Mit Kleegras düngen: Nutzungsverfahren wirtschaftlich bewerten

Kleegras ist die treibende Kraft für die Bodenfruchtbarkeit und die Bereitstellung von Stickstoff im Ökolandbau. In der Praxis sind mittlerweile zahlreiche Verfahren zur Nutzung von Kleegras verbreitet. Sie beinhalten den Transfer der Kleegras-Biomasse oder die Rückführung von Kleegras-Koppelprodukten wie Gärresten oder Wirtschaftsdünger. Stickstoffeffizienz und Bereitstellungskosten sind verfahrensabhängig sehr unterschiedlich. Für Entscheidungen auf betrieblicher Ebene ist es sinnvoll, verschiedene Kleegras-Nutzungsverfahren hinsichtlich beider Parameter näher zu betrachten.

Vergleich von Kleegras-Nutzungsverfahren – Methodisches Vorgehen

Die Kleegras-Nutzungsverfahren Mulchen, Cut & Carry (Transfermulch-Verfahren), Kompostierung, Silierung, Pellettierung, Futter-Mist-Kooperation: Festmist und Gülle und Futter-Mist-Kooperation: Gärrest wurden hinsichtlich der Arbeitserledigungskosten sowie der Stickstoff-Bereitstellung analysiert.

Kleegrasertrag und Arbeitserledigungskosten

Für den Verfahrensvergleich wurde von einem Kleegrasertrag von 40 Tonnen Frischmasse (t FM) pro Hektar und Jahr bei viermaliger Nutzung ausgegangen. Es wurde eine standardisierte Mechanisierung unterstellt (Zugmaschine angepasst an Leistungsbedarf ± 102 kW; Schlaggröße 5 ha und Hof-Feld-Entfernung 3 km). Auf dieser Grundlage sind die Arbeitserledigungskosten basierend auf empirischen Daten aus dem Projekt „Optimierung der internen Kleegrasverwertung in viehlosen Öko-Betrieben“ (Opti-KG), Einschätzungen von Praxisbetrieben sowie Daten des KTBL (2023) berechnet worden.

Stickstoff-Flüsse und Bereitstellungskosten

Darüber hinaus wurde eine Stoffstromanalyse durchgeführt. Sie zeigt die Frischmasse- und Stickstoffmengen auf, die mit dem jeweiligen Kleegras-Düngemittel von dem zuvor unterstellten Hektar Kleegras bereitgestellt werden. Dabei wurden sowohl die N-Fixierung des Kleegrases als auch die N-Verluste entlang der jeweiligen Prozesskette berücksichtigt. Die Arbeitserledigungskosten wurden anschließend auf die bereitgestellte N-Menge bezogen. Damit lässt sich ein Vergleichswert der ökonomischen N-Effizienz des jeweiligen Verfahrens ableiten (€/kg N): die Bereitstellungskosten.

Bei den Tauschverfahren „Futter-Mist-Kooperation“ wurde ein Prozess-äquivalenter Tausch unterstellt. Das bedeutet, die N-Verluste – wie Lagerverluste während der Lagerung des Futters bzw. Mistes sowie Verluste des Metabolismus während des Verdauungs- bzw. Vergärungsprozesses – wurden hier berücksichtigt. Beim N-äquivalenten Tausch wird die gleiche Menge N im Koppelprodukt (Wirtschaftsdünger, Gärrest) zurückgeführt, wie N den Betrieb über die Kleegras-Ernte verlassen hat. Beim Masse-äquivalenten Tausch hingegen wären gleiche Frischmasse-Mengen Tauschgrundlage.

Vergleich von Kleegras-Nutzungsverfahren – Ergebnisse

Mulchen

Als einziges der hier vorgestellten Verfahren wird das Kleegras beim Mulchen nicht von der Fläche transferiert, sondern verbleibt auf dem Schlag. Es fallen die im Verfahrensvergleich geringsten Arbeitserledigungskosten an (Abbildung 1). Gleichzeitig ist die N-Bereitstellung bzw. -Effizenz reduziert, da hohe N-Ausgasungsverluste aus der Mulchschicht entstehen können (bis zu 30 % des Stickstoffs im Mulchmaterial). Zudem können sowohl Biomasseertrag als auch N-Fixierleistung des Bestandes aufgrund des N-Angebots aus dem Kleegrasmulch um bis zu 30 % (Helmert et al., 2003) zurückgehen. Es ergeben sich N-Bereitstellungskosten von 1,90 €/kg N.

Cut & Carry

Cut & Carry ist das in diesem Vergleich kostengünstigste Transferverfahren mit N-Bereitstellungskosten von 3,37 €/kg N. Wie beim Mulchen können allerdings nach dem Ausbringen potenziell hohe gasförmige N-Verluste aus der Mulchschicht auftreten. Außerdem ist die Düngeflexibilität bei diesem Verfahren deutlich eingeschränkt, da die Kleegrasernte immer mit der Aufnahmefähigkeit einer Nehmerfläche synchronisiert werden muss. Dies ist in einer Fruchtfolge im Jahresverlauf meist in nur sehr eingeschränkten Zeitfenstern möglich.

Kompostierung

Die Untersuchungen des Projekts „Optimierung der internen Kleegrasverwertung in viehlosen Öko-Betrieben“ (OptiKG) zeigen, dass bei der Kompostierung von Kleegras ohne Ko-Substrate prozessbedingte Stickstoff-Verluste von 50 % und mehr auftreten können. Diese können bei einer optimierten Mischung mit Ko-Substraten (Volumenanteil des Kleegrases zwischen 25 und 35 % in der Mischung; heterogene und aerobe Substratstruktur (etwa durch Beimischung von Stroh oder Grüngut); C/N-Verhältnis in der Ausgangsmischung bei rund 30) deutlich auf zwischen 5 und 20 % gesenkt werden. Die hier dargestellte reine Kleegraskompostierung liegt mit N-Kosten von rund 5,70 €/kg N im mittleren Kostenbereich der untersuchten Verfahren. Bei optimalem Substratmix können die N-Bereitstellungskosten auch auf unter 4 €/kg N absinken (in Abbildung 1 nicht dargestellt). Allerdings müssen dann gegebenenfalls Zusatzkosten für (externe) Ko-Substrate sowie der Einfluss der Ko-Substrate auf N-Zufuhr und N-Verluste berücksichtigt werden.

Die Abbildungen zeigen die bei der Kleegrasnutzung relevanten Ströme von Frischmasse, Stickstoff und Kosten entlang der Verfahrenskette. Die Summe frei Wurzel steht für die Mengen an Stickstoff (kg/ha) und Frischmasse (t/ha) sowie die Gesamtkosten der Verfahren (€/ha) nach Ausbringung des Wirtschaftsdüngers. Die Bereitstellungskosten bzw. die ökonomische Stickstoff-Effizienz sind in €/kg N angegeben.

Silierung

Die Silierung des Kleegrases ermöglicht einen räumlich und zeitlich flexiblen Einsatz der Biomasse in der Fruchtfolge. Allerdings muss mit Zusatzkosten für die Konservierung, Lagerung sowie eine aus pflanzenbaulichen Gesichtspunkten notwendige Aufbereitung oder Zerkleinerung und Einarbeitung der Silage gerechnet werden. Abhängig vom Ernteverfahren (Ballen, Fahrsilo) variieren die N-Bereitstellungskosten (Abbildung 2). Die Fahrsilo-Einlagerung kann etwas günstiger mechanisiert werden, allerdings müssen in diesem Fall noch Gebäudekosten für das Fahrsilo hinzugerechnet werden.

Pelletierung

Trotz der im Vergleich geringsten N-Verluste verzeichnet die Pelletierung aufgrund des hohen Verarbeitungsaufwands (hier Transport zu und von der Trocknungsanlage sowie die Pelletierung selbst) die höchsten N-Bereitstellungskosten mit rund 10 €/kg N. Somit eignet sich der Einsatz der Kleegraspellets vor allem für Kulturen mit einem höheren betriebswirtschaftlichen Überschuss, also insbesondere für die Gemüseproduktion.

Futter-Mist-Kooperation: Festmist, Gülle

Bei der Futter-Mist-Kooperation treten N-Verluste insbesondere aus den Koppelprodukten Mist und Gülle auf (Stall, Lagerung), aber auch über den Metabolismus-Entzug der Tiere (vgl. Antony et al. 2021). Die Verfahrenskosten unterscheiden sich bei Mist- oder Gülleverfahren wenig (ca. 670 €/ha Kleegras), und auch die N-Verluste bewegen sich im ähnlichen Bereich, sodass N-Bereitstellungskosten von rund 4,90 €/kg N (Mist) bzw. 6,20 €/kg N (Gülle) entstehen (Abbildung 3). Diese teilweise im Vergleich eher hohen N-Bereitstellungkosten sind aber vor dem Hintergrund der Aufteilung der Kosten auf die Kooperationspartner zu sehen (Gesamtkosten bestehend aus Werbung, Transport, Lagerung, Rücktransport, Ausbringung). Für den Kleegras abgebenden bzw. Wirtschaftsdünger aufnehmenden Betrieb können deutlich geringere (N-)Kosten (Mist: ca. 1,32 €/kg N, Gülle: ca. 1,62 €/kg N) als hier dargestellt möglich sein. Denn beim Kleegras abgebenden Betrieb fallen vergleichsweise weniger Arbeitserledigungskosten an als beispielsweise beim tierhaltenden Betrieb.

Futter-Mist-Kooperation: Gärrest

Bei der Nutzung von Gärrest aus der Biogasproduktion sind die N-Bereitstellungskosten mit rund 4,30 €/kg N aufgrund potenziell deutlich geringerer N-Verluste im Vergärungsprozess und bei der Lagerung niedriger als bei Wirtschaftsdüngern. Allerdings sind aufgrund des erhöhten Ammonium-Anteils im Düngemittel nach der Ausbringung höhere N-Verluste möglich, die durch entsprechende Managementmaßnahmen (am besten direkte Einarbeitung mit Schlitz- oder Injektionsverfahren) vermieden werden können und sollten.

Fazit

Je besser der jeweilige Kleegrasdünger bzw. das Kleegras-Koppelprodukt zeitlich und räumlich flexibel in der Fruchtfolge eingesetzt werden kann, desto höher sind tendenziell auch die Bereitstellungskosten. Allerdings können diese dann in der Regel durch eine verbesserte Ertragswirkung und demzufolge auch höhere monetäre Leistungen kompensiert werden. Kostengünstige Verfahren haben dagegen deutliche Einschränkungen bezüglich Einsatzflexibilität (Mulchen, Cut & Carry) und N-Bereitstellung (Mulchen) – und damit als Folge eine schlechtere Ertragswirkung. Positive Zusatzeffekte der Kompostierung und Vergärung sind eine verlustarme Verwertung sowie Hygienisierung von ohnehin (zumeist innerbetrieblich) anfallenden Materialien (Gemüsereste, Wascherde, Grünschnitt, Stroh) als Ko-Substrate.

Die einzelbetriebliche Entscheidung für den Einsatz eines oder mehrerer Kleegrasdünger hängt natürlich nicht allein von der ökonomischen Bewertung und den hier dargestellten (N-)Bereitstellungskosten ab. Zusätzlich zu berücksichtigen sind die jeweilige mittel- bis langfristige N-Düngewirksamkeit sowie die Synchronisation von Nährstoffangebot (Düngemittel) und Nährstoffbedarf (Nehmerkultur). Außerdem spielen bei der Wahl des Transferdüngers arbeitsorganisatorische Aspekte (Vermeidung von Arbeitsspitzen) eine Rolle. Darüber hinaus sind bezüglich der Ausbringung die Vorgaben der Düngeverordnung (vgl. DüV 2017, zuletzt geändert 2021) zu beachten.
In der einzelbetrieblichen Praxis wird zudem selten nur ein einziges Verfahren angewandt. Vielmehr werden verschiedene Herangehensweisen kombiniert – abhängig von einer Vielzahl an Faktoren wie dem Jahresverlauf, den damit einhergehenden Möglichkeiten der Kleegrasernte, den Betriebsstrukturen sowie überbetrieblichen Kooperationsmöglichkeiten.

Text: Dr. Benjamin Blumenstein

Quellen

Letztes Update dieser Seite: 06.09.2023