Anbau von Körnerleguminosen

Im Vergleich zu Feinleguminosen spielen Körnerleguminosen für die Stickstoffversorgung in der Fruchtfolge eine geringere Rolle. Das liegt daran, dass ein großer Teil des fixierten Stickstoffs den Betriebskreislauf in Form von Ernteprodukten wieder verlässt. Körnerleguminosen können die Ökofruchtfolge aber dennoch bereichern. Dieser Beitrag erläutert, was beim Anbau von Körnerleguminosen zu beachten ist und wie sich die N-Fixierleistung von Körnerleguminosen bestimmen lässt.

Körnerleguminosen in der Fruchtfolge

Die Bedeutung von Körnerleguminosen für die Fruchtfolge liegt neben ihrem Vorfruchtwert als Leguminose vor allem an ihrer wirtschaftlichen Vorzüglichkeit als Marktfrucht. Körnerleguminosen sind gesuchte Eiweißkomponenten und lassen sich daher in der Regel gut als Druschfrucht vermarkten. Im Vergleich zu Feinleguminosen ist die Durchwurzelung sowie die beikrautregulierende Wirkung bei Körnerleguminosen schwächer ausgeprägt.

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Anbauempfehlungen für Körnerleguminosen

Ackerbohne, Erbse, Soja und Lupine - das sind die am häufigsten angebauten Körnerleguminosen auf ökologischen Betrieben. Jede Kultur hat dabei andere Standortansprüche sowie Anforderungen an die Kulturführung. In verschiedenen Demonetzwerken wurden in den letzten Jahren Anbauversuche zu diesen Körnerleguminosen durchgeführt und Anbauempfehlungen ausgearbeitet. Interessierte können sich auf folgenden Webseiten informieren:

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Leguminosenmüdigkeit vorbeugen

Große Schwachstelle der Körnerleguminosen ist ihre Selbstunverträglichkeit, die zu der sogenannten Leguminosenmüdigkeit führen kann. Diese Selbstunverträglichkeit ist bei Ackerbohnen, Erbsen und Lupinen besonders ausgeprägt. Daher gilt es, ausreichende Anbauabstände einzuplanen – sowohl innerhalb der Art als auch zu anderen Leguminosenarten.

Körnerleguminosen: Empfohlene Anbaupausen innerhalb der Art nach Schmidtke (Becherer, 2018)

KörnerleguminoseAnbaupause in Jahren
Erbse weißblühend6-9
Erbse buntblühend5-7
Lupine5-6
Ackerbohne4-5

 

Körnerleguminosen: Empfohlene Anbaupausen innerhalb der Fruchtfolge nach Schmidtke (Becherer, 2018)

KörnerleguminoseFutterleguminoseAnbaupause in Jahren
Erbse weißblühendRotklee, Luzerne3-5
Erbse buntblühendRotklee, Luzerne2-4
LupineRotklee, Luzerne2-4
AckerbohneWeißklee, Gelbklee, Serradella, Schwedenklee2-4

 

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N-Fixierleistung von Körnerleguminosen

Die N-Fixierleistung von Körnerleguminosen ist in der Regel deutlich geringer als bei Feinleguminosen und wie bei diesen vom Ertrag abhängig. In der folgenden Abbildung dargestellt sind für die wichtigsten Arten exemplarisch N-Fixierleistungen auf den Ertragsniveaus 20, 30 und 40 dt/ha. Auf mittlerem Ertragsniveau werden in der Regel zwischen 100 und 150 kg Stickstoff fixiert. Bei der Ackerbohne sind die N-Fixierleistungen bei mittleren Erträge etwas besser, bei der Erbse etwas schlechter. Vergleichbare N-Fixierleistungen wie bei den Feinleguminosen sind bei Körnerleguminosen erst bei außergewöhnlich hohen Erträgen zu erwarten.

Die N-Fixierleistungen können durch einige unvorteilhafte, jedoch häufig notwendige Kultivierungsmaßnahmen, geschmälert werden. Dazu zählen:

  • Das Führen der Körnerleguminose als intensive Hackkultur
  • Ein intensives Grundbodenbearbeitungsverfahren vor der Körnerleguminose
  • Ein zu kurzer Fruchtfolgeabstand zur vorhergehenden Feinleguminose
  • Der Verbleib von großen Mengen Ernteresten mit geringem C/N-Verhältnis (z.B. aus Ackergemüse wie Möhren)

Führen diese Bewirtschaftungsverfahren zu einem erhöhten Nmin-Gehalt im Boden, wird die N-Fixierleistung reduziert und möglicherweise durch die vorhandenen Anwendungen zur Berechnung der N-Fixierleistung (z.B. LeNiBA) überschätzt.

Da es sich bei den meisten Körnerleguminosen um Marktfrüchte handelt, ist eine weitere Größe von Bedeutung: der N-Harvest-Index. Dieser beziffert den Anteil des gesamten durch die Pflanze aufgenommenen Stickstoffs, der geerntet wird. Einschlägige Untersuchungen ermitteln für Körnerleguminosen einen N-Harvest-Index zwischen 50 und etwa 75% (z.B. Gollner et al. 2019, Schmidtke 2008). Der übrige mit den Ernteresten verbleibende Stickstoff steht dem Boden oder einer Folgekultur zur Verfügung. In Versuchen wurde ermittelt, dass 20 bis 70 kg N ha-1 mit den Ernteresten verbleiben (z.B. Kaul 2008, Gollner et al. 2019).

Übersteigen die Entzüge durch die Ernte die ermittelte N-Fixierleistung, kann von einer negativen Vorfruchtleistung in Bezug auf N ausgegangen werden. In Expertimenten ermittelten Paeßens et al (2009) beispielsweise, dass Sojabohnen 6 bis 156 kg N/ha mehr entzogen als sie aus der Luft fixierten, bei Erbsen waren es 2 bis 62 kg N/ha.

Die folgenden Grafiken verdeutlichen den Sachverhalt. Dargestellt sind die N-Salden für Ackerbohnen, Erbsen und Sojabohnen für verschiedene Ertrags- und Nmin-Niveaus. Grundsätzlich zeigt sich bei allen Kulturen, dass sich ein erhöhter Nmin-Wert im Frühjahr negativ auf die Fixierleistung auswirkt und der N-Entzug durch die Ernte die Fixierleistung überschreiten kann.

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Abbildung 1 zeigt die Zusammenhänge für die Ackerbohne. Anschaulich wird, dass kalkulatorisch mit steigenden Nmin-Werten die N-Salden sinken, jedoch nicht unter 0 fallen. Die ermittelten N-Salden  nehmen mit zunehmendem Ertrag zu.

Abbildung 2 zeigt die Ertrags- und Nmin-Situation bei Erbsen. Auffällig ist, dass ab einem Nmin-Wert zwischen 40 und 50 kg/ha das Gesamt N-Saldo außer bei der Ertragsvariante 20 dt/ha negativ wird.

Auch bei der Sojabohne (Abb. 3) werden schon bei einem geringen Nmin-Gehalt negative N-Salden erreicht. Auf der Ertragsstufe 20 dt/ha ist nur bei sehr geringen Nmin-Werten (< 20 kg/ha) mit einem positiven N-Saldo zu rechnen, das heißt, dass hier schon bei niedrigen Nmin-Werten die Fixierleistung gerade den N-Entzug der Sojabohne abdeckt.

Schritt für Schritt: Die N-Fixierleistung von Körnerleguminosen bestimmen

Schritt 1: Erträge ermitteln

Die Erträge lassen sich leicht über das Druschergebnis ermitteln. Sollte es sich um ein Gemenge handeln, müssen die Anteile an Leguminosen und der Nichtleguminosen bestimmt werden. Hierzu kann z.B. die Abrechnung des Landhändlers Aufschluss geben. Alternativ kann eine Stichprobe sortiert und getrennt gewogen werden.

Schritt 2: N-Fixierleistung berechnen

Für die Berechnung der N-Fixierleistung kann die vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) entwickelte Anwendung LeNiBa verwendet werden. Als Mindesteingabe müssen der Ertrag und ggf. der Leguminosenanteil bekannt sein. Präzisiert werden können die Berechnungen durch die Eingabe der Ackerzahl, sowie die Abschätzung von Verunkrautung, N-Nachlieferung und Ernteverlusten.

Hier geht's zur LeNiBa-App

 

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Text: August Bruckner, Hannes Schulz und Alexander Watzka


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Letztes Update dieser Seite: 23.09.2024