Legume N-Bindung im Winterzwischenfruchtanbau

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Nordrhein-Westfalen

2. Hintergrund

Das Nährstoffmanagement in ökologischen Gemüsebaufruchtfolgen ist durch hohen Stickstoffbedarf bei gleichzeitig geringem Phosphorbedarf geprägt. Organische Handelsdünger, die diese Kriterien erfüllen, sind in ausreichender Qualität knapp, teuer und teilweise in der Kritik. Durch die Verwendung von Leguminosen als Winterzwischenfrucht in Gemüsebaufruchtfolgen kann Stickstoff aus der Luft fixiert werden, ohne dass an den Stickstoff ein Import weiterer Nährstoffe gekoppelt ist. Die Höhe der legumen N-Bindung wird nicht nur durch die Menge des verfügbaren Stickstoffs, den Saatzeitpunkt und die Witterung, sondern auch maßgeblich durch die Zusammensetzung der Winterzwischenfrucht(mischung) beeinflusst. Aus diesem Grund wurden auf einem Betrieb des Regionetzwerkes NRW drei legume, winterharte Zwischenfrüchte in Bezug auf ihre N-Fixierleistung verglichen.

Ein weit verbreiteter Ansatz zur Bestimmung der N-Fixierleistung ist die 15N „natural abundance“ Methode. Mit der N-Isotopenbewertung lässt sich auch unter Praxisbedingungen der Anteil des gebundenen Luftstickstoffs relativ einfach bestimmen: Das schlagspezifische Verhältnis der Stickstoffisotope 15N und 14N wird an einer begleitend etablierten Nichtleguminose (in diesem Fall Grünroggen) ermittelt. Da in der Luft der Gehalt an 15N niedriger ist als im Boden, senkt N-Fixierung den Gehalt an 15N in der Pflanze. So kann die tatsächliche legume N-Bindung von aus dem Boden aufgenommenem Stickstoff unterschieden werden.

3. Versuchfrage

Welche legume Winterzwischenfrucht bindet auf dem Standort möglichst viel Luftstickstoff?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-Raum148
Höhenlage (m ü NN)61
BodenartSand (S)
Jahresniederschlag in mm (1980 - 2010)735 mm
Durchschnittstemperatur in °C (1980 – 2010)10,27 °C
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
VorfruchtSüßkartoffel
Düngungkeine
Pflegemaßnahmenkeine
BodenuntersuchungenLUFA am 03.11.2020
pH: 5.0
P2O5: 24 (D)
K2O: 5 (B)
Mg: 1 (A)
Versuchsparameter
Versuchstyp*Demoanlage/Tastversuch (Einzelversuch)
AnlagetypStreifenversuch
Prüffaktor/enZwischenfrucht(mischung)
FaktorstufenWinterackerbohne (Augusta, Hiverna), Wickroggen, Landsberger Gemenge
Anzahl WiederholungenEine
PrüfmerkmaleN-Ertrag im oberirdischen Aufwuchs, Isotopenbewertung, Nmin zu drei Terminen (zur Aussaat, vor Sickerwasserperiode, vor Umbruch)
Versuchszeitraum10/2020 bis 05/2021

* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier(pdf-Datei, 0,4 MB).

Versuchsskizze

Legende

BezeichnungVariante
0Kontrolle (Winterroggen)
1Wickroggen
2Winterackerbohne
3Landsberger Gemenge

Landsberger Gemenge, Wickroggen und Winterackerbohne wurden auf einem Sandstandort Mitte Oktober nach Süßkartoffelernte gesät (Nmin Anfang November 0-90cm: 18 kg/ha). Im Wickroggen wurde nach Aufgang in 4x3m² großen Fenstern die Wicke händisch entfernt. Am 19. Mai wurde vor dem Umbruch der oberirdische Aufwuchs mit sog. Quadratmeterschnitten ermittelt. Im Anschluss wurden die Trockensubstanz (TS), der N-Gehalt, der Gehalt an15N-Isotopen und der C-Gehalt bestimmt.

5. Der Versuch in Bildern

Wickroggenbestand Mitte Dezember. Foto: David Büchler

Der Wickroggenbestand war Mitte Mai weit über einen Meter hoch. Foto: David Büchler

Winterackerbohnenbestand Mitte Dezember. Foto: David Büchler

Winterackerbohnenbestand Mitte Mai. Foto: David Büchler

6. Versuchsauswertung

6.1 Erfahrungen

Aufwuchs und gesamt gebundener Stickstoff

Erwartungsgemäß war der Aufwuchs in der Roggen-Reinsaat am geringsten. Dies lag am methodischen Vorgehen: Die Parzellen wurden als Wickroggen gesät und die Wicke wurde händisch entfernt, um eine leguminosenfreie Kontrolle für die N-Isotopenbewertung zu erhalten. Die Winterackerbohne hatte den höchsten Frischmasseertrag (272 dt ha-1; n = 2) vor Landsberger Gemenge (206 dt ha-1) und Wickroggen (176 dt ha-1), jedoch geringe Trockensubstanz-Gehalte. Der höchste Trockenmasseertrag war beim Landsberger Gemenge zu finden (30 dt ha-1).
Im Winterackerbohnen-Bestand wurden sowohl die höchsten Mengen an Stickstoff insgesamt gebunden als auch aus der Luft fixiert (Abbildung 1). In den Mischungen war der Anteil legum gebundenen Stickstoffs am Gesamtstickstoff beim Landsberger Gemenge höher. Im November waren die Nmin-Werte unter Wickroggen (18 kg Nmin ha-1) niedriger als unter Winterackerbohne (33 kg Nmin ha-1).

Fixierungsleistung der Zwischenfrüchte

Die Winterackerbohne fällt durch ihr enges C/N-Verhältnis von 13 und eine hohe legume N-Bindung (146 bis 200 kg N ha-1) auf. Der gebundene Stickstoff sollte also verhältnismäßig schnell mineralisiert werden und der Folgekultur zur Verfügung stehen. Im Landsberger Gemenge wurden mindestens 88 Kilogramm Stickstoff pro Hektar gebunden, bei einem weiteren C/N-Verhältnis von etwa 22. Die legume N-Bindung im Wickroggen schwankte am stärksten (53 bis 148 kg ha-1), bei einem mittleren C/N-Verhältnis.

7. Fazit/Ausblick

Die realisierte N-Fixierleistung der Winterackerbohne von 146 bis 200 Kilogramm Stickstoff pro Hektar ist hoch und sicherlich nur in einem gut etablierten Bestand bei spätem Umbruch (in diesem Fall Mitte Mai) erreichbar. Die Literaturwerte von durch verschiedene Leguminosenarten gebundenen Stickstoffmengen wurden im NutriNet hier zusammengestellt; derartig hohe Mengen sind eher der Ausnahmefall. Trotzdem zeigt dieses Beispiel, welche N-Mengen bei gutem Management und passenden Umweltbedingungen dem Nährstoffkreislauf zugeführt werden können.

Wie viel des gebundenen Stickstoffs der Folgekultur zur Verfügung steht, wird maßgeblich durch das C/N-Verhältnis bestimmt. Die Winterackerbohne weist ein sehr niedriges C/N-Verhältnis auf, was auf eine gute Düngewirkung für die Folgekultur schließen lässt. Etemadi et al. (2018)  beobachteten bei ähnlich hohen Fixierleistungen in abgefrorenen Sommerackerbohnen einen Düngeeffekt von 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar im nachfolgenden Zuckermais. Kolbe et al. (2004)  geben für die winterharte, aber etwas feinere Winterwicke eine N-Pflanzenverfügbarkeit von 50 bis 80 Prozent für die Folgekultur an, was im vorliegenden Versuch eine N-Wirkung von mindestens 73 Kilogramm Stickstoff erwarten ließe. Da der Streifenversuch nicht wiederholt war, ist die Aussagekraft der Beobachtungen auf Standort und Jahr beschränkt. Für eine genauere Untersuchung der Effekte, auch in Bezug auf die Düngewirkung der nachfolgenden Kultur, werden Folgeexperimente mit räumlicher Wiederholung angestrebt.

Mit der N-Isotopenbewertung lässt sich der Anteil des gebundenen Luftstickstoffs relativ einfach bestimmen; erforderlich ist lediglich eine Pflanzenprobe der Leguminose sowie der auf dem gleichen Schlag gewachsenen, nichtlegumen Referenzfrucht. So kann die tatsächliche N-Bindung von aus dem Boden aufgenommenem Stickstoff unterschieden werden.

8. Weitere Infos

Kontakt Regioberater

Daniel Gärttling

Daniel Gärttling
Tel.+49 2506 309-631
daniel.gaerttling(at)lwk.nrw.de

Letztes Update dieser Seite: 16.01.2024