Düngeversuch in Mais: Ausbringung von Gärrestgülle zu verschiedenen Zeitpunkten

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Niedersachsen

2. Hintergrund

Der Betrieb, auf dem dieser Versuch durchgeführt wurde, verfügt über eine eigene Biogasanlage. Er düngt betriebsüblich den Silomais mit Gärrestgülle zum Umbruchtermin der Vorkultur Ackergras. Das Ackergras wird als Zwischenfrucht (Sommer-Bio-Trio, Country Öko 2256 von DSV) nach Wintergetreide angebaut. Die Zwischenfrucht besteht zu 70 % aus einjährigem Weidelgras, 15 % Perserklee und 15 % Alexandrinerklee. Die beiden Kleekomponenten frieren im Winter ab, so dass im Frühjahr nur noch das Ackergras stehen bleibt.

In der Regel wird das Gras im April/Mai nach Mulchen und einem einmaligen flachen Fräsen eingearbeitet. Anschließend wird der Acker durch den Pflug für die Maissaat bereitet.

In dem vorliegenden Praxisversuch soll untersucht werden, ob mit einer früheren Güllegabe gegen Ende März/Anfang April in die stehende Vorkultur Ackergras die Effizienz der Düngewirkung erhöht werden kann. Es wird erwartet, dass das Ackergras durch die Düngung im Frühjahr mehr Pflanzenmasse bildet, was einen Mehrertrag im später folgenden Mais zur Folge haben sollte.

Der Versuch wurde 2021, 2022 und 2023 als Demoversuch angelegt.

3.Versuchsfrage(n)

Wie wirkt sich der Düngezeitpunkt von Gärrestgülle vor und nach dem Umbruch der Vorfrucht Ackergras auf den Ertrag der Folgefrucht Silomais (2021, 2022) bzw. Körnermais (2023) aus?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-Raum147 leichtere Lehmböden, mittleres Niedersachsen, nordöstliches NRW
Die Bodenklimaräume sind hier zu finden
Höhenlage (m ü NN)48
BodenartSand 23 BP
Jahresniederschlag in mm

Station Damme Greven 17 km entfernt
 
2021: 831
2022: 584
2023: 753 (bis 1.11.2023)
keine Bewässerung
Durchschnittstemperatur in °C10,3
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
FruchtfolgeWinterung – Kleegras – Kleegras – Mais – Winterung – Sommerung – Wintergetreide Dinkel / ZF Ackergras – Silomais
Düngung2021: Gärrestgülle (25 m3/ha)
2022: Gärrestgülle (23 m3/ha)
2023: Gärrestgülle (18 m3/ha)
PflegemaßnahmenBis zur Versuchsanstellung keine, danach betriebsüblich bei beiden Varianten gleich.
Bodenuntersuchungen

Grundbodenuntersuchung nach VDLUFA 2021:
Parzelle V1 - Düngung früh

Phosphor: 7,5 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
Kalium: 12,5 mg/100 g (= Versorgungsstufe D)
Magnesium 3,9 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
pH-Wert: 6,4

Parzelle V2 - Düngung spät
Phosphor: 7,6 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
Kalium: 8,1 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
Magnesium 2,2 mg/100 g (=Versorgungsstufe A)
pH-Wert: 5,8

Grundbodenuntersuchung nach VDLUFA 2022:
Parzelle V1 - Düngung früh
Phosphor: 9,0 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
Kalium: 9,5 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
Magnesium 3,6 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
pH-Wert: 5,1

Parzelle V2 - Düngung spät
Phosphor: 8,5 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
Kalium: 10,4 mg/100 g (= Versorgungsstufe C)
Magnesium 2,9 mg/100 g (= Versorgungsstufe B)
pH-Wert: 5,2

Für das Versuchsjahr 2023 liegen keine Ergebnisse einer Bodenuntersuchung vor.

Versuchsparameter
VersuchstypDemoanlage/Tastversuch: Einzelversuch
AnlagetypStreifenversuch
Prüffaktor/enDüngezeitpunkt
FaktorstufenFrühe Düngung / Späte Düngung
Jahr 1: frühe Düngung am 8.4.2021 / späte Düngung am 9.5.2021 (je 25 m3 Gärrestgülle)
Jahr 2: frühe Düngung am 15.3.2022 / späte Düngung am 27.4.2022 (je 23 m3 Gärrestgülle)
Jahr 3: frühe Düngung am 4.4.2023 / späte Düngung am 25.4.2023 (je 18 m3 Gärrestgülle)
Anzahl Wiederholungeneine
PrüfmerkmaleErnteertrag: Silomais (2021, 2022), Körnermais (2023)
Versuchszeitraum1.4.2021 bis 30.10.2021   
15.3.2022 bis 30.10.2022
1.4.2023 bis 18.10.2023
Aussaattermine:
2021: 11.Mai
2022: 29. April
2023: 26. April
Die Saatbettbereitung erfolgte jeweils 1-2 Tage vor der Aussaat

Versuchsskizzen

Legende 2021

BezeichnungVarianteMengen
V1 Düngung früh25 m3 Gärrestgülle
ausgebracht am 8.4.2021
N kg/m3 = 4,79
25 m3 = 119,8 kg N
P2O5 kg/m3 = 2,35
25 m3 = 58,8 kg P2O5
K2O kg/m3 = 7,20
25 m3 = 180,0 kg K2O
V2 Düngung spät25 m3 Gärrestgülle
ausgebracht am 9.5.2021
N kg/m3 = 4,79
25 m3 = 119,8 kg N
P2O5 kg/m3 = 2,35
25 m3 = 58,8 kg P2O5
K2O kg/m3 = 7,20
25 m3 = 180,0 kg K2O

Legende 2022

BezeichnungVarianteMengen 2022
V1 Düngung früh23 m3 Gärrestgülle
ausgebracht am 15.3.2022
N kg/m3 = 4,86    
23 m3 = 111,8 kg N        
P2O5 kg/m3 = 2,31
23 m3 = 53,1 kg P2O5
K2O kg/m3 = 6,47
23 m3 = 148,8 kg K2O
V2 Düngung spät23 m3 Gärrestgülle
ausgebracht am 27.4.2022
N kg/m3 = 4,86    
23 m3 = 111,8 kg N        
P2O5 kg/m3 = 2,31 P2O5
23 m3 = 53,1 kg P2O5
K2O kg/m3 = 6,47
23 m3 = 148,8 kg K2O

Legende 2023

BezeichnungVarianteMengen 2022
V1 Düngung früh18 m3 Gärrestgülle
ausgebracht am 4.4.2023
N kg/m3 = 5,6   
18 m3 = 100,8 kg N        
P2O5 kg/m3 = 2,2
18 m3 = 39,6 kg P2O5
K2O kg/m3 = 8,3
18 m3 = 149,4 kg K2O
V2 Düngung spät18 m3 Gärrestgülle
ausgebracht am 25.4.2023
N kg/m3 = 5,6
18 m3 = 100,8 kg N        
P2O5 kg/m3 = 2,2
18 m3 = 39,6 kg P2O5
K2O kg/m3 = 8,3
23 m3 = 149,4 kg K2O

5. Der Versuch in Bildern

Aufnahme vom 25.04.2023: Links späte Düngung, rechts frühe Düngung. Foto: Jan-Dirk Bühning

Aufnahme vom 20.4.2021. Die rechte Seite wurde am 8.4.2021 mit 25 m3 Gärrestgülle gedüngt. Foto Wilfried Stegmann

6. Versuchsauswertung

Versuchsjahr 2021:

Die Ernte erfolgte auf der gesamten Fläche am 26.09.2021. Auf den Flächen, die am 8.4.2021 mit 25 Kubikmeter Gärrestgülle pro Hektar gedüngt wurden, lag der Ertrag des Silomais bei 340,91 Dezitonnen pro Hektar. Auf den Flächen, die am 9.5.2021 gedüngt worden waren, wurde ein Ertrag von 332,75 Dezitonnen pro Hektar ermittelt. Der Ertrag der früher gedüngten Fläche lag somit lediglich um 2,5 % höher. Im Vegetationszeitraum des Mais vom 12.5.2021 bis 1.9.2021 fielen 296 mm Niederschlag.

Versuchsjahr 2022:

Im Sommer 2022 fiel am Versuchsstandort ungewöhnlich wenig Regen. Im Vegetationszeitraum des Mais vom 29.4.2022 bis 21.8.2022 gab es lediglich 153 mm Niederschlag, nur etwa halb so viel, wie im Vorjahr. Entsprechend niedrig war der Ertrag und machte nur rund 40 % des Vorjahresertrages aus. Auf den Flächen, die am 15.3.2022 mit 23 Kubikmeter Gärrestgülle pro Hektar gedüngt wurden, lag der Ertrag des Silomais bei 133 Dezitonnen pro Hektar. Auf den Flächen, die am 27.4.2022 gedüngt worden waren, wurde ein Ertrag von 115 Dezitonnen pro Hektar ermittelt. Der Ertrag der früher gedüngten Fläche lag somit in diesem Jahr um 15,65 % höher.

Versuchsjahr 2023: 

Im Gegensatz zu 2022 gab es für den Mais in 2023 gute Wachstumsbedingungen. Im Vegetationszeitraum vom 26.4.2023 bis 17.10.2023 fielen 470 mm Niederschlag und somit ca. dreimal so viel Regen wie im Vorjahr. Das brachte den Betriebsleiter dazu, seinen Mais nicht als Silomais zu ernten, sondern ausreifen zu lassen und als Körnermais zu dreschen.  In diesem Jahr zeigte sich ein etwas höherer Ertrag bei der spät gedüngten Variante (134,6 dt/ha) im Vergleich zur früh gedüngten Variante (129,5 dt/ha).

In den trockenen Jahren 2021 und 2022 brachte die frühe Ausbringung jeweils einen Silomais-Mehrertrag, im regenreichen Jahr 2023 wurde bei beiden Güllegabeterminen eine überdurchschnittliche Ernte erzielt.

Der Betriebsleiter will grundsätzlich an der frühen Ackergras-Düngung festhalten. Ein wichtiger Grund, der auch im darauffolgenden Frühjahr 2024 für dieses Verfahren sprach, war die gute Befahrbarkeit der Ackergras-Narbe bei der Gülleausbringung im feuchten Frühjahr.

Ertrag Silomais 2021
Ernte am 26.9.2021ErtragDifferenz
V1 – Düngung früh (8.4.21)340,91 dt/ha+  2,45 %
V2 – Düngung spät (9.5.21)332,75 dt/ha 
Ertrag Silomais 2022
Ernte am 15.9.2022ErtragDifferenz
V1 – Düngung früh (15.3.22)133 dt/ha+  15,65 %
V2 – Düngung spät (27.4.22)115 dt/ha 
Ertrag Körnermais 2023
Ernte am 17.10.2023ErtragDifferenz
V1 – Düngung früh (4.4.2023)129,5 dt/ha- 3,94 %
V2 – Düngung spät (25.4.2023)134,6 dt/ha 

7. Fazit und Ausblick

In den drei bisherigen Versuchsjahren konnte beobachtet werden, dass ein früherer Düngetermin im Ackergras scheinbar keinen bedeutenden Effekt auf den Maisertrag hat. Um dies abschließend zu prüfen, sollte der Versuch als Praxisforschungsanlage mit dreifacher Wiederholung angelegt werden.

Für den Betriebsleiter ist die frühe Düngung im Ackergras ein sehr praktikables und bodenschonendes Verfahren der Gülleausbringung. Durch die Ackergrasnarbe erhöht sich die Belastbarkeit des Bodens, was gerade im Frühjahr bei feuchter Witterung von Vorteil ist. 

Kontakt Regioberater

Wilfried Stegmann
Tel.+49 4262 9593-78
w.stegmann(at)oeko-komp.de

Letztes Update dieser Seite: 20.09.2024