    Die Nährstoffsituation erfassen - Boden- und Pflanzenanalysen durchführen
    (Download pdf-Datei)

    Verlustarme Lagerung von Wirtschaftsdüngern
    (Download pdf-Datei)

    Verlustarme Ausbringung von Wirtschaftsdüngern
    (Download pdf-Datei)

    Nährstoffaustausch im Ökolandbau - Überbetriebliche Tauschkooperationen ausgestalten
    (Downloand pdf-Datei)

    Letztes Update dieser Seite: 13.03.2024