Umbruch von Weißklee - Auswirkungen unterschiedlicher Intensitäten auf den Ertrag von Sonnenblumen

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Brandenburg

2. Hintergrund

Auf dem Versuchsbetrieb wird Roggen mit Weißkleeuntersaat angebaut. Die Weißkleeuntersaat wird herkömmlich mit einem Pflug (20 cm) umgebrochen und eingearbeitet, Anschließend folgt die Saatbettbereitung mit dem Flachgrubber (8 cm). Bei diesem herkömmlichen Verfahren wird die Bodenbiologie bis zu einer Tiefe von 20 cm gestört. Um die Bodenbiologie in tieferen Schichten zu schonen und ggf. Kosten zu sparen, wurde ein alternatives Umbruchverfahren getestet, bei dem der Umbruch durch mehrmalige Anwendung eines Flachgrubbers (8 cm) realisiert wurde. Im Anschluss wurden Sonnenblumen angebaut. Untersucht wurde, wie sich die unterschiedlichen Umbruchvarianten auf den Ertrag und den Rohproteingehalt der Sonnenblumen sowie auf verschiedene Bodenparameter auswirken. Zudem wurden die beiden Umbruchverfahren betriebswirtschaftlich miteinander verglichen.

3. Versuchsfragen

Wie wirkt sich das Verfahren zum Umbruch der Weißkleezwischenfrucht auf den Ertrag von Sonnenblumen, die Nährstoffzusammensetzung der Sonnenblumenkörner sowie auf verschiedene Bodenparameter aus? Bei welchem Umbruchverfahren entstehen die geringsten Kosten?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-RaumTrocken-warme diluviale Böden des ostdeutschen Tieflandes, Grenze zum Oderbruch
Höhenlage (m ü NN)51 m ü NN
BodenartSandiger Lehm
Jahresniederschlag in mm511 mm (1991-2020); 500 mm (2021)
Durchschnittstemperatur in °C9,6 (1991-2020); 9,5 (2021)
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
FruchtfolgeHafer (2018) – Dinkel (2019) – Winterroggen (2020) mit Weißkleeuntersaat
DüngungHerbst 2020 Champost 9 t FM/ha
Pflegemaßnahmenkeine
BodenuntersuchungenP (2,4/1,4) Versorgungsstufe C (EUF) und K (9/5) Versorgungsstufe C (EUF), Humusgehalt 1,2%
Versuchsparameter
Versuchstyp*Praxisforschungsanlage: Einzelversuch (auf einem Betrieb)
AnlagetypStreifenversuch
Prüffaktor/enUmbruchverfahren
FaktorstufenV1: Pflug (20 cm) + Flachgrubber (8 cm)
V2: 3 mal Flachgrubber (8 cm)
Anzahl Wiederholungen3
PrüfmerkmaleKorn- und Strohertrag Sonnenblumen, Inhaltsstoffe Korn und Stroh (C, Gesamt-N, P, K, Mg, Ca, S, Bor, Cu, Mn, Zn, Na, Fe, Mo), Grundnährstoffe (EUF) nach Ernte
Versuchszeitraum03/2021 – 10/2021 (Datum letzte Probe)

* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).

Versuchsskizze

Legende

BezeichnungVarianteBodenbearbeitungsgeräte
V1Wendend 20 cmPflug (20 cm) + Flachgrubber (8 cm)
V2Nicht-wendend 8 cm3 Mal Flachgrubber (8 cm)

5. Der Versuch in Bildern

Herbst 2021: Bodenprobenahme in Sonnenblumenstoppeln. Foto: Charlotte Kling, HNEE

6. Versuchsauswertung

Bei der nicht-wendenden Variante (V2) wurde im Vergleich zur wendenden Variante (V1) im Versuchsjahr 2021 eine schnellere Keimung der Sonnenblumen bei gleichzeitig höherer Frühverunkrautung beobachtet.

Der Sonnenblumenkornertrag lag bei der wendenden Umbruchvariante (V1) mit 31,8 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar etwas höher als bei der nicht-wendenden Variante (V2) mit 30,0 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar. Der Unterschied war nicht signifikant. Bei beiden Varianten lag der Rohproteingehalt im Korn bei durchschnittlich 15,9 Gramm pro Kilogramm Trockensubstanz (siehe Abbildung 1). Bei den weiteren untersuchten Korninhaltsstoffe gab es keine Unterschiede zwischen den Varianten.

Nach der Sonnenblumenernte wurden Bodenproben in den Versuchsstreifen genommen und nach EUF-Methode analysiert. Die erhobenen Werte wurden auf die Fläche umgerechnet (Faktor 45 bei 1,5 kg/dm3 Lagerungsdichte und 0-30 cm Schichttiefe). Der Nitrat-N-Gehalt und der Norg-Gehalt waren bei der nicht-wendenden Umbruchvariante (V2) jeweils etwas geringer als bei der wendenden Umbruchvariante (V1). Die Unterschiede waren ebenfalls nicht signifikant (siehe Abbildung 2). Bei allen weiteren untersuchten Bodenparametern gab es keine Unterschiede zwischen den beiden Varianten (nicht dargestellt).

Die Kennzahlen für den ökonomischen Vergleich der Umbruchvarianten sind der folgenden Tabelle zu entnehmen. Im Betrieb wird ein Pflug mit drei Meter Arbeitsbreite und ein Grubber (Köckerling Allrounder mit Gänsefußscharen) mit neun Meter Arbeitsbreite eingesetzt. Im Vergleich zum wendenden Umbruchverfahren (V1) werden in der nicht-wendenden Variante (V2) pro Hektar 0,51 Arbeitskraftstunden, 23,40 Euro Maschinenkosten und 11,9 l Diesel eingespart.

Tabelle 1: Ökonomischer Vergleich der wendenden (V1) und nicht-wendenden (V2) Weißklee-Umbruchvariante. Arbeitszeitbedarf, Flächenleistung, Maschinenkosten, Dieselbedarf und kumulierter Energieaufwand wurden dem KTBL-Feldarbeitsrechner für einen 20 Hektar großen Schlag in 1 km Hof-Feldentfernung auf einem leichten Standort entnommen. Angenommener Dieselpreis 0,80 Euro pro Liter (Quelle: https://daten.ktbl.de/feldarbeit/home.html).

7. Diskussion

Der Niederschlag im Jahr 2021 entsprach dem langjährigen Mittel, wobei die für Brandenburg typische Frühjahrestrockenheit von März bis Mai ausblieb und die Temperaturen bis in den Mai hinein vergleichsweise gering waren. 

Bei der nicht-wendenden Weißklee-Umbruchvariante (V2) wurden im Versuchsjahr 2021 nur etwas geringere Sonnenblumenerträge erzielt als bei der wendenden Umbruchvariante (V1). Auch der Nitrat-N-Gehalt und der Norg-Gehalt im Boden war nach der Ernte in der nicht-wendenden, flacheren Umbruchvariante (V2) etwas geringer. Da der Boden in dieser Variante weniger tief belüftet wurde, ist von einer geringeren Mineralisierung auszugehen.

Gleichzeitig werden mit dem nicht-wendenden Verfahren (V2) Betriebsmittel gespart. Die hohe Flächenleistung des Flachgrubbers (6,43 Hektar pro Stunde) im Vergleich zum Pflug (1,34 Hektar pro Stunde) und der geringere Dieselbedarf bedingen auch bei dreimaliger Anwendung des Flachgrubbers den Vorteil der nicht-wendenden Variante (V2) im Vergleich zum Umbruch mit Pflug und Flachgrubber (V1).

8. Fazit und Ausblick

Ein kompletter Pflugverzicht wird auf Sandstandorten aufgrund des Verdichtungspotenzials und der Verunkrautung nicht empfohlen. Die Versuchsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass ein temporärer Pflugverzicht vor Sonnenblumen auf sandigen Böden in die Fruchtfolge integriert werden kann. Zeitliche Wiederholungen der Versuchsanlage würden die Sicherheit dieser Aussage erhöhen. Auch müsste geprüft werden, ob sich das Ergebnis auch auf Schlägen mit höherem Unkrautdruck bestätigen lässt.

Grundsätzlich sollte überlegt werden, nach dem Weißkleeumbruch statt Sonnenblumen z.B. Hafer anzubauen, da Hafer einen höheren N-Bedarf und entsprechend eine höhere Stickstoffaufnahmekapazität hat als Sonnenblumen.

Kontakt Regioberaterin

Charlotte Kling
Tel.+49 3334 657-239
ckling(at)hnee.de

Letztes Update dieser Seite: 16.01.2024