
Selleriedüngung mit Ackerbohnen und Hühnertrockenkot
1. Versuchsdurchführung
Regionetzwerk Bayern
2. Hintergrund
Durch die langsame Jugendentwicklung von Sellerie ist der Boden im Frühsommer lange Zeit unbedeckt und somit sehr stark erosionsgefährdet. Dies soll mit einer Ackerbohnensaat zwischen den Selleriereihen und deren anschließender Einarbeitung kurz vor der Blüte verhindert werden. Sellerie benötigt über den Vegetationsverlauf viel Stickstoff. Wie dieser Bedarf mit organischer Düngung gedeckt werden kann, wird in diesem Versuch getestet.
3. Versuchsfragen
Mit welchem Dünger kann der Sellerie über die Wachstumszeit hinweg am besten mit Nährstoffen versorgt werden?
Wirkt sich eine Ackerbohnen-Zwischenreihensaat auf den Ertrag von Sellerie aus?
4. Versuchsaufbau
Standortbeschreibung | |
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Boden-Klima-Raum | Tertiär-Hügelland Donau-Süd |
Höhenlage (m ü NN) | 361 |
Bodenart | schluffiger Lehm |
Jahresniederschlag in mm | 7685,9 Versuch wurde bewässert |
Durchschnittstemperatur in °C | 9,3 |
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung | |
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Fruchtfolge | Kleegras-Winterweizen-(ZWF)-Zuckerrüben |
Düngung | 15 t/ha Rindermist (ZWF) |
Pflegemaßnahmen | Hacken, striegeln |
Bodenuntersuchungen | P2O5 = Versorgungsstufe D K2O = Versorgungsstufe D MgO = Versorgungsstufe C |
Versuchsparameter | |
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Versuchstyp* | Einzelversuch |
Anlagetyp | Parzellenversuch |
Prüffaktor/en | N-Düngung |
Faktorstufen | Ackerbohnen (Zwischenreihensaat), unterschiedliche Kombinationen HTK & HMP-Düngung (siehe Legende Versuchsskizze) |
Anzahl der Widerholungen | 3 |
Prüfmerkmale | Nmin, Ertrag Sellerie, Isotopenanalyse Ackerbohnen |
Versuchszeitraum | 4/2023 bis 10/2023 |
* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).
Versuchsskizze
Legende
Bezeichnung | Variante | Düngemenge |
---|---|---|
0/0 | Kontrolle | - |
0/AB | Keine Düngung, Ackerbohnenzwischensaat | - |
HTK 100 | Ackerbohnenzwischensaat + Düngung | HTK: 90kg Nges/ha |
HTK 200 | Ackerbohnenzwischensaat + Düngung | HTK: 180kg Nges/ha |
HTK/HMP (Haarmehlpellets) | Ackerbohnenzwischensaat + Düngung | HTK: 90kg Nges/ha HMP: 90kg Nges/ha |
6. Ergebnisse
6.1 Düngung - Ergebnisse
Im vorliegenden Versuch wurde untersucht, wie sich unterschiedliche organische Dünger auf den Ertrag von Knollensellerie auswirken. Zwei unterschiedliche Düngestufen mit betriebseigenem Hühnertrockenkot und Haarmehlpellets wurden im Versuch eingesetzt. Der Hühnertrockenkot wurde mit der Ackerbohnensaat am 06. April eingearbeitet. Die Haarmehlpellets, ausgebracht am 22. Juni, konnten mit der Hacke in den Boden eingearbeitet werden. Wie in Abbildung 1 ersichtlich wird, konnte in keiner der gedüngten Varianten ein signifikanter Mehrertrag im Vergleich zur ungedüngten Kontrolle erzielt werden. Auffällig ist die große Schwankungsbreite in den Parzellenerträgen, insbesondere bei den Varianten Hühnertrockenkot mit 180 kg Nges ha-1 (HTK 200) und der Variante Hühnertrockenkot und Haarmehlpellets (HTK/HMP) mit insgesamt ausgebrachten 180 kg Nges ha-1.
Regelmäßig wurden in den Kleinparzellen Nmin-Proben in der Tiefe von 0 bis 60 cm gezogen. Die Ergebnisse sind in Abbildung 2 dargestellt. Zu Versuchsbeginn lag der Nmin-Wert von 0-60 cm bei 131 kg Stickstoff. Man sieht im zeitlichen Verlauf einen langsamen Anstieg über die verschiedenen Varianten hinweg bis zum Probenahmetermin im Juli. Die gemessenen Werte im September und Oktober sind dagegen wieder leicht gesunken und zeigen eine stärkere Differenzierung in den einzelnen Varianten.
6.2 Ackerbohnen-Zwischenreihensaat – Ergebnisse
Die Saat von Ackerbohnen zwischen den Sellerie-Reihen hat im Hinblick auf den Ertrag keine nennenswerten Vorteile für den Knollensellerie erbringen können. Der Ertrag der ungedüngten Kontrolle ohne Ackerbohnenzwischensaat lag im Mittel bei 470 dt FM ha-1. Dagegen lag die Variante mit Ackerbohnen bei 440 dt FM ha-1 (Abb. 1).
Die Ackerbohnen wurden kurz vor der Blüte am 22. Juni mit der Fräse eingearbeitet. Davor wurden Sprossbiomasse-Proben der Ackerbohnen aus den verschiedenen Düngevarianten entnommen und auf deren Inhaltsstoffe analysiert. Vom Gesamtstickstoff in der Sprossbiomasse ausgehend, wurde in einer Isotopenanalyse untersucht, welche Stickstoffanteile die Pflanze aus welcher Quelle aufgenommen hat. In Abbildung 3 sind die drei unterschiedlichen Fraktionen zu sehen: blau dargestellt ist der Anteil an Stickstoff, der von den Ackerbohne sicher zuordenbar symbiotisch aus der Luft gebunden werden konnte. Orange ist der Anteil, den man aufgrund von Analysen und Messungen nicht zu 100% zuordnen kann, und in grau ist die Stickstoffmenge gekennzeichnet, deren Herkunftsort sicher der im Boden vorhandene Nährstoffpool ist. Im Gesamtüberblick erreicht die Variante mit den 180 kg gedüngten Nges ha-1 (HTK 200) den höchsten Stickstoffwert in der Sprossmasse mit durchschnittlich 135 kg N ha-1. Dagegen war der Stickstoffwert des mit nur 90 kg N ha-1 gedüngten Ackerbohnenbestandes mit 115 kg N ha-1 (HTK 100) im Vergleich am geringsten.
7. Diskussion
7.1 Düngung – Diskussion/Interpretation
Die Erträge des Sellerie zeigten keinerlei signifikanten Unterschiede in den Varianten (vgl. Abb. 1). Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass die Schwankungsbreite der erfassten Erträge in den einzelnen Parzellen sehr hoch ist. Die ungedüngte Kontrolle wies mit einem durchschnittlichen Ertrag von 47 dt ha-1 nur gut 10 % weniger Ertrag auf als die mit 180 kg N ha-1 gedüngte Variante mit Hühnertrockenkot und Haarmehlpellets. Dies mag sicherlich auch an dem zu Versuchsbeginn hohen Nmin-Wert von 131 kg N ha-1 liegen, was auf einen guten Nährstoffhaushalt des Ackers schließen lässt. Während der letzten Nmin-Beprobungen und der Ernte, die händisch durchgeführt wurde, ist ein ungewöhnlich hoher Mäusebefall aufgefallen. Dies war 2023 in vielen Kulturen, insbesondere im Feldgemüse, Kleegras und Grünland zu beobachten.
Die gute Versorgungssituation des Ackers mit Nährstoffen ist zum einen an der Bodenuntersuchung, die vor der Versuchsanlage durchgeführt wurde, erkennbar. Phosphor und Kalium liegen jeweils in den Gehaltsstufen D, während Magnesium in C eingestuft wurde. Auch der Nmin- Verlauf (vgl. Abb. 2) zeigt, dass zwischen den einzelnen Varianten lange Zeit kein deutlicher Unterschied erkennbar war. Im September waren in der Variante HTK/HMP signifikant höhere Nmin-Werte nachweisbar als in allen anderen Varianten. Im Oktober unterschied sich die Variante HTK/HMP signifikant von den Varianten Kontrolle und HTK100.
Tabelle 1 zeigt die Niederschläge und die Bewässerungsmengen des Selleries. Mit 608 mm während des Vegetationszeitraums des Selleries ist das Wasserangebot als ausreichend zu bewerten. Insbesondere die Menge von 141 mm im Juni war wichtig, da die Temperaturen im Juni und Juli sehr hoch waren. Erst im August kam die Kaltfront mit ausreichend Niederschlägen und geringeren Temperaturen.
Niederschlag im Versuchszeitraum | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Apr | Mai | Jun | Jul | Aug | Sep | Okt | ||
Niederschlag in mm | 53 | 73 | 36 | 78 | 154 | 14 | 0 | 408 |
Beregung in mm | 20 | 105 | 40 | 35 | 200 | |||
608 |
7.2 Ackerbohnen-Zwischenreihensaat – Diskussion/Interpretation
Die Ackerbohnen-Zwischenreihensaat hatte keinen Mehrertrag des Selleries zufolge. Dies hätte man anders erwarten können. Denn zum einen beschatten die Ackerbohnen die Erdoberfläche, die sonst, nur mit Sellerie bepflanzt, relativ lange in den Sommer hinein der starken Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Zum anderen wurden die Ackerbohnen kurz vor der Blüte mit einer Reihenfräse eingefräst und leicht im Boden eingearbeitet. In der anschließenden Umsetzung der Pflanzenmasse mit dem Wissen um die Pflanzeninhaltsstoffe (vgl. Abb. 3) wäre eine gewisse Düngewirkung für den Sellerie zu erwarten gewesen.
Wie in Abbildung 3 zu sehen ist, unterscheiden sich die N-Gehalte der Ackerbohnen zwischen den einzelnen Varianten nicht sehr. Der Anteil des legum gebundenen N der mit 180 kg N ha-1 gedüngten Variante (HTK 200) überrascht. Zudem überrascht, dass die legume N-Bindung der ungedüngten Variante mit 39 kg N ha-1 geringer ausfällt als die N-Aufnahme aus dem Bodenvorrat. Dies lässt sich vermutlich mit dem grundsätzlichen hohen Nmin-Wert des Bodens erklären. So ließe sich auch die ausbleibende Düngewirkung der Ackerbohnen-Zwischenreihensaat nachvollziehen.
8. Fazit und Ausblick
Der vorliegende Versuch war für den Betriebsleiter ein erster Test, wie die Bodenbedeckung während der Jugendentwicklung des Selleries möglichst effektiv und praktikabel sichergestellt werden kann. Die Bestandsführung mit Ackerbohnen in Zwischenreihensaat hat gut funktioniert. Die unterschiedlichen Düngevarianten zeigten dagegen nicht den erwarteten Unterschied. Dies mag unter anderem an der grundsätzlich guten Versorgungslage des Standortes gelegen haben. Da die optimale Verwertung und ein effizienter Einsatz organischer Düngemittel für den Betriebsleiter eine wichtige Rolle spielen, wäre es sinnvoll, den Versuch ein weiteres Mal anzulegen, um mögliche Jahres- und Standorteffekte in einem zweiten Jahr überprüfen zu können.
Kontakt Regioberaterin

Victoria Altvater
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