Ackerbauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit: Bodenbearbeitung und Pflegemaßnahmen

Grundbodenbearbeitung und Pflegemaßnahmen können dazu beitragen, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern. Beispielsweise werden der Umsatz organischer Substanz und daraus folgend die Nährstoffverfügbarkeit gesteuert und Nährstoffkonkurrenten wie eine zu hohe Anzahl an unerwünschten Beikräutern reguliert. Zudem haben die Bearbeitungsmaßnahmen Einfluss auf das Gefüge und somit auf den Bodenwasser- und Lufthaushalt. Die Maßnahmen lassen sich in kurz-, mittel- und langfristig wirkende Maßnahmen unterteilen.

Kurz- und mittelfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit

Bodenbearbeitungsmaßnahmen- können eingesetzt werden, um kurz- bis mittelfristig Einfluss auf die Bodenstruktur, den Wasser- und Lufthaushalt, die Mineralisierung bzw. Nährstoffverfügbarkeit und damit auf das Pflanzenwachstum zu nehmen. Pflegemaßnahmen wie Hacken und Striegeln dienen als Ergänzung und zielen in erster Linie darauf ab, das Wachstum der Kulturpflanzen zu optimieren, indem beispielsweise Beikräuter reguliert werden.

Bodenbearbeitungs- und Pflegemaßnahmen sind mechanische Eingriffe in das Ökosystem Boden. Dabei treten physikalische Kräfte auf, die negative Auswirkungen auf den Boden und das Bodenleben haben können. Richtig terminiert, mit dem passend ausgewählten und eingestellten Gerät und mit einer pflanzenbaulichen Strategie verknüpft, können Bodenbearbeitungs- und Pflegemaßnamen aber auch positiv auf die Bodenfruchtbarkeit wirken. Dabei treten auch indirekte Wirkungen auf, beispielsweise indem ein gut gepflegter Bestand den Boden besser durchwurzelt und darüber die Bodenfruchtbarkeit verbessert.

Vor einem Eingriff ist es wichtig, das Ziel einer Bearbeitungs- bzw. Pflegemaßnahme zu definieren und unter Abwägung der positiven und negativen Auswirkungen die dazu passende Maßnahme auszuwählen. Die folgende Abbildung gibt einen Überblick über mögliche Ziele und dazu passende Bodenbearbeitungsmaßnahmen:

Bodenfruchtbarkeit langfristig erhalten: Bodenbearbeitungsmaßnahmen mit aufbauenden Maßnahmen kombinieren

Die Übersicht hat gezeigt, dass einzelne Bodenbearbeitungs- und Pflegemaßnahmen eingesetzt werden können, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Gleichzeitig ist jeder Eingriff mit negativen Auswirkungen auf den Boden bzw. das Bodenleben verbunden. Damit sich eine Bodenbearbeitungs- bzw. Pflegemaßnahme langfristig positiv auf die Bodenfruchtbarkeit auswirkt, ist es wichtig, sie mit aufbauenden Maßnahmen zu kombinieren, die die negativen Auswirkungen des Eingriffs ausgleichen.

Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Mit Lockerungszinken am Pflugschar oder einem Meißelschargrubber kann eine Pflug- oder Bearbeitungssohle leicht unterfahren und aufgebrochen werden. Dadurch werden tiefere Bodenschichten für Pflanzenwurzeln besser erschließbar, darunterliegende Potenziale (Nährstoffe, Wasser) können genutzt werden. Durch die tiefe und intensive Bearbeitung werden zudem Nährstoffe durch Einbringung von Sauerstoff mineralisiert, Pflanzen können diese in Wachstum umsetzen. Die Bearbeitung hat aber auch negative Auswirkungen: Beispielsweise entstehen mechanische Bröckel und Risse im Bodenprofil. Der Eintrag von Sauerstoff führt zu einer höheren Aktivität der Bodenmikroben und damit zu einem Abbau von Kohlenstoff. Andere Bodenlebenwesen wie der Regenwurm werden in ihrem Habitat geschädigt. Folgen auf die Bearbeitung bodenverbessernde Maßnahmen wie beispielsweise der Anbau von Feldfutter oder Zwischenfrüchten, ggf. eine Kalkungsmaßnahme oder das Ausbringen von Kompost oder Mist, kann sich die vorangegangene Bodenbearbeitungsmaßnahme mittel- bis langfristig aber positiv auf die Bodenfruchtbarkeit auswirken: Lebende Pflanzenwurzeln (Feldfutterbau, Zwischenfrucht) stabilisieren die Lockerung und verbauen in Interaktion mit den Bodenlebewesen die mechanischen Bröckel zu stabilen biotischen Krümeln. Die Mineralisation begünstigt zudem das Wachstum der Pflanzen und damit die unterirdische Wurzelleistung. Kalk kann bei Bedarf die Bildung von stabilen Krümeln (Ton-Humus-Komplex) begünstigen. Mist oder Kompost bringen zusätzlichen Kohlenstoff in den Kreislauf und gleichen Veratmung infolge der Bodenbearbeitung aus.

Führt der Landwirt nur die mechanische Lockerung durch und vernachlässigt er die aufbauenden Maßnahmen, wird sich die Bearbeitung langfristig negativ auswirken: Ungenügend vorhandene Pflanzenwurzeln stabilisieren die Lockerung unzureichend, es kommt zu innerer Erosion, also dem Einwaschen feiner Bodenbestandteile (Schluff) in vorhandene Hohlräume. Dadurch entstehen neue, noch härtere Verdichtungsschichten. Wird zudem zu wenig Kohlenstoff zurückgeführt (Kompost, Mist, Wurzel- und Pflanzenmasse), reduziert sich der bodeneigene Kohlenstoff aus dem Humus durch die erhöhte Atmungsaktivität der Bodenlebewesen und die Bodenfruchtbarkeit sinkt.

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Bodenschonung im Fokus

Trotz aufbauender Maßnahmen im Nachgang, sollte die direkte Schadeinwirkung durch die Bodenbearbeitung begrenzt werden. Bodenverdichtungen durch zu hohe Radlasten stehen dabei an erster Stelle. Breite Aufstandsflächen senken nur den Druck in den oberen Schichten, in der Tiefe bleibt der Bodendruck erhalten.

Aufbrechende Wirkungen können nur bei ausreichend trockenem Boden erzielt werden - nasser Boden verschmiert, bricht nicht und es entstehen Verdichtungs- und Bearbeitungssohlen. Landwirt*innen müssen daher auf ausreichend abgetrocknete Böden achten, dies verbessert auch die Befahrbarkeit und minimiert den Bodendruck bei Befahrung.

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Reduzierte Bodenbearbeitung: Pflug versus pfluglos?

Eine Reduktion der Bearbeitungshäufigkeit und -intensität kann langfristig zu einem stabileren Bodengefüge und damit zu einer höheren Bodenfruchtbarkeit führen, muss aber im Gegenzug kombiniert werden mit aufbauenden Maßnahmen, die die biologische Aktivität und die Lebendverbauung als natürliche Art der Bodenbearbeitung verbessern.

Schnell dreht sich bei Diskussionen rund um reduzierte Bodenbearbeitung alles um die Frage: Mit Pflug oder pfluglos? Dabei stehen sich zwei Theorien gegenüber:

  • Bei der klassischen Bodenbearbeitung mit dem Pflug wird die obere Bodenschicht gewendet. Dünger, Ernterückstände und ggf. vorhandener Bewuchs wie Beikräuter werden deckend eingearbeitet. Damit kann der Umbruch einen Beitrag zur Unkraut-, Krankheits- und Schädlingsregulierung leisten. Zugleich wird durch den starken Eingriff aber das Bodengefüge gestört und das Bodenleben auf den Kopf gestellt,was nachteilige Auswirkungen, z.B. auf die Regenwurm-Populationen haben kann. Organische Substanz kann mattenartig in tieferen Bodenschichten eingegraben werden. Dies kann die Durchwurzelbarkeit in tiefere Bodenschichten hemmen, eventuell können sogar Fäulinisschichten entstehen. Darüber hinaus kann der Umbruch Bodenerosion und Verschlämmungen begünstigen.
  • Bei der pfluglosen Bodenbarbeitung wird auf die Bodenwendung verzichtet. Pflanzenrückstände, Dünger oder ggf. vorhandene Beikräuter werden nicht deckend eingearbeitet, sondern je nach Bearbeitungsverahren mehr oder weniger in die Oberkrume eingemischt. Die pfluglose Bearbeitung schont das Bodenleben, reduziert den Humusabbau und trägt zur Stabilisierung des Bodengefüges bei. Durch die mischende statt wendende Bearbeitung werden die natürlichen Schichten weniger zerstört und es entsteht keine Mattenbildung organischer Substanz. Weiterhin können durch die pfluglose Bearbeitung Erosion und Verschlämmungen reduziert und der Wasserhaushalt verbessert werden. Gleichzeitig kann aber der Unkrautdruck steigen oder die Nährstoffversorgung beeinträchtigt werden.

Es wird deutlich, dass beide Verfahren Vor- und Nachteile haben. In der praktischen Arbeit ist es daher günstig, die Bodenbearbeitung in Abhängigkeit von Boden, Standort und Witterung flexibel zu gestalten. Jedes Gerät hat seinen passenden Einsatzzeitpunkt und es ist häufig besser, auf eine Vielfalt an Geräten zu setzen, die angepasst an die Ausgangslage eingesetzt werden können, als eine bestimmte Strategie zu verfolgen, z.B. rein pfluglos zu arbeiten. So kann geringere Bearbeitungsintensität beispielsweise auch bedeuten, wendende und nicht-wendende Bodenbearbeitung zu kombinieren und kulturartspezifisch im Wechsel anzuwenden.

Wesentliche Voraussetzung für eine reduzierte Bodenbearbeitung ist, dass sich der Boden bereits in einem guten Zustand befindet. Denn dann laufen natürliche Bodenfunktionen (siehe 5 Säulen der Bodenfruchtbarkeit) zu einem großen Teil ungestört ab und es muss weniger über die Bodenbearbeitung eingegriffen werden.

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Strategien einer angepassten Bodenbearbeitung

Die im Folgenden vorgestellten Strategien einer angepassten Bodenbearbeitung sollen als Beispiele dienen. Sie können keinen betriebsindividuellen und standortgerechten Maßnahmenplan ersetzen, wohl aber als Anhaltspunkte dienen:

Intensive Bearbeitung vor aufbauenden Kulturen

Bei dieser Strategie wird vor tief- und intensiv-wurzelnden Kulturen wie z. B. Klee-/Luzerngegras oder Gründüngung der Boden auf Krumentiefe gelockert. Dies verschafft den aufbauenden Kulturen beste Wachstumsbedingungen. Beim Umbruch wird der lebendverbaute Boden nur noch flach bearbeitet, anschließend wird die Nachfrucht (z. B. Weizen) gesät. Bei durchwuchskräftigen Kulturen (Luzerne, Gras) kann das bedeuten, den Boden flach zu wenden (Schälpflug) und/oder mehrfach flach zu bearbeiten mit mischenden und schneidenden Geräten (Fräse, Gänsefuß- oder Flügelschargrubber).

Reduzierte Bearbeitung vor konkurrenzstarken Kulturen

Bei dieser Strategie wird vor konkurrenzstarken Kulturen (z. B. Roggen, Dinkel, Kleegras) der Boden nicht-wendend bzw. flach bearbeitet. Die Kultur muss dann mit einem ggf. höheren Beikrautdruck zurechtkommen. Vor konkurrenzschwachen Kulturen (z. B. Weizen, Hafer, Mais, Körnerleguminosen) findet eine wendende, ggf. tiefere Bearbeitung statt, sodass für diese Kulturen optimale Wachstumsbedingungen mit geringerem Beikrautdruck vorherrschen.

Mehrschnittiger Futterbau

Bei dieser Strategie werden Samen- und Wurzelunkräuter über den mehrschnittigen Feldfutterbau (Kleegras, Futterzwischenfrüchte) reguliert. Die Kombination aus regelmäßiger Mahd mit der starken Wurzel- und Blattkonkurrenz der Kulturen führt dazu, dass die Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur Regulation der Beikräuter reduziert werden kann.

Die Beispiele geben nur eine Richtung vor. Welche Strategie zu Ihrem Betrieb und Standort passt, darüber gibt Ihnen ihr Boden und die darauf wachsende Begleitvegetation Aufschluss.

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Literaturtipps

  • Rücknagel, J. (2014): Boden unter Druck - Schadverdichtungen vermeiden – Fruchtbarkeit sichern, DLG-Verlag, Frankfurt
  • Brunotte, J., Demmel, M., Fröba N. u.a. (2011): Boden schonen, Kosten senken, KTBL-Heft 89
  • Watzka, A. (2019): Gepflegter Wasserhaushalt. Der Boden hat viel Potenzial. bioland Fachmagazin (07/2019): S.18-20 (Download pdf-Datei,1,7 MB)
  • Heggelin, D., Clerc, M. und Dierauer, H. (2014): Reduzierte Bodenbearbeitung. Umsetzung im biologischen Landbau. FiBL-Merkblatt (Download pdf-Datei, 1,7 MB)
Letztes Update dieser Seite: 06.09.2023