Field School des Regionetzwerks Nordrhein-Westfalen

Am ersten Oktober fand die zweite Field School im Regionetzwerk Nordrhein-Westfalen statt. Gastgeber war der Betrieb Engemann in Willebadessen. Thema und Schlüsselfrage dieses Treffens: eine verbesserte Stickstoff-Düngung.

Ohne Handschlag, dafür mit „Ellenbogen-Gruß“ und Abstand, hießen Betriebsleiter Andreas Engemann und Sohn Simon Engemann ihre Kolleg*innen und den Regioberater David Büchler auf dem Familienbetrieb willkommen. Gemeinsam ging es in die modernen Veranstaltungs- und Tagungsräume des Betriebs. Bei Kaffee, Limo und Ausblick auf das Hühnermobil wurden in lockerer Atmosphäre die letzten Wochen und Monate reflektiert. Simon Engemann berichtete von den wichtigsten Ereignissen auf dem Familienbetrieb.

„Die Trockenheit war dieses Jahr mal wieder ein enormes Problem“, sagt er und fügt hinzu: „Aber das habt ihr ja sicher auch gemerkt“. Ein leichtes Schmunzeln geht durch die Runde. Die Trockenheit traf alle und so mussten neue Techniken der Bewässerung geschaffen werden. Der Betrieb Engemann sucht nach Möglichkeiten seine vielen Einzelschläge mit Wasser zu versorgen. Dieses Jahr waren LKW-Zubringer in Kombination mit Containern am Feldrand im Test, um die Brokkoli-Kultur entsprechend bewässern zu können. Von den Kolleginnen  und Kollegen kamen dazu viele Fragen, denn letztlich bedeutet eine solche Beregnungsanlage im Umkehrschluss auch viel Zeit und Fahrerei. „Aber der Aufwand lohnt sich. Besonders für intensive Kulturen“, betont Simon Engemann.

Samenfeste Sorten

Dann geht es gemeinsam auf den Acker. Erstes Ziel ist der Brokkoli. Engemanns haben sich entschieden, in diesem Jahr unter anderem die samenfeste Sorte Rasmus anzubauen. „Mit den samenfesten Sorten will sich der Naturkosthandel weiter abgrenzen“, erläutert Andreas Engemann. „Wir wollen den Fachhandel stützen“, betont er noch einmal deutlich. Aber mit den samenfesten Sorten kämen auch neue Herausforderungen, besonders die unterschiedlichen Liefer- und Pflanztermine. Die samenfesten Sorten seien außerdem deutlich heterogener im Wachstum, sodass sich die Erntegänge erhöhen würden.

Besonders der Brokkolianbau auf den Dämmen nach Turiel weckte das Interesse der Kolleg*innen. „Durch die Dämme kann der Brokkoli gut sauber gehalten werden“, erklärt Simon Engemann. Der Boden würde außerdem mehr kapillaren Wasseranschluss entwickeln und nicht so schnell austrocknen.

Passend dazu führt Regioberater David Büchler den Infiltrationstest vor. Ein Stück Rohr, Durchmesser etwa 15 cm, wird dabei circa 10 cm tief mit einem Hammer in den Boden getrieben. Anschließend wird eine vorher abgemessene Menge Wasser (hier 4 l) mit einer Gießkanne in das Rohr gegossen. Nun misst man die Zeit, wie lange der Boden braucht, um die entsprechende Menge Wasser aufzunehmen. Je schneller das Wasser versickert, desto höher ist die Infiltrationsfähigkeit des Bodens. Vergleichsweise wird der Test nun einmal auf der bereits abgeernteten Brokkolifläche durchgeführt und einmal im noch stehenden Bestand. Der Vergleich zeigte, dass das Wasser im Bestand deutlich schneller versickert als auf der abgeernteten Fläche, die bereits mehrmals befahren wurde. „Dieser Test ist eine erste und leichte Möglichkeit, ein Gefühl für den Boden zu bekommen“, sagte Büchler und legte den Betrieben nahe, es auch auf dem eigenen Acker einmal auszuprobieren. Anschließend begutachtete die Gruppe noch die Pastinaken auf Dämmen. Dann ging es wieder zum Hof.

Zurück im Seminarraum wärmten sich die Teilnehmenden bei Kaffee und Kuchen auf und gaben ein erstes Feedback zum Hof. Besonders positiv beurteilten die Kolleg*innen das erfolgreiche Turielsystem der Engemanns.

Austausch zur Schlüsselfrage

Zur anschließenden Schlüsselfrage der verbesserten N-Düngung tauschten die Teilnehmer*innen Erfahrungen mit verschiedenen Wirtschafts- und Handelsdüngern sowie verschiedenen Düngetechniken aus. Der Betrieb Engemann setzt stark auf eine intakte Kompostwirtschaft und das Einarbeiten von Haarmehl-Pellets in die Dämme. Die Teilnehmenden diskutieren über den Einsatz von Düngemittel aus der Kartoffelstärkegewinnung (Protein Protein Liquid, PPL), die Verschiebung von Nährstoffen auf den Flächen durch Cut & Carry-Systeme und präzisere Ausbringung von Haarmehlpellets durch Kastenstreuer auf den Beeten. Im Austausch zwischen den Landwirt*innen wird noch einmal deutlich, dass jeder Betrieb auf verschiedene Herausforderungen trifft. Wichtig sei aber - da sind sich alle einig - ein besseres Gespür für die eigene Fläche zu bekommen. Hier sieht auch Simon Engemann für den elterlichen Betrieb noch Verbesserungsmöglichkeiten. Helfen könnten dabei Nmin-Schnelltests. „Die geben schon Mal eine super Spiegelung zum Düngemanagement“, erklärt David Büchler. Gesellin Annika Peschke vom Betrieb Schwienheer erklärt den Teilnehmer*innen, wie die Proben auf dem Lehrbetrieb genommen werden und ermutigt die einfachen Tests selbst auszuprobieren. Ein großer Vorteil der Schnelltests sei, dass man das Ergebnis direkt ablesen könne. Mit dem Test bekomme man mehr Orientierung und einen besseren Überblick, was in den nächsten Wochen zu tun sei.

Am Ende wurde noch der Termin für die nächste Field School verabredet. Bis dahin sammeln alle wieder neue Diskussionsthemen und Erfahrungen, die sie dann in gemeinsamer Runde austauschen.

Text und Foto: Laura Noh

Kontakt Regioberater

Daniel Gärttling

Daniel Gärttling
Tel.+49 2506 309-631
daniel.gaerttling(at)lwk.nrw.de

Letztes Update dieser Seite: 20.09.2024