Auswirkung des Zwischenfruchtmanagements auf den Stickstoffgehalt im Boden und den Ertrag der Folgekultur

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Bayern

2. Hintergrund

Zwischenfrüchte werden unter anderem angebaut, um Nährstoffe zwischen zwei Hauptkulturen zu speichern und möglichst verlustfrei in die Folgekultur zu transferieren. Beim Abfrieren von nicht winterharten Kulturen, kann es zu zeitlich unkontrollierbaren Nährstofffreisetzungen kommen. Durch Frosteinwirkungen platzen die Zellen der Pflanzen, gasförmige Stickstoffverluste treten auf. Folgen auf den Frost milde und niederschlagsreiche Phasen, besteht die Gefahr der Nährstoffauswaschung, da aus dem verrottenden Pflanzenmaterial Nährstoffe freigesetzt werden.

Der Betrieb baut die Folgekultur Körnermais in der Regel auf Dämmen an. In diesem Versuch wird untersucht, durch welche Methoden der Zwischenfruchtbearbeitung sich Stickstoffverluste am besten reduzieren lassen und wie sich dies auf den Ertrag der Folgekultur auswirkt. Unter anderem wird geprüft, ob sich die Nährstoffverluste reduzieren lassen, wenn die Dämme bereits im Herbst angelegt werden.

3. Versuchsfragen

Wie wirken sich unterschiedliche Methoden der Zwischenfruchtbearbeitung im Herbst/ Winter auf die Stickstoff-Dynamik im Boden und den Ertrag der Folgekultur aus?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-RaumNiederbayerisches Gäu, Donau- und Inntal
Höhenlage (m ü NN)450 m ü NN
Bodenarttoniger Lehm
Jahresniederschlag in mm713,8 mm
Durchschnittstemperatur in °C8,7 °C
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
FruchtfolgeSoja-Winterweizen-Körnermais
Düngung3 t HTK/ha
PflegemaßnahmenJe 2x gehackt & gestriegelt
BodenuntersuchungenP2O5: 16 (Versorgungsstufe C)
K2O: 16 (Versorgungsstufe C)
Org. Substanz: 2,6%
pH-Wert: 7
Versuchsparameter
VersuchstypDemoanlage/Tastversuch (Einzelversuch)
AnlagetypStreifenversuch
Prüffaktor/enBodenbearbeitung
Faktorstufenabfrierend
vor Winter eingearbeitet
vor Winter eingearbeitet + Dämme gezogen
Anzahl Wiederholungen2 (unecht)
PrüfmerkmaleNmin, Ertrag Körnermais
Versuchszeitraum11/2020 bis 11/2021

* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).

Versuchsskizze

Legende

BezeichnungVarianteAnwendung
DDammZwischenfrucht vor Winter bearbeitet, Dämme vor Winter gezogen
EEingearbeitetZwischenfrucht vor Winter bearbeitet (Scheibenegge)
SStehendZwischenfrucht stehend über Winter, eingearbeitet im Frühjahr

 

5. Der Versuch in Bildern

Bei Variante E werden die Zwischenfrüchte vor dem Winter mit einer Scheibenegge bearbeitet. Foto: Markus Moser

Versuchsanlage vor dem Winter – die drei Varianten im Überblick. Foto: Johannes Weiß

Stehender Zwischenfruchtbestand (Variante S) nach der ersten Bearbeitung im Frühjahr. Foto: Johannes Weiß

Bei dem stehenden Zwischenfruchtbestand ist nach der ersten Bearbeitung viel organische Substanz aufliegend, der Boden ist noch relativ feucht. Foto: Johannes Weiß

Versuchsanlage vor dem Winter. Foto: Johannes Weiß

Bei der Variante D wurden vor dem Winter Dämme gezogen und die Zwischenfrucht wurde vor dem Winter bearbeitet. Im Frühjahr befindet sich weitaus weniger organische Masse an der Oberfläche und der Boden ist weitaus trockener als bei der Variante S, bei der die Zwischenfrucht über den Winter stehen geblieben ist. Foto: Johannes Weiß

In den Dämmen ist die organische Substanz weitgehend erhalten. Foto: Johannes Weiß

6. Versuchsauswertung

Beobachtung der Nmin-Entwicklung

Die Stickstoffverlaufskurven der einzelnen Varianten unterscheiden sich je nach Zeitpunkt und Art der Zwischenfruchtbearbeitung. So mineralisierte die über den Winter stehende Zwischenfrucht (Variante S) mit 61 Kilogramm Nmin pro Hektar weniger Stickstoff als die Varianten D (70 kg Nmin/ha) und E (83 kg Nmin/ha), die bereits im Dezember eingearbeitet wurden. Zum dritten Probenahmetermin Ende April fiel auf, dass die jeweils vor Winter eingearbeiteten Varianten weitaus mehr Stickstoff mineralisierten und freisetzten (zwischen 80 und 100 kg Nmin/ha) als die erst im Frühjahr eingearbeitete Variante (mit ca. 40 kg Nmin/ha).

Die Entwicklungen der Nmin-Werte in den einzelnen Varianten decken sich mit dem bisherigen Wissensstand. Die Zwischenfrucht, die erst nach Winter eingearbeitet wurde, wies im Vergleich zu den anderen beiden Varianten einen deutlich niedrigeren Stickstoffwert zum Zeitpunkt der Maisaussaat auf. Der Anstieg des Nmin-Wertes zum zweiten Probenahmetermin im März könnte sich auf die Einarbeitung zurückführen lassen. Zu vermuten ist, dass die abfrierende Zwischenfrucht über Winter im Frühjahr ein größeres C/N-Verhältnis aufweist und somit die gespeicherten Nährstoffe erst später im Vegetationsverlauf mineralisiert werden. Die geringe Differenz von 20 Kilogramm Nmin pro Hektar zwischen den zwei Einarbeitungsvarianten lässt sich eventuell mit der Dammformung bereits vor Winter und einer möglicherweise dadurch verlangsamten Umsetzung des organischen Pflanzenmaterials erklären. Diese Hypothese sollte in einem Folgeversuch genauer analysiert werden.

Ertragsentwicklung beim Körnermais

Die Körnermaiserträge der verschiedenen Varianten unterschieden sich weniger deutlich als die gemessenen Stickstoffwerte. Die Variante Eingearbeitet (E) wies mit durchschnittlich 3,58 Tonnen pro Hektar den höchsten Ertrag auf, die Variante Dämme (D) zeigte mit 3,27 Tonnen pro Hektar den niedrigsten Ertrag, wobei der Mehrertrag zwischen Variante D und E lediglich bei 3,1 Dezitonnen pro Hektar lag. Der Ertrag der Variante S (Stehend) lag mit 3,4 Tonnen pro Hektar zwischen den Erträgen der Varianten D (Dämme) und E (Eingearbeitet).

Aufgrund der kühlen und feuchten Witterung im Jahr 2021, insbesondere im Mai und Juni, war das Ertragsniveau insgesamt sehr niedrig. Die Jugendentwicklung der Maispflanzen verlief sehr schleppend, sodass daraus bereits deutliche Ertragseinbußen resultierten. Dies zeigte sich unter anderem daran, dass auf einem großen Teil des Ackers (nicht im Bereich des Versuchs) nachgesät werden musste. Allerdings wurde die Anlage in zweifacher, unechter Wiederholung angelegt, womit Standortfaktoren wie die Bodenheterogenität großen Einfluss auf die gemessenen Werte haben können.

7. Fazit und Ausblick

Es muss festgehalten werden, dass die Auswaschungsgefahr insbesondere zu Beginn der Vegetationsperiode des Anbaujahres 2021 bei den vor Winter bearbeiteten Varianten D und E sehr hoch ist. Demgegenüber ist die Gefahr bei der erst im Frühjahr umgebrochenen Variante S geringer. Die hohe Auswaschungsgefahr bei den Varianten D und E wurde auch durch das verhaltene Wachstum des Maises aufgrund der kalten und nassen Periode im Mai und Juni begünstig. Entsprechend lassen sich auch die Körnermaiserträge nur bedingt auf andere Jahre übertragen.

Betrachtet man die Nmin-Entwicklung der einzelnen Varianten, spricht Vieles für die Überwinterung der Zwischenfrucht und eine erstmalige Bearbeitung im Frühjahr. Diese Beobachtungen könnten jedoch auch auf Bodenunterschieden beruhen, deren Effekte sich durch die Versuchsanlage mit unechten Wiederholungen nicht ausschließen lassen. Das Verfahren der erstmaligen Bearbeitung von Zwischenfrüchten im Frühjahr sieht auch die aktuell gültige Düngeverordnung in roten Gebieten vor, deren anschließende Sommerung gedüngt werden soll. D.h.: soll eine Sommerung gedüngt werden, muss die verpflichtende vorhergehende Zwischenfrucht bis einschließlich 15. Januar unbearbeitet bleiben und darf erst nach diesem Termin bearbeitet werden. Laut Betriebsleiter sprechen mehrere Gründe gegen diese Verfahren: Bei der Beprobung des Stickstoffgehaltes im März wurde deutlich, dass die Parzelle mit der nicht eingearbeiteten Zwischenfrucht deutlich feuchter und entsprechend später befahrbar war. Demgegenüber konnten die vor Winter bearbeiteten Parzellen gut befahren werden. Im weiteren Vegetationsverlauf konnte in den vor Winter bearbeiteten Parzellen ein deutlich geringerer Beikrautdruck festgestellt werden. Insbesondere im Ökolandbau ist dies von Bedeutung, da die Beikräuter je nach Konkurrenzkraft zu erheblichen Mindererträgen führen können. Auch hier ist es aufgrund der fehlenden Wiederholungen möglich, dass die erfassten Unterschiede auf der Heterogenität des Bodens und nicht auf unterschiedlichen Behandlung der Zwischenfrüchte beruhen.

Da der Großteil der Flächen des Versuchsbetriebes im düngerechtlich roten Gebiet liegt, ist eine Fortführung dieses Versuchsdesigns nicht möglich. Neben der Art der Bearbeitung spielt jedoch auch die Zwischenfruchtzusammensetzung eine große Rolle für die Folgekultur. Demnach wird ein weiterer Versuch mit dem Fokus auf die Artenzusammensetzung und die Stickstoffdynamik der angebauten Zwischenfrüchte in Betracht gezogen. Um Effekte durch Bodenunterschiede oder andere Einflussgrößen besser kontrollieren zu können, sollte bei einem Folgeversuch eine mindestens dreifach wiederholte und randomisierte Praxisforschungsanlage zum Einsatz kommen.

8. Weitere Infos

Kontakt Regioberater

Johannes Weiß
Mobil: +49 151 68955551
j.weiss(at)naturland-beratung.de

Letztes Update dieser Seite: 16.01.2024