P-Recyclate aus der Kläranlage - Struvit für den Ökolandbau zugelassen

Das Schließen des Nährstoffkreislaufs ist beim Nährstoff Phosphor eine besondere Herausforderung. Lange diskutierten Fachleute über den Einsatz von P-Rezyklaten wie Struvit, die aus Klärschlämmen gewonnen werden. Seit Anfang des Jahres 2023 ist Struvit nun nach der EU-Ökoverordnung als Düngemittel für den ökologischen Landbau zugelassen.

Struvit - ein recycelter Phosphor-Dünger

In den letzten Jahren bekamen P-Rezyklate aus dem Klärschlamm von Kläranlagen viel Aufmerksamkeit und wurden auch in der ökologischen Landwirtschaft als mögliches Düngemittel diskutiert.

Struvit ist ein Magnesium-Ammonium-Phosphat, das bei der Fällung von Klärschlämmen oder Abwässern entsteht. Je nach Verfahren werden 12 bis 22 % des P-Gehaltes aus dem Ausgangsmaterial zurückgewonnen.

Struvit hat ein deutlich niedrigeres Rückstandsrisiko als andere Rezyklate und ist im Vergleich zu Rohphosphaten durch eine gute Pflanzenverfügbarkeit gekennzeichnet.
Die Struvit-Kristalle sind nur gering wasserlöslich, werden jedoch durch leichte organische Säuren (wie beispielsweise Wurzelexsudate) aufgelöst. Der gesamte P-Gehalt in Struvit ist als pflanzenverfügbar zu bewerten. Der mitgelieferte Stickstoff wird im Boden nicht nitrifiziert und zusammen mit dem Phosphor freigesetzt. Dadurch ist das N-Auswaschungsrisiko als gering einzustufen.

Struvit lässt sich als Depot-Dünger klassifizieren. Eine Düngung sollte sich am Nährstoffentzug orientieren und zur Saatbettbereitung gegeben werden. Die Schwermetallbelastung ist als sehr gering beschrieben und liegt unter den geforderten Grenzwerten.

Nährstoffkreisläufe im Ökolandbau

Der Kreislaufgedanke ist ein prägendes Element im ökologischen Landbau. Nährstoffe, welche den Acker verlassen, gelangen über organische Dünger und Ernterückstände möglichst wieder zurück auf die eigenen Flächen. Landwirtinnen und Landwirte müssen Nährstoffkreisläufe jedoch nicht zwangsläufig nur auf der eigenen Betriebsebene denken.

Neben dem innerbetrieblichen Kreislauf (z.B. über eigene Tierhaltung) ist auch ein überbetrieblicher Kreislauf möglich, beispielsweise mit Kooperationsbetrieben oder über eine Biogasanlage mit entsprechenden Gärresten.

Um zu wissen, wie und welche Nährstoffmengen im Betrieb zirkulieren, kann eine Stoffstrombilanz erstellt werden. Dabei wird erfasst, welche Mengen an Nährstoffen im Betrieb produziert werden, an welcher Stelle sie den Betrieb verlassen und welche Nährstoffe dem Betriebskreislauf von außen zugeführt werden. Je nach Betriebstyp ergeben sich hier unterschiedliche Salden - positive wie negative.

Phosphor im ökologischen Betriebskreislauf

Während Stickstoff (N) durch biologische N-Fixierung dem Betriebskreislauf relativ einfach von „außen“ zugeführt werden kann, ist das beim Nährstoff Phosphor (P) schwieriger. Häufig ist P auch der erste Nährstoff, welcher bei Stoffstrombilanzen von Ökobetrieben ins Minus gerät. Dies ist meistens dann der Fall, wenn der Großteil der verkauften Ernteprodukte des Betriebes in die menschliche Ernährung fließt. Denn: Ein Großteil dessen, was in die Humanernährung geht, kommt nicht mehr in den ökologischen Betriebskreislauf zurück. Bis auf Essensreste gelangen alle menschlichen Ausscheidungen in die Kläranlage. Dass Struvit als Rezyklat aus Klärschlämmen nun für den Ökolandbau zugelassen ist, ermöglicht neue und sinnvolle Nährstoffkreisläufe für die biologische Landwirtschaft.

Text: Alexander Watzka, August Bruckner

 


Mehr zum Thema

Verbesserung der P-Versorgung - Einführung

Phosphor ist ein wichtiger Pflanzennährstoff. Ein Mangel an Phosphor kann das Pflanzenwachstum hemmen und zu Ertragsschwankungen führen. Auch die Stickstofffixierleistung bei Futter- und Körnerleguminosen kann durch Phosphormangel reduziert werden. Vor welchen Herausforderungen Biobetriebe in Bezug auf die P-Versorgung ihrer Flächen stehen und welche Maßnahmen sie ergreifen können, um diese zu verbessern, ist Thema dieses Kapitels.

Weiterlesen


Verbesserung der P-Versorgung durch Düngung

Phosphor kann dem Betrieb in Form unterschiedlicher Düngemittel zugeführt werden. Im Gemischtbetrieb nehmen Wirtschaftsdünger eine zentrale Rolle ein. Auch andere organische Düngemittel verfügen über einen gewissen Phosphorgehalt. Lässt sich der Düngebedarf von Phosphor nicht aus der Summe der verfügbaren organischen Düngemittel decken, kann mit für den ökologischen Landbau zugelassenen mineralischen Düngemitteln ergänzt werden.

Weiterlesen

Verbesserung der P-Versorgung durch ackerbauliche Maßnahmen

Für ein erfolgreiches Phosphormanagement sollten Landwirtinnen und Landwirte ein besonderes Augenmerk auf den pH-Wert des Bodens sowie auf die Fruchtfolge legen. Denn: Verschiedene Kulturen können Phosphor unterschiedlich gut aus dem Bodenvorrat mobilisieren. So lässt sich durch eine gut gewählte Fruchtfolge Einfluss auf die Phosphorversorgung der Pflanzen nehmen.

Weiterlesen


Verbesserung der P-Versorgung - Empfehlungen für die Praxis

Auf Ökobetrieben weisen viele Ackerflächen eine Unterversorgung mit Phosphor auf. Eine Verbesserung der P-Versorgung lässt sich über eine Mobilisierung von Bodenvorräten oder durch Düngung erreichen. Hier finden Sie Empfehlungen für ein standortangepasstes P-Management.

Weiterlesen

Letztes Update dieser Seite: 06.09.2023