
Etablierung eines Zwischenfruchtbestandes nach Ackerbohnen: Vergleich von Drohnen- und Drillsaat
1. Versuchsdurchführung
Regionetzwerk Niedersachsen, 1 Betrieb, Praxisforschungsanlage
2. Hintergrund
Der Einsatz von Agrardrohnen bei der Aussaat von Zwischenfrüchten stößt in der Landwirtschaft auf großes Interesse. Dies gilt auch für den ökologischen Landbau. Hohe Flächenleistungen je Stunde und verhältnismäßig geringe Kosten machen dieses Verfahren attraktiv. Durch die Saat vor der Ernte der Hauptfrucht ermöglicht die Drohnenaussaat eine verlängerte Vegetationsdauer der Zwischenfrucht. Das eröffnet die Perspektive einer früheren Nährstoffaufnahme der Zwischenfrucht und eine Steigerung ihrer Biomasse. Nach der Ernte ist keine Bodenbearbeitung notwendig, was Kosteneinsparungen ermöglicht. Jedoch besteht durch die längere Vegetationsperiode der Zwischenfrucht und durch die fehlende Beikrautregulierung nach der Haupternte die Gefahr des Aussamens. Um dies zu prüfen, wurde in einem Versuch die Drohnensaat vor Drusch mit dem “betriebsüblichen” Verfahren der Blanksaat nach Stoppelsturz verglichen. Die Hauptkultur, in welche die Zwischenfrucht eingebracht wurde, war im Versuch die Sommerackerbohne.
3. Versuchsfrage(n)
Weist die Drohnensaat in Sommerackerbohnen zwei Wochen vor Ernte einen Vorteil gegenüber der betriebsüblichen Aussaat mit vorhergehender Bodenbearbeitung hinsichtlich Zwischenfrucht-Etablierung und der Reduktion von Nmin nach der Ernte der Hauptkultur auf?
4. Versuchsaufbau
Standortbeschreibung | |
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Boden-Klima-Raum | Nordwestliches Weser-Ems-Gebiet/sandige Böden |
Höhenlage (m ü NN) | 33 |
Bodenart | lS (35 Bodenpunkte) |
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung | |
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Fruchtfolge | Körnermais (2019) - Erbse (2020) - Sommerweizen (2021) - Sommerhafer (2022) - Körnermais (2023) - Ackerbohnen (2024) |
Düngung |
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Pflegemaßnahmen | Mais und Ackerbohnen: 6 x Striegeln, 3 x Hacken |
Bodenuntersuchungen | Weitgehend ausreichende Nährstoffversorgung Mittelwerte aus 6 Proben vom 20.05.2024 (VDLUFA)
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Versuchsparameter | |
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Versuchstyp* | Praxisforschungsanlage |
Anlagetyp | Streifenversuch |
Prüffaktor/en | Ausaatverfahren |
Faktorstufen | Drohnenaussaat betriebsübliche Aussaat nach Bodenbearbeitung (nicht-wendend) |
Anzahl Wiederholungen | 3 |
Prüfmerkmale | Deckungsgrad und Biomasseertrag Zwischenfrucht und Biomasseertrag Beikraut, Nährstoffaufnahme der Zwischenfrucht, Nmin-Zeitreihe (0-60cm) |
Versuchszeitraum | 01.05.2024 – 01.09.2025 |
*Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB)
Versuchsablauf

Der Versuch wurde auf dem Betrieb dreifach wiederholt angelegt. In jeder Versuchsparzelle wurden vier Probenahmeparzellen eingemessen. Alle Proben wurden innerhalb dieser Probenahmeparzellen gezogen (Abbildung 4 und Abbildung 5).
Die Bodenproben (Grundboden mit Textur und Nmin) wurden mit einem Edelman Erdbohrer entnommen. Die Nmin-Proben wurden unmittelbar nach der Probenentnahme gekühlt. Nmin-Beprobungen fanden zu festgelegten Zeitpunkten statt: Zur Ernte der Ackerbohnen, vier Wochen nach Aussaat der ZWF in der betriebsüblichen Variante, vor dem Mulchen der Zwischenfrucht (hohes Mulchen), zum Ende der Vegetationsperiode und zum Beginn der Vegetationsperiode 2025. Weitere Probenahmen sind vier Wochen nach Umbruch und zur Ernte der Sommerung geplant.
Die Aufwüchse wurden innerhalb der Probenahmeparzellen jeweils auf 0,25 m² abgeschnitten, ihre Masse gewogen und auf ihren Kohlenstoff- und Nährstoffgehalt hin untersucht.
Um den Deckungsgrad der Zwischenfrucht und der Beikräuter zu ermitteln, wurde an jedem Probenahmepunkt ein Foto aus derselben Höhe (60 cm) senkrecht vom Bestand genommen (siehe Fotos). Vor dem Fotografieren wurde ein Göttinger Schätzrahmen mit den Maßen 0,5 m x 0,5 m auf der festgelegten Höhe mit einem Stativ im Boden in der Parzelle installiert. Der Schätzrahmen und das Foto sind deckungsgleich. Anschließend wurden mithilfe eines Rasters am PC der Deckungsgrad über Auszählen der Quadrate bestimmt.
Die Zwischenfruchtmischung säte ein externer Dienstleister mit einer Drohne am 31.07.24, vier Tage vor Ernte in den abreifenden Sommerackerbohnen-Bestand. Die von der Firma Saaten-Union empfohlene Mischung setze sich aus fünf Komponenten (in Bio-Qualität) zusammen: 35% Phacelia, 23% Ölrettich, 21% Gelbsenf, 12% Öllein, 10% Buchweizen. Die Aussaatstärke lag bei 18 kg/ha. Neun Tage nach der Aussaat wurde auf den Drohnensaat-Parzellen zur Beikrautregulierung gemulcht.
In der betriebsüblichen Variante erfolgten am 8. August die Stoppelbearbeitung und die Saatbettbereitung mit einer Scheibenegge (Arbeitstiefe 5 cm). Fünf Tage später wurde die Zwischenfruchtmischung mit der vorhandenen Betriebstechnik (Grubber und APV-Streuer) ausgesät.
Der Umbruch der Zwischenfrucht fand zunächst in beiden Varianten am 7. März 2025 mit einer Scheibenegge (Arbeitstiefe 5 cm) statt. Drei Tage später wurde 15 cm tief gegrubbert und am folgenden Tag, am 11. März 2025, auf einer Tiefe von 25 cm gepflügt. Die Aussaat der Sommerung Sommerweizen erfolgte am 12. März 2025 mit einer Kombination von Kreiselegge und Drillmaschine. Mit der Ertragserfassung des Sommerweizens im Spätsommer 2025 soll der Versuch beendet werden.
Versuchsskizzen


Legende
Bezeichnung | Variante | Saatstärke/Komponenten |
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V0 | Betriebsüblich (Stoppelbearbeitung, anschließend betriebsübliche Sätechnik) | 18 kg/ha Gelbsenf, Buchweizen, Phacelia, Ölrettich, Leindotter |
V1 | Drohnensaat | 18 kg/ha Gelbsenf, Buchweizen, Phacelia, Ölrettich, Leindotter |
6. Versuchsauswertung
Zu Beginn wurde der Versuch als Netzwerkversuch auf 8 Betrieben in Niedersachsen geplant. Im Netzwerkversuch legen mehrere Betriebe eine Demoanlage (einfache Wiederholung) mit exakt gleichem Aufbau an. Der einzelne Betrieb stellt dann jeweils eine räumliche Wiederholung dar. Auf mindestens einem Betrieb, dem «Satellitenbetrieb» wird der Versuch zudem als Praxisforschungsanalage (Varianten dreifach wiederholt und randomisiert) durchgeführt.
Als Kriterium für den Abbruch des Versuches wurde ein Beikraut Deckungsgrad von über 50 % bzw. ein Zwischenfrucht Deckungsgrad von unter 50 % festgelegt.
Mitte September wurden in allen Versuchsvarianten Bonituren zur Ermittlung des Deckungsgrads durchgeführt. Bei der Mehrzahl der Betriebe lag der Deckungsgrad des Beikrauts in den Varianten mit Drohnensaat bei über 50% (Abbildung 6). Der Versuch wurde auf den Netzwerkbetrieben daher abgebrochen. Auf dem Satellitenbetrieb wird der Versuch weitergeführt. Die Ergebnisse werden nach Abschluss des Versuchs veröffentlicht.
Nach Abbruch des Netzwerkversuchs wurde gemeinsam mit den Netzwerk-Landwirt:innen reflektiert, welche Faktoren zu der hohen Spätverunkrautung in den Drohnenvarianten geführt haben könnten. Insbesondere wurde ein hoher Pilzdruck aufgrund der warmen und feuchten Witterung im Versuchszeitraum als Grund genannt, der zum Absterben des Laubs der Zwischenfrucht führte. Zudem führte die Witterung nach Einschätzung der Landwirt:innen zu einer verzögerten Abreife der Sommerackerbohnenbestände, was auch die Wetterdaten im Vergleich zum langjährigen Mittel bestätigen (Abbildung 1). Beide Faktoren begünstigten eine Spätverunkrautung in den Drohnenvarianten, die durch die fehlende Bodenbearbeitung nicht reguliert werden konnte.

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Wilfried Stegmann
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