Etablierung von Untersaaten in Winterweizen (Anbau in Weiter Reihe)

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Niedersachsen, Demoanlage

2. Hintergrund

Die Etablierung einer Untersaat in Getreide ist eine Herausforderung, die nicht leicht gelingt. Es muss alles passen: Der Saatzeitpunkt, die Aussaat-Technik, die Witterungsbedingungen.
Das System Weite Reihe bietet hier Vorteile, da durch das Hacken eine stärkere Bodenbearbeitung möglich ist als durch das Striegeln. Durch das Hacken wird die Kruste gebrochen, was zur besseren Konservierung der Bodenfeuchtigkeit führt. Zudem kann die Nährstoffmineralisierung angeregt werden. Dies kann das Auflaufen der Untersaat begünstigen.

Gelingende Untersaaten können ackerbaulich eine Reihe von Vorteilen mit sich bringen, beispielsweise:

  • Verminderung von Nährstoffverlusten durch permanenten Pflanzenbewuchs
  • effektive Unkrautbekämpfung durch Konkurrenzpflanzen und durch rechtzeitige Bodenbedeckung
  • Erosionsschutz durch flächendeckenden Bewuchs nach Ernte der Deckfrucht
  • längere Bodenruhe
  • gegebenenfalls geringere Kosten durch weniger Bodenbearbeitungsgänge

Vor diesem Hintergrund wurden in vorliegendem Versuch verschiedene Untersaaten unter Praxisbedingungen und in Weiter Reihe geprüft.

3. Versuchsfrage(n)

Welche Untersaat lässt sich unter den Praxisbedingungen der Weiten Reihe (Reihenabstand 33 cm) gut etablieren?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-Raum147 leichter Lehmboden, mittleres Niedersachsen
Höhenlage (m ü NN)48
BodenartLehmiger Sand, 50 BP
Jahresniederschlag in mm645, keine Bewässerung
Durchschnittstemperatur in °C10,4
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
FruchtfolgeKleegras – Kleegras – Winterweizen mit anschließender ZF – Mais – Ackerbohnen-Hafer-Gemenge
DüngungMist 15 t/ha, Patentkali 300 kg/ha
Pflegemaßnahmen3 x Hacken, 1 x Striegeln
BodenuntersuchungenGrundbodenuntersuchung nach EUF vom 11.3.2023:
Mischprobe

Humus: 2,5 % mittel
Phosphor: 1,2 mg/100 g verfügbar; 1,3 mg /100 g nachlieferbar (A)
Kalium: 3 mg/100 g verfügbar; 2 mg/100 g nachlieferbar (B)
Stickstoff: 0,9 mg/100 g Nitrat-Stickstoff verfügbar; 0,7 mg/100 g organisch gebundener Stickstoff nachlieferbar (B)
Magnesium: 1,5 mg/100 g (A)
Kalzium: 16 mg verfügbar, 11 mg nachlieferbar (C) 
SonstigesAussaattermin der Untersaat: 16.5.2023
Erntetermin Weizen: 8.8.2023
Versuchsparameter
Versuchstyp*Einzelversuch (Demoanlage/Tasversuch)
AnlagetypParzellenversuch
Prüffaktor/enverschiedene Untersaaten
FaktorstufenLeindotter
Spitzwegerich
Spitzwegerich + Weißklee (gemischt)
Weißklee
„Soil Protect“, Mischung von DSV (30 % Leguminosen mit Deutschem Weidelgras, Spitzwegerich, Öllein, Inkarnatklee, Winterwicke, Schwedenklee)
Anzahl Wiederholungen3
PrüfmerkmaleBestandsdichte / Bodenbedeckung der Untersaaten im Vegetationsverlauf
Versuchszeitraum04/2023– 10/2023 (Datum letzte Probe)

* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).

Versuchsskizze

Legende

BezeichnungVariante[Menge/Saatstärke/Anwendung]
V1Leindotter3 kg/ha
V2Spitzwegerich4 kg/ha
V3Spitzwegerich
Weißklee
(gemischt)
3,5 kg/ha +
3,5 kg/ha
 
V4Seradella15 kg/ha
V5„Soil Protect“, Mischung von DSV (30 % Leguminosen mit Deutschem Weidelgras, Spitzwegerich, Öllein, Inkarnatklee, Winterwicke, Schwedenklee)15 kg/ha

5. Der Versuch in Bildern

Die Aussaat der Untersaaten im Winterweizen erfolgte am 16.5.2023. Foto: Ole Schweneker

Am 14.7.2024 war bereits Spitzwegerich zwischen den Winterweizenreihen zu sehen. Foto: Wilfried Stegmann

Die Untersaaten entwickelten sich über die Versuchsfläche sehr heterogen (22.8.2023). Foto: Wilfried Stegmann

Bei einer Field School am 15.9.2023 begutachteten die teilnehmenden Landwirte den Praxisversuch. Foto Wilfried Stegmann

Spitzwegerich und Weißklee waren zum 15.9.2023 gut entwickelt. Foto: Wilfried Stegmann

6. Versuchsauswertung - Erfahrungsbericht

Welche Untersaat lässt sich unter den Praxisbedingungen der Weiten Reihe (Reihenabstand 33 cm) gut etablieren?

Der Deckungsgrad (prozentuale Bodenbedeckung) der verschiedenen Untersaaten wurde im Versuchsverlauf viermal geschätzt. Folgende Abbildung 1 zeigt den mittleren Deckungsgrad der verschiedenen Varianten.

Leindotter war im Versuch ein Totalausfall. Eine längere Trockenphase nach Einsaat hat die Kultur nicht verkraftet. Auch bei Seradella zeigte sich eine schwache Entwicklung. Zwar brachten es einige Pflanzen bis Ende August zur Blüte, dennoch war die Bodenbedeckung ungenügend.

Bei den anderen Einsaaten zeigte sich ein ungleichmäßiger Auflauf. Im Vergleich konnte die Mischung Spitzwegerich/Weißklee die stärkste Etablierung erreichen. Der Weißklee in der Mischung konnte im Vegetationsverlauf einige Lücken in der Bodenbedeckung auffüllen. Dennoch konnte auch hier keine flächendeckende Etablierung erreicht werden

In der Weidelgras-betonten DSV-Mischung hatten es die übrigen Komponenten Spitzwegerich, Öllein, Inkarnatklee, Winterwicke und Schwedenklee schwer, sich zu etablieren. Im Oktober war der Grasanteil dominant, insgesamt war der Aufwuchs allerdings relativ schwach.

Im Versuch zeigte sich, dass der Auflauf der verschiedenen Kulturen in den Fahrspuren deutlich besser war als auf der übrigen Fläche. Offenbar war der Boden bei der Einsaat zu locker und der Bodenschluss zu gering, so dass ein Großteil der Samen nach der Keimung vertrocknete. Das Ergebnis lässt darauf schließen, dass die Rückverfestigung nach der Einsaat nicht ausreichend war, was maßgeblich zu dem lückigen Auflauf geführt hat. Der Landwirt würde deshalb bei einer erneuten Untersaat den Druck an den Druckrollen der Sämaschine deutlich erhöhen.

7. Diskussion

Welche Untersaat lässt sich unter den Praxisbedingungen der Weiten Reihe (Reihenabstand 33 cm) gut etablieren?

Es hat sich in vorliegendem Versuch gezeigt, dass es unter Praxisbedingungen schwierig ist, Untersaaten flächendeckend zu etablieren. Eine Reihe von Faktoren spielen für den Erfolg eine Rolle, beispielsweise Saatzeitpunkt, Witterungsverlauf mit ausreichenden Niederschlägen, Sätechnik, Bodenvorbereitung, Unkrautdruck, Nährstoffverhältnisse im Boden, Saatgutqualität, und vieles mehr.

Während des Versuchszeitraums gab es eine längere Trockenphase vom 12.5. bis 21.6. (mit einer Ausnahme am 22.05. (14,7 mm)).   

Es hat sich gezeigt, dass sich trockenheitsanfällige Kulturen wie Leindotter und Seradella bei den gegebenen Witterungsbedingungen schlecht entwickeln konnten. Nach anfänglichen Regenfällen führten längere Intervalle ohne Niederschlag dazu, dass die Keimlinge vertrockneten.

Da der Boden teilweise zu wenig rückverfestigt war, wurde durch den fehlenden Bodenschluss dieser Effekt noch verstärkt.

Spitzwegerich, der mit den Bedingungen besser zurechtgekommen ist, hat in diesem Versuch das zweitbeste Bodenbedeckungsergebnis gezeigt.

Die Kombination Spitzwegerich/Weißklee erreichte die stärkste Etablierung. Dem Weißklee in der Mischung gelang es im Vegetationsverlauf, einige Lücken in der Bodenbedeckung noch aufzufüllen. Diese Mischung hat sich gut ergänzt.

Diese Synergien, die sich oft bei Saatmischungen zeigen, waren bei der Weidelgras-betonten DSV-Mischung „Soil Protect“ weniger feststellbar. Das Weidelgras hat dominiert, der Aufwuchs lag aber unter den Erwartungen.

8. Fazit

Die erfolgreiche Etablierung einer Untersaat in Getreide ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Das vorherige Hacken hat im Versuch zu einer Bodenlockerung geführt, was sich normalerweise günstig auf die Entwicklung des Bestandes auswirken würde.

Im Versuchsjahr hat jedoch eine lange Phase der Trockenheit von Mitte April   bis Mitte Juni dazu geführt, dass die Untersaaten Probleme hatten, sich zu etablieren. Durch ein starkes Augenmerk auf die ausreichende Rückverfestigung des Bodens könnte das Ausfallrisiko vermindert werden.

Die Kombination aus Spitzwegerich und Weißklee konnte sich im Praxisversuch am besten etablieren.

Kontakt Regioberater

Wilfried Stegmann
Tel.+49 4262 9593-78
w.stegmann(at)oeko-komp.de

Letztes Update dieser Seite: 20.09.2024