Magnesium- und Mikronährstoffdüngung von späten Bio-Lagermöhren

1. Hintergrund

Betrieb 502 (viehhaltend, sandiger Lehm) produziert ebenfalls späte Lagermöhren, allerdings in einem wärmeren Klimaraum als die anderen Betriebe. Auf einem Feld mit betriebsüblichem Pflanzenschutz (Schwefel) wurde der zusätzliche Effekt einer Magnesium- und einer Multi-Mikronährstoffdüngung in der Praxisforschungsanlage getestet.

Die Potentiale von Magnesium- und Mikronährstoffdüngung sowie Pflanzenschutz wurden Im Jahr 2022 auf vier Betrieben des Regionetzwerks NRW untersucht. Zur Übersichtsseite.

3. Versuchsfrage(n)

Kann eine Optimierung der Magnesium- und Mikronährstoffversorgung die Erträge und Qualitäten von Bio-Lagermöhren steigern?

3. Material und Methoden

StandortbeschreibungBetrieb 502
Boden-Klima-Raum141
Höhenlage (m ü NN)125
Bodenartlehmiger Sand
Jahresniederschlag in mm600mm (5 J.)
280mm (Ansaat bis Ernte)
+ Beregnung
Durchschnittstemperatur in °C10,3
BodenuntersuchungenBetrieb 502
N-Vorrat
C/N-Verhältnis
N-Nachlieferung
kg N/ha

kg N/ha
S-verfügbar
S-Vorrat
C/S-Verhältnis
S-Nachlieferung
kg S/ha
kg S/ha

kg S/ha
P-verfügbar
P-Vorrat
kg P/ha
kg P/ha
K-verfügbar
K-Vorrat
kg K/ha
kg K/ha
Ca-verfügbar
Ca-Vorrat
kg Ca/ha
kg Ca/ha
Mg-verfügbar
Mg-Vorrat
kg Mg/ha
kg Mg/ha
Na-verfügbar
Na-Vorrat
kg Na/ha
kg Na/ha
Si-verfügbat
Fe-verfügbar
Zn-verfügbar
Mn-verfügbar
Cu-verfügbar
Co-verfügbar
B-verfügbar
Mo-verfügbar
Se-verfügbar
g Si/ha
g Fe/ha
g Zn/ha
g Mn/ha
g Cu/ha
g Co/ha
g B/ha
g Mo/ha
g Se/ha
Säuregrad (PH) 
C-organisch
Organische Substanz
C/OS-Verhältnis
%
%

 

3250
12
50
72
650
58
11
2,5
213
380
195
370
5555
140
265
70
50
71070
< 6240
340
930
85
< 10
535
< 10
13
7,1
1,2
2,5
0,48

 

Versuchsparameter 
PrüffaktorenMagnesium- und Mikronährstoffdüngung
Faktorstufen (siehe auch unten)Mikronährstoffdüngung:
  • Kontrolle/Null-Blattdüngung (0)
  • Magnesiumdüngung (Mg)
  • Mikronährstoffdüngung (MNS)
Anzahl Wiederholungen3
Keine zeitliche Wiederholung (erstes Versuchsjahr)
PrüfmerkmaleErtrag Möhre
Inhaltsstoffe Möhrenlaub und -körper zur Ernte (Makro- und Mikronährstoffe)
Sortierung Möhre (Verkaufsware/Ausschussware)
Anlagentypverschränkte Düngefenster
Versuchszeitraum04/2022 - 11/2022
VersuchstypEinzelversuch: Praxisforschungsanlage

* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).

Versuchsskizzen

Betrieb 502: 3-4 ha (Teilschlag)

Die Magnesiumdüngung (2x 6,2 l/ha Lebosol Magnesium 400 SC (3 kg Mg/ha)) wurde in 2 Spritzungen (14.07. und 01.08.)  ausgebracht, ebenso wurde mit der Mikronährstoffdüngung (2x 16,67 kg/ha EPSO microtop (3 kg Mg/ha, 4,1 kg S/ha, je 0,3 kg B und Mn/ha)) verfahren.

Die vier Varianten (0, Mg, MNS, Mg+MNS) wurden in verschränkten Düngefenstern angelegt (ähnlich zum Schwefeldüngungsversuch in Gemüseerbse): Mg- und MNS wurden in zwei Spritzungen appliziert, dabei wurde jeweils ein um die Hälfte der Fensterlänge verschobenes Spritzfenster gelassen. Die gelben und weißen Markierungen in den Versuchsskizzen sind Stäbe, die das An- und Ausschalten bei Mg- (weiß) und MNS-Spritzung (gelb) regeln. Es ergibt sich beispielhaft für ein vollständiges Spritzfenster das folgende Schema:

Vor dem Dämmeziehen auf Betrieb 502 wurden Ende März 1,5 m³ PPL (Potato Protein Liquid; insgesamt 30 kg N, 2 kg P und 8 kg K pro Hektar) sowie 80 kg Wigor S+B (62 kg S und 1,6 kg B pro Hektar) ausgebracht. Vorfrucht war Winterweizen.

Die Möhren (Sorte Nerac) wurden am 30.05.2022 mit 1,8 Mio. Körner/ha gesät (Dreifachreihe), Vorfrucht war Winterweizen. Die Pflege (Abflammen, Maschinen-, Handhacke) erfolgte betriebsüblich und war gleich für die verschiedenen Varianten.

Die Blattspritzungen fanden für alle Varianten an zwei Terminen (01. und 22.08.2022) statt. In der Variante «Mg» wurden pro Spritzung 6,2 l/ha Lebosol Magnesium 400 SC ausgebracht (1,5 kg Mg/ha), in der Variante «MNS» 16,7 kg/ha EPSO microtop (1,5 kg Mg/ha, 2 kg S/ha, 0,15 kg B/ha, 0,17 kg Mn/ha). In der Variante «Mg + MNS» wurden die beiden vorigen Varianten kombiniert.

Der Pflanzenschutz erfolgte betriebsüblich; dabei wurden an zwei Terminen – etwa zur gleichen Zeit wie die Blattdüngung (01. und 20.08.2022) – je 1,5 kg Kumulus WG/ha (insgesamt 2,4 kg S/ha) und 3 kg Bittersalz/ha (0,9 kg Mg und 1,25 kg S pro Hektar) gespritzt, auch in den Probeparzellen. Dies wurde in der Interpretation der Gesamtergebnisse berücksichtigt.

Die Ernte im Versuch erfolgte am 02.11.; die maschinelle Ernte des Schlages fand Mitte November statt.

Boden- und Pflanzenproben

Die Bodenproben (Eurofins, Düngekompass) wurden am 26.04.2022 zwischen Dämmeziehen und Aussaat als Mischprobe des gesamten Versuchsschlages gezogen. Die erste Blattprobe (Eurofins, Komplexe Pflanzenanalyse (KPA)) erfolgte nach Entwicklungsstadium (BBCH 15/16 – 5. bis 6. Laubblatt voll entfaltet) am 01.07.2022 als Mischprobe aus jedem Block; alle Spritzmaßnahmen fanden nach der Probenahme statt. Für die zweite Pflanzenprobe wurden Blatt und Möhrenkörper pro Versuchsparzelle zum Zeitpunkt der Versuchsernte (02.11.2022) eingesendet.

Die Mikronährstoffdüngung sollte ursprünglich auf den Ergebnissen der Blattproben im Jugendstadium basieren; bei Mangel eines Nährstoffs sollte der Entzug der Kultur bei dem betrieblich zu erwartenden Ertrag gedüngt werden. Da jedoch keine der Blattproben eine Unterversorgung mit Nährstoffen erkennen ließ, wurde von diesem Schema abgerückt und eine Menge von 16,67 kg/ha EPSO microtop (Mg, S, B, Mn) gedüngt, was den in der Magnesiumdüngungs-Variante applizierten 3 kg Mg/ha entsprach.

Versuchsernte

Der Ablauf der Versuchsernte (02.11.2022) war auf allen drei Betrieben gleich: Pro Parzelle wurden drei Quadratmeter des Bestandes beerntet (je 1,33 m laufende Reihe bei 0,75 m Reihenabstand). Die Ganzpflanze wurde auf dem Feld gewogen, anschließend wurde das Kraut entfernt und die Möhren in A-Ware (2 – 4 cm Dicke, > 10 cm Länge) und Ausschuss sortiert; die Sortierungen wurden erneut gewogen. Pro Parzelle wurde je eine Probe gesunder Blätter und eine Probe der Möhrenkörper aus allen Sortierungen entnommen.

4. Der Versuch in Bildern

Entwicklung der Möhren etwa zwei Wochen nach der zweiten Mikronährstoff-Spritzung. Im Hintergrund ist der Befall mit Echtem Mehltau bereits deutlich zu erkennen. Foto: Daniel Gärttling

Im 5 bis 6-Blattstadium wurden die Pflanzenproben genommen, die später die Mikronährstoffdüngung definieren sollten. Foto: Daniel Gärttling

Der Bestand zum Zeitpunkt der Versuchsernte. Aufgrund des Mehltaubefalls wurde neues Laub nachgebildet. Foto: Daniel Gärttling

5. Versuchsauswertung

5.1 Auswertung Praxisforschungsanlage

Die Erträge unterschieden sich in allen Parametern zwischen den Varianten (Kontrolle, Magnesium- und/oder Mikronährstoffdüngung) nicht signifikant (p>0,05). Tendenziell sank bei Magnesiumdüngung die Menge der Ausschussware (r=-0,4457) und die Verkaufsmenge stieg an (r=0,6028), der Bruttoertrag blieb dabei gleich. Eine ähnliche Tendenz in Bezug auf die Ausschussware ließ sich auch auf Betrieb 3 beobachten, allerdings nur in Varianten mit Pflanzenschutz (r=-0,5212). Auch Majkowska-Gadomska und Wierzbicka (2010) beobachteten eine Steigerung insbesondere der marktfähigen Ware durch Düngung eines magnesiumhaltigen Düngers. Dies lässt sich jedoch aus dem aktuellen Stand des Wissens nicht erklären und bleibt zunächst eine Einzelbeobachtung, die auch in Folgeversuchen auftreten muss, bevor Schlussfolgerungen gezogen werden können.

Die K-Versorgung des Bodens war schon zu Kulturbeginn in Versorgungsstufe E, was sich so auch in den Blattproben im Jugendstadium und zur Ernte zeigte. Da Möhre eine Kultur mit hohem Kaliumbedarf ist, wird meist auf eine gute Kaliumversorgung geachtet. In diesem Zusammenhang kommt meist der Kalium-Magnesium-Antagonismus zur Sprache, der bei hohen Boden-Kaliumgehalten die Aufnahme von Magnesium einschränkt. Dies war hier nicht der Fall; die Laub-Magnesiumgehalte waren jederzeit im Optimum. Ein Grund dafür könnte ein ausgewogenes Kalium:Magnesium-Verhältnis im Boden von 1,6:1 (Vorrat) bzw. 2,6:1 (verfügbar) sein – hier zeigt sich die Bedeutung der richtigen Nährstoffverhältnisse im Vergleich zu den absoluten Gehaltsklassen. Für Gemüse wird ein Verhältnis von 2 – 5:1 angenommen (K+S o. D.) .

Die Blattspritzung von S, Mn oder B hatte keine systematischen Effekte auf die Gehalte in Laub oder Möhrenkörper zur Ernte. Magnesiumdüngung und Magnesiumgehalte im Möhrenkörper korrelierten (r=0,29). Dies wird bestätigt durch Versuche von Wszelaczynska et al. (2015), die zudem eine Steigerung sekundärer Pflanzenstoffe (Ascorbinsäure, Carotinoide) durch Magnesiumdüngung feststellten, jedoch ohne Schlussfolgerungen z.B. auf die Lagerfähigkeit der Möhren zu ziehen. Vonseiten der Landwirte wurde geäußert, dass Lagerversuche besser versorgter Möhren eine sinnvolle Erweiterung des nächsten Versuchsjahres seien.

Ein zusammenfassendes Fazit lesen Sie im Überblicksartikel der Mikronährstoffdüngungs-Versuche im Möhrenanbau 2022.

Kontakt Regioberater

Daniel Gärttling

Daniel Gärttling
Tel.+49 2506 309-631
daniel.gaerttling(at)lwk.nrw.de

Letztes Update dieser Seite: 16.01.2024