Stickstoff-Düngung mit Bitterlupinenschrot

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Brandenburg

2. Hintergrund

Auf kargen, sandigen Flächen wachsen meist nur anspruchslose Kulturen, z.B. Bitterlupinen. Diese können wie andere Leguminosen über Knöllchenbakterien Luftstickstoff in pflanzenverfügbaren Stickstoff umwandeln und lassen sich somit anstelle von Luzernekleegras anbauen, das auf solchen Flächen häufig nicht gelingt. Die geernteten Bitterlupinenkörner können in eigenen Zwischenfruchtmischungen Verwendung finden oder zur Düngung eingesetzt werden. In diesem Versuch wird untersucht, ob geschrotete Bitterlupinenkörner, die als organischer Dünger ausgebracht werden, einen relevanten Stickstoffeintrag in die Hauptkultur und damit einen Ertragseffekt im Winterweizen bewirken.

3. Versuchsfrage(n)

Wie wirkt sich eine organische Düngung mit Bitterlupinenschrot auf den Ertrag von Winterweizen aus?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-RaumTrocken-warme diluviale Böden des ostdeutschen Tieflandes
Höhenlage (m ü NN)50 m ü NN
BodenartStark lehmiger Sand
Jahresniederschlag in mm568,5 mm (1991-2020); 498,7 mm (2020); 564 mm (2021 ohne Dezember)
Durchschnittstemperatur in °C9,8 (1991-2020); 11,1 (2020); 10,55 (2021 ohne Dezember)
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
FruchtfolgeVorfrucht Kartoffeln
DüngungRotterindermist 30 kg/ha im März 2020
Pflegemaßnahmen1 Mal Hacken, 3 Mal Bodenfräse
BodenuntersuchungenP (1,3/1,2) in Versorgungsstufe C (EUF) und K (16/6) in Versorgungsstufe D (EUF), Humusgehalt 1,6 %
Versuchsparameter
Versuchstyp*2020: Demoanlage/Tastversuch (Einzelversuch)
2021: Praxisforschungsanlage (Einzelversuch)
AnlagetypStreifenversuch
Prüffaktor/enBitterlupinenschrot, Sorte Azuro
Faktorstufen0 kg/ha (V0), 1500 kg/ha (79 kg Nges/ha) (V1), 2000 kg/ha (105 kg Nges/ha) (V2)
Anzahl Wiederholungen2020: 1 (V0) bzw. 2 (V1, V2)
2021: 4 (V0, V1)
PrüfmerkmaleKornertrag Winterweizen, Nmin 0-30 nach Ernte
Versuchszeitraum03/2021 – 09/2021 (Datum letzte Probe)

* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB)

Versuchsskizzen

Legende

BezeichnungVarianteMenge
V0Ungedüngte Kontrolle0 kg/ha
V1Bitterlupinenschrot1500 kg/ha (79 kg Nges/ha)
(V2 nur 2020)Bitterlupinenschrot2000 kg/ha (105 kg N/ha)

 

Der Versuch in Bildern

Frühjahr 2020: Bei der Einmessung der Versuchparzellen helfen alle mit. Foto: Charlotte Kling, HNEE

Frühjahr 2020: Bodenprobennahme für die Bestimmung des Stickstoffgehalts. Foto: Charlotte Kling, HNEE

Ungeschrotete Bitterlupinen. Foto: Charlotte Kling, HNEE

Geschrotete Bitterlupinen. Foto: Stefan Rottstock

Frühjahr 2020: Ausbringung der geschroteten Bitterlupinen. Foto: Stefan Rottstock

Frühjahr 2020: Das Bitterlupinenschrot ist ausgebracht. Foto: Stefan Rottstock

Sommer 2020: Die Streifenparzellen sind gut zu erkennen. Foto: Stefan Rottstock

Sommer 2020: Die Versuchsfläche wird parzellenweise abgeerntet. Foto: Stefan Rottstock

Sommer 2020: Der Weizen jeder Versuchsparzelle wird getrennt erfasst. Foto: Stefan Rottstock

Sommer 2021: In der Praxisforschungsanlage werden 8 Streifen parzellenweise abgeerntet. Foto: Stefan Rottstock

6. Versuchsauswertung

Demoanlage/Tastversuch 2020

Im ersten Versuchsjahr (2020) wurden in einer Demoanlage 5 Versuchsstreifen angelegt und beerntet: 2 Streifen ohne Düngung, 2 Streifen mit Düngung von 1500 kg Bitterlupinenschrot/ha (79 kg Nges/ha) und 1 Streifen mit Düngung von 2000 kg Bitterlupinenschrot/ha (105 kg Nges/ha).
Die zwei Varianten mit Bitterlupinenschrot-Düngung (1500 kg/ha bzw. 2000 kg/ha) zeigten keine Unterschiede beim Kornertrag des Winterweizens. Der Winterweizenkornertrag war auf dem einen ungedüngte Kontrollstreifen 15 dt/ha geringer als in den gedüngten Varianten (Mittelwert 55 dt/ha), der Kornertrag des anderen ungedüngten Kontrollstreifens lag jedoch mit 54 dt/ha gleichauf mit den gedüngten Streifen. Der mittlere Rohproteingehalt des Weizens war zudem in der ungedüngten Kontrolle mit 16,5 % geringer als in den gedüngten Varianten, wo der Rohproteingehalt bei 17 % (1500 kg/ha) bzw. 17,7 % (2000 kg/ha) lag.
Um statistisch abgesicherte Aussagen zur Ertrags- und Qualitätswirkung der Bitterlupinenschrotdüngung im Winterweizen ableiten zu können, wurde der Versuch 2021 mit vier Wiederholungen in einer vollständig randomisierten Praxisforschungsanlage erneut angelegt.

Praxisforschungsanlage 2021: Ergebnisse

Im zweiten Versuchsjahr (2021) gab es keine signifikanten Unterschiede im Weizenkornertrag sowie in der Weizenqualität zwischen der mit Bitterlupinenschrot gedüngten Variante (1500 kg/ha, 79 kg Nges/ha) und der ungedüngten Kontrolle. In der Tendenz waren die Parameter Einfach Sedimentation, Fallzahl und Feuchtkleber in den gedüngten Varianten höher (siehe Abbildung).

Im Zwischenfruchtbestand nach der Winterweizenernte wurden am 01.09.2021 Nmin-Proben im Oberboden (0-30 cm) genommen. Bei dieser Momentaufnahme konnten keine Unterschiede zwischen den Varianten festgestellt werden. Mit 5 bis 22 kg Nmin/ha war der Nmin-Gehalt insgesamt auf niedrigem Niveau, sodass mit der Aufnahme des verbliebenen Nmin durch die Zwischenfrucht und mit wenig Auswaschung über den Winter zu rechnen ist (siehe Abbildung).

Weiterhin wurde ein hohes Beikrautwachstum zum Schossen des Weizens in den gedüngten Streifen beobachtet. Im Versuchsjahr 2021 wurde nicht gestriegelt.

Praxisforschungsanlage 2021: Diskussion/Interpretation

Durch die 4-fach wiederholte und randomisierte Versuchsanlage wurde deutlich, dass unabhängig von der Düngung Unterschiede in Weizenertrag und -qualität innerhalb des Bestandes vorherrschen. Diese können auf Bodenunterschiede zurückzuführen sein. Zudem konnte das Beikraut den verfügbaren Stickstoff vermutlich besser aufnehmen als die Hauptkultur, sodass Ertragseffekte beim Winterweizen ausblieben.

Im Versuchsjahr 2021 lagen die Niederschläge im April und Mai zwar über dem langjährigen Mittel, jedoch war es bis in den Juni deutlich kälter als in den vergangenen Jahren. Dadurch wurde das Bitterlupinenschrot wahrscheinlich langsamer umgesetzt.

7. Fazit und Ausblick

Aufgrund der hohen Streuung der Werte innerhalb der gedüngten und ungedüngten Varianten konnten bei der Praxisforschungsanlage 2021 keine signifikanten Weizenertrags- und -qualitätsunterschiede festgestellt werden.

Es bleibt die Frage, wann und wie viel Stickstoff aus dem Bitterlupinenschrot im Ausbringungsjahr umgesetzt wird. Die Literatur gibt eine N-Verfügbarkeit aus Körnerleguminosenschroten im Jahr der Anwendung von 50-60% an (KTBL, Faustzahlen für den Ökologischen Landbau 2015). Mit 1500 kg Bitterlupinenschrot pro Hektar werden bei 35% Rohprotein etwas 79 kg Ngesamt pro Hektar ausgebracht, von denen etwa 40 kg N pro Hektar im Anwendungsjahr pflanzenverfügbar sind. Um die Wirksamkeit der Bitterlupinenschrotdüngung zu erhöhen, könnten eine feinere Aufbereitung des Schrotes, Einstriegeln des Bitterlupinenschrotes oder konzentrierte Unterfußdüngung, eine frühere Ausbringung oder höhere Düngegaben Stellschrauben sein. Außerdem könnten Sommerungen wie beispielsweise Hafer, den verfügbaren Stickstoff gegebenenfalls besser in Ertrag umsetzen. Zudem sollte bei Düngung auch eine maschinelle Beikrautbekämpfung erfolgen, damit der ausgebrachte Stickstoff der Hauptkultur zugutekommt.

8. Weitere Infos

Masterarbeit zur ökonomischen Bewertung der Bitterlupinenschrot-Düngung

Über den Praxisversuch hinaus beschäftigte sich Lino Kolb im Frühjahr 2021 im Rahmen seiner Masterarbeit an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) mit dem ökonomischen Hintergrund der Bitterlupinenschrot-Düngung. Titel: „Ökonomische Bewertung der Eigenproduktion und des innerbetrieblichen Transfers von Bitterlupinenschrot zur Stickstoffdüngung von Winterweizen“.

Die zentrale Fragestellung lautete: „Können beim Einsatz von Bitterlupinenschrot, das auf dem eigenen Betrieb erzeugt und als mobiler, organischer N-Dünger in einem Winterweizen eingesetzt wird, die Kosten für die N-Bereitstellung durch die Erhöhung des Ertrags und der Qualität des Weizens mindestens gedeckt werden?“

Kolb kam zu folgenden Ergebnissen: „In Abhängigkeit der Herstellungskosten von Bitterlupinenschrot (772,52 € ha-1) und möglicher Bitterlupinen-N-Erträge am Brandenburger Standort (70 – 140 kg N ha-1) wurden die N-Nährstoffkosten berechnet. Mit 5,50 – 11,00 € kg-1 N liegen diese für Bitterlupinenschrot im Bereich der Kosten pflanzlicher Handelsdüngemittel (z.B. Lupinenschrot 8,55 € kg-1 N), jedoch deutlich über denen tierischer Herkunft (z.B. Haarmehlpellets 4,66 – 5,09 € kg-1 N) sowie den Bereitstellungskosten von Stickstoff aus dem Anbau von Kleegras (2,00 – 5,00 € kg-1 N).» (Kolb 2021, siehe Seite 30, 83 f).

Kolb schloss daraus: «Unter den berechneten Annahmen konnten die N-Bereitstellungskosten für Bitterlupinenschrot nur dann gedeckt werden, wenn sich erstens durch die Düngung hohe Flächenerträge und eine sehr gute backtechnische Qualität des Weizens realisieren ließe, zweitens die N-Nährstoffkosten infolge hoher Bitterlupinen-N-Erträge sehr niedrig sind und drittens bei der Ermittlung des Düngebedarfs die Mindestwirksamkeit von organischen Düngern außer Acht gelassen wird. […] Aufgrund der Unsicherheit über die Spannweite in Brandenburg erzielbarer N-Erträge von Bitterlupine ist weiterhin anzunehmen, dass die N-Nährstoffkosten eher im zweistelligen Bereich liegen. Auf Basis dieser Ergebnisse ist davon auszugehen, dass Bitterlupinenschrot ähnlich wie organische Handelsdünger eher zur Deckung von Bedarfsspitzen in N-bedürftigen ackerbaulichen Kulturen oder im intensiven Gemüsebau zum Einsatz kommen kann.» (Kolb 2021, siehe Seite 83 f)

Bei den berechneten N-Bereitstellungskosten durch Bitterlupinenschrot sind höhere Düngegaben voraussichtlich nur in Kulturen mit höheren Deckungsbeiträgen als Winterweizen wirtschaftlich sinnvoll. Beispielsweise könnte der Betrieb das Bitterlupinenschrot im Rahmen von Kooperationen an Gartenbaubetriebe abgeben, wobei die hohen Phosphorgehalte des Bitterlupinenschrotes den Einsatz begrenzen können.

9. Literaturtipps

Kontakt Regioberaterin

Charlotte Kling
Tel.+49 3334 657-239
ckling(at)hnee.de

Letztes Update dieser Seite: 16.01.2024