Kompostierung von Rindermist mit Holzhackschnitzeln: Bewässerung
1. Versuchsdurchführung
Regionetzwerk Brandenburg
2. Hintergrund
Um die Nährstoffhaltefähigkeit der sandigen Böden in Brandenburg aufzuwerten und dem Betriebssystem Kohlenstoff zurückzuführen, können Holzhackschnitzel aus Baum- und Strauchschnitt genutzt werden. Diese können mit anderen Substraten wie Rindermist kompostiert werden, um eine Stickstoffsperre im Boden zu verhindern. Im vorliegenden Praxisversuch wurde eine sauerstoffarme Kompostierung in Anlehnung an das Verfahren der Mikrobiellen Carbonisierung (Witte Bio Consult, 2014; ProBio, 2022) untersucht. Der Kompost soll dabei aus arbeitswirtschaftlichen Gründen nicht bzw. wenig umgesetzt werden. Ziel des Versuchs ist es, abzuleiten, wie die Kompostierung von Rindermist mit Holzhackschnitzeln gelingen kann.
Im ersten Versuchsdurchlauf (Kompostierung von Rindermist mit Holzhackschnitzeln: Mischungsverhältnis und Hygienisierung) wurden folgende Stellschrauben identifiziert:
- Hacken des Baum- und Strauchschnitts auf G30 (2,8 – 16 mm, Ø 30 mm) statt G50 (5,6 – 31,5 mm, Ø 50 mm²)
- Holzhackschnitzelanteil von maximal 50 %
- Zugabe von Wasser beim Aufsetzen
- Einmaliges Umsetzen zur besseren Durchmischung
- Kompostierung über mehrere Monate
3. Versuchsfrage(n)
Kann durch eine Bewässerung der Miete beim Aufsetzen der Wassergehalt in der Miete langfristig erhöht und damit die Kompostierung verbessert werden?
4. Versuchsaufbau
Standortbeschreibung | |
---|---|
Boden-Klima-Raum | Trocken-warme diluviale Böden des ostdeutschen Tieflandes |
Höhenlage (m ü NN) | 51 |
Bodenart | Lehmiger Sand |
Jahresniederschlag in mm | 565 (2021: 538; 2022: 428; 2023: 639) |
Durchschnittstemperatur in °C | 10 (2021: 9,8; 2022: 11,0; 2023: 11,3) |
Versuchsparameter | |
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Versuchstyp* | Einzelversuch, Demoanlage |
Anlagentyp | Verfahrensversuch Kompostierung |
Prüffaktor/en | Bewässerung |
Faktorstufen | mit und ohne Bewässerung |
Anzahl Wiederholungen | 3 (unechte Wiederholungen) |
Prüfmerkmale | Nähr- und Schadstoffanalyse Ausgangsmaterialien (Holzhackschnitzel, Rindermist), Nähr- und Schadstoffanalyse nach 100 Tagen Kompostierung (als organische Dünger und Kompost), Temperaturverlauf, Gewichtsverlust |
Versuchszeitraum | 10/2023 – 02/2023 |
* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).
Legende
Bezeichnung | Variante | Volumengewicht |
---|---|---|
V01 | Ohne Bewässerung | 60 % Rindermist 40 % Holzhackschnitzel |
V02 | Mit Bewässerung | 60 % Rindermist 40 % Holzhackschnitzel |
6. Versuchsauswertung
6.1 Fragstellung 1 – Beobachtung
Wie kann die Kompostierung von Rindermist mit Holzhackschnitzeln gelingen? Kann durch eine Bewässerung der Miete beim Aufsetzen der Wassergehalt in der Miete langfristig erhöht und damit die Kompostierung verbessert werden?
Da in der ersten Miete nach 100 Tagen Kompostierung die Holzteile noch nicht umgesetzt und große Unterschiede insbesondere im Stickstoff-, Kalium- und Calciumgehalt sowie der Trockensubstanz innerhalb der Mieten festgestellt wurden, fanden im zweiten Versuchsdurchlauf folgende verfahrenstechnische Anpassungen statt:
- Hacken des Baum- und Strauchschnitts auf G30 (2,8 – 16 mm, Ø 30 mm) statt G50 (5,6 – 31,5 mm, Ø 50 mm²)
- Holzhackschnitzelanteil von 40 %
- Zugabe von Wasser/ Rindergülle beim Aufsetzen
- Einmaliges Umsetzen zur besseren Durchmischung
- Kompostierung über mehrere Monate
Wie bei der ersten Versuchsanlage wurden Holzhackschnitzel und Rindermist vorgemischt, mit dem Miststreuer zu Mieten abgestreut. Die Hälfte des Materials wurde beim Abstreuen mit Rindergülle (Kälbergülle: 0,2 % TS, Nährstoffe [kg/ t FM]: 0,14 N, 0,03 P, 0,53 K, 0,03 Mg) mittig des Miststreuers mit einem Gartenschlauch bewässert (siehe Fotos). Das Material wurde am nächsten Tag aufgesetzt, um eine erste Aktivierung des Kompostierungsprozesses zu gewährleisten. Um einer Austrocknung der Miete zusätzlich vorzubeugen, wurde die Miete auf 2 m Höhe aufgesetzt und durch vorsichtiges Andrücken mit dem Radlader eine glatte Oberfläche geschaffen. Durch die geringere Hackschnitzelgröße wurde eine bessere Durchmischung des Materials im Vergleich zum Versuch im Vojahr festgestellt.
Wie beim ersten Durchlauf wurde die Heißrottephase in den ersten 5 Tagen durch starke Dampfentwicklung angezeigt. Ebenso bildete sich erneut etwa 14 Tage nach Aufsetzen des Komposts an der Oberfläche ein weißer Überzug, wie es typisch für Komposte in der thermophilen Phase der Kompostierung ist. Die stäbchenartigen Aktinomyceten können schwer abbaubare Substanzen wie Cellulose und Chitin verwerten und sind am Auf- und Abbau von Humusstoffen beteiligt. Anders als bei der ersten Miete waren diese auch nach 100 Tagen Kompostierung innerhalb der Miete stark verbreitet und es wurden etwas mehr Actinomyceten in der bewässerten Variante beobachtet.
Nach 100 Tagen Kompostierung waren die Holzhackschnitzel etwas besser umgesetzt als beim ersten Durchlauf, jedoch insgesamt nur leicht gerottet. Der Trockensubstanzgehalt lag in der unbewässerten Miete wie zur Versuchsanlage bei circa 40 % (Abbildung 1). Im bewässerten Teil der Miete wurde nach 100 Tagen Kompostierung ein höherer Trockensubstanzgehalt mit einem großen Schwankungsbereich von 43-75 % TS festgestellt (Abbildung 1). Im Inneren war der Kompost der zweiten Miete in beiden Varianten damit weiterhin zu trocken. Dadurch sank die biologische Aktivität und der Kompostierungsprozess stoppte. Gleichzeitig zeigten Handproben am äußeren Teil der Mieten sowie die Pilzkörperentwicklung eine zu hohe Wassersättigung durch den Niederschlag.
Nach der Bioabfallverordnung (BioAbfV Anhang 2, 2.2.2 und 2.2.3) sollen für die aerobe hygienisierende Behandlung (thermophile Kompostierung) über einen möglichst zusammenhängenden Zeitraum von 14 Tagen mindestens 55°C erreicht werden, über 60°C für 6 Tage oder über 65°C für 3 Tage. Bei der anaeroben hygienisierenden Behandlung (thermophile Vergärung) sollen nach der Bioabfallverodnung über einen zusammenhängenden Zeitraum der Mindestverweilzeit mindestens 50°C auf das gesamte Material einwirken. Da das Material zwar ohne Umsetzen, aber nicht unter Sauerstoffausschluss kompostiert wird, handelt es sich beim vorliegenden Kompost um eine aerobe Behandlung. In der Miete wurden insgesamt 12 Temperaturlogger ausgelegt, je Messpunkt 2. Trotz Schutz der Logger mit Vakuumierung trat wie im vorherigen Jahr Feuchtigkeit ein, die zum Ausfall der Geräte nach unterschiedlicher Anzahl von Tagen führte. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 aufgelistet und geben nur einen beschränkten Einblick in die Temperaturentwicklung in den Mieten.
Am Messpunkt 4.1 wurden bereits nach 4 Stunden 55°C und nach 6 Stunden 60°C erreicht. Am Messpunkt 5.1 wurden erst nach 12 Stunden 55°C erreicht, die Temperatur stieg in den nächsten Stunden konstant und bliebt über 2 Tage bis zum Ausfall des Datenloggers über 65°C (Abbildung 2). Es ist davon auszugehen, dass die hygienisierende Wirkung in der Miete erreicht wurde. Auch nach 100 Tagen Kompostierung wurde anders als bei der ersten Kompostanlage noch deutlich Wärme innerhalb der Miete festgestellt. Dies lässt auf einen Hitzestau im Innern schließen. Es ist davon auszugehen, dass das Material außen zu stark angedrückt wurde. Damit war keine ausreichende Sauerstoffversorgung nach innen gegeben, der Kamineffekt kam nicht zustande und damit auch keine Rotte.
Tabelle 1: Ergebnisse der Temperaturlogger in den unbewässerten und bewässerten Kompostvarianten. Von Messbeginn bis Geräteausfall ist die Anzahl von Tagen angegeben, an denen die Mindesttemperaturen 55 °C / 60°C / 65°C erreicht wurden.
Variante | Boniturpunkte | Logger | Messtage bis Ausfall | 55°C (min. 14 Tage) | 60°C (mind. 6 Tage) | 65°C (min. 3 Tage) |
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unbewässert | 1 | 1 | 0 | - | - | - |
2 | 0 | - | - | - | ||
2 | 1 | 0 | - | - | - | |
2 | 0 | - | - | - | ||
3 | 1 | 0 | - | - | - | |
2 | 0 | - | - | - | ||
bewässert | 4 | 1 | 1 (6 h) | 1 | 1 | 0 |
2 | 0 | - | - | - | ||
5 | 1 | 3 | 2 | 2 | 2 | |
2 | 0 | - | - | - | ||
6 | 1 | 0 (1 h) | 0 | 0 | 0 | |
2 | 0 (1 h) | 0 | 0 | 0 |
6.2 Fragestellung 2 – Beobachtung
Welche Inhaltsstoffe und Qualitätsparameter weist der Kompost auf?
Organische Dünger haben nur einen geringen Anteil an schnell verfügbarem Stickstoff. Der größere Anteil ist organisch gebunden und wird durch mikrobielle Prozesse im Boden (Mineralisierung) in die pflanzenverfügbaren Formen (Nitrat und Ammonium) umgesetzt. Die Verfügbarkeit des Stickstoffs ist abhängig vom Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis (C/N-Verhältnis). Hohe C/N-Verhältnisse (C/N > 25) führen in der Regel zu einer starken Stickstoffbindung (N-Immobilisierung) in der organischen Substanz (Stickstoff (N) auf NutriNet).
Im Kompostierungsprozess wird in Cellulose gebundener Kohlenstoff von Pilzen wie den Aktinomyceten abgebaut. In Abbildung 3 sind die C/N-Verhältnisse der Ausgangsmaterialien und Mischungen vor und die bewässerte und unbewässerte Mischung nach 100 Tagen Kompostierung aufgeführt.
Das hohe C/N Verhältnis der Holzhackschnitzel war mit 46 geringer als im vorherigen Versuch (57) und wurde durch die Mischung mit 60 % Rindermist (C/N 22) auf 31 reduziert. Nach 100 Tagen Kompostierung war das C/N-Verhältnis im unbewässerten wie bewässerten Kompost auf 19 bzw. 21 im Mittel reduziert. Es lag damit geringer als in der ersten Versuchsmiete (C/N 24-32). Eine Weiterführung der Kompostierung könnte durch Kohlenstoffabbau das C/N Verhältnis weiter verringern. Aufgrund des geringen Zersetzungsgrades des Holzes wird weiterhin eine Ausbringung zum Luzerne-Kleegras oder Zwischenfrüchten empfohlen.
In den Faustzahlen für den Ökologischen Landbau (KTBL, 2015) sind mittlere Nährstoffgehalte von Grüngutkomposten wie folgt angegeben:
- Gesamt-N 7.2 kg/t FM
- K2O 6.4 kg/ t FM
- MgO 4.6 kg/ t FM
- P2O5 3.2 kg/ t FM
- S 1.3 kg/t FM
In Abbildung 4, 5 und 6 sind Nährstoffgehalte für N, P, K, CaO, Mg, S sowie Na, Mn, Cu, Zn in den untersuchten Komposten aufgeführt. Durch Masseverlust fand eine Aufkonzentrierung der Nährstoffe statt, sodass die Nährstoffgehalte die der Ausgangsmaterialien überstiegen. Der N-Gehalt liegt sogar im Gegensatz zu den anderen Nährstoffen über dem Niveau der Faustzahlen des KTBL. Der bewässerte Kompost hatte etwas höhere Gehalte an N, K, CaO und MgO.
6.3 Fragestellung 3 – Beobachtung
Ist der Kompost unbedenklich in Bezug auf keimfähige Beikrautsamen, Schwermetalle und Verunreinigung?
Nach 100 Tagen Kompostierung wurde die Mischung mit höherem Holzhackschnitzelanteil zusätzlich als Kompost nach RAL-Gütezeugnis-Standards analysiert. Die Werte in Tabelle 2 zeigen, dass dieser in Bezug auf keimfähige Beikrautsamen, Schwermetalle und Verunreinigung unbedenklich ist und die Grenzwerte für den Ökolandbau einhält. Es wurde in der Kompostprobe nach RAL-Standard jedoch ein - im Vergleich zur Analyse als organischer Dünger - sehr viel höheres C/N-Verhältnis von 44 festgestellt.
Die Proben, die als organischer Dünger analysiert wurden, wurden zwar zusätzlich vermahlen, um eine Durchmischung zu gewährleisten, eventuell wurde bei der Kompostanalyse jedoch ein besserer Aufschluss erreicht. Das macht deutlich, wie wichtig es ist, mehrere Proben zu analysieren. Dies ist jedoch bei der Kompostprobe nach RAL-Standard, welche mehr als 300 € kostet, nicht praxistauglich.
Tabelle 2: Bewertung des Kompostes nach RAL-Standards für ökologisch zertifizierten Grüngutkompost. Durchschnittswerte nach KTBL (2015) Faustzahlen für den Ökologischen Landbau, Grenzwerte nach RAL und QA Fertigkompost nach BGK.
7. Fazit und Ausblick
Nach 100 Tagen Kompostierung war der Kompost in beiden Varianten besser kompostiert als beim ersten Versuchsdurchlauf, jedoch im Inneren zu trocken. Daher wird dieser einmal umgesetzt, dabei erneut bewässert und mehr Zeit für eine vollständige Kompostierung gegeben. Ziel ist es, den Kompost zur Luzernekleegrasetablierung im Herbst auszubringen. Es liegen noch keine Erfahrungswerte vor, wie sich die erneute Umsetzung auf die Kompostierung auswirken wird (Stand 28.05.2024).
Das Verfahren des Vormischens und Aufsetzens hat sich bewährt. Im Vergleich zur ersten Miete wirkte sich die geringere Größe der Holzhackschnitzel und ein maximaler Anteil von 40 % Volumengewicht Holzhackschnitzel positiv auf die Kompostierung aus.
8. Weitere Infos
- NutriNet Praxisversuch Kompostierung von Rindermist mit Holzhackschnitzeln: Mischungsverhältnis und Hygienisierung
- Witte Bio Consult (2014) Die Microbielle Carbonisierung. In: https://www.mc-bicon.de/die-fakten.php (21.09.2023)
- Projekt "Untersuchungen zur optimalen Produktion und pflanzenbaulichen Verwertung von Biogut- und Grüngutkompost im ökologischen Landbau (ProBio)". Laufzeit: 08/2019 - 12/2022. Praxisblätter: https://orgprints.org/id/eprint/36440/ (21.09.2023) und Webseite: http://www.projekt-probio.de (21.09.2023)
- EIP agri-Projekt "Innovative Kompostsysteme für mehr Bodenfruchtbarkeit" Laufzeit: 03/2015 – 03/2019. Abschlussbericht: https://www.eip-agrar-sh.de/fileadmin/download/1._Call/Innovation_Kompostsysteme/Abschlussbericht_EIP_Innovation_Kompostsysteme_Bodenfruchtbarkeit.pdf (21.09.2023)
- Bachinger, J., Becherer, U., Bee, W., Belau, T., Blum, H., Blumensteil, A. et al. (2015) Faustzahlen für den Ökologischen Landbau. Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. (Hrsg.), Darmstadt.
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Charlotte Kling
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