Zwischenfrüchte mit der Drohne säen – Versuche in Baden-Württemberg

Die neue Technik der Drohnensaat interessiert viele Landwirtinnen und Landwirte. Bisher gibt es allerdings nur wenig Erfahrungswissen darüber. Deshalb haben sich Landwirt*innen in Baden-Württemberg entschieden, im Rahmen des NutriNet-Projektes gemeinsam die folgende Versuchsfrage zu untersuchen: „Weist die Drohnensaat von Zwischenfrüchten in Wintergetreide vor der Ernte Vorteile gegenüber der betriebsüblichen Aussaat mit vorhergehender Stoppelbearbeitung und Drillsaat auf?“

Zwei Versuchsvarianten

Geprüft wird in beiden Varianten der Feldaufgang und die Etablierung des Zwischenfruchtgemenges sowie der Nährstofftransfer in die folgende Sommerung. Der Versuch ist im ersten Jahr von Juli 2024 bis August 2025 angelegt, soll aber in einem zweiten Jahr wiederholt werden. Die Ergebnisse des Versuchs werden anschließend auf unserer Website veröffentlicht.

An dem Netzwerkversuch beteiligen sich aktuell zehn landwirtschaftliche Betriebe. Alle legten einen Feldversuch an. Acht eine einfache Versuchsanlage mit nur einer Wiederholung, zwei Betriebe einen komplexeren Versuch mit drei Wiederholungen.

In den Versuchen werden der Feldaufgang, die Biomasse und der Nährstoffgehalt des abfrierenden Zwischenfruchtgemenges erfasst. Nmin-Beprobungen werden zur Ernte des Wintergetreides, vier Wochen nach der betriebsüblichen Aussaat, zum Ende und am Beginn der Vegetationsperiode vorgenommen. Am Ende steht eine Ertragserfassung in der Folgefrucht Sommerhafer.

Drohnensaat vor der Ernte des Wintergetreides

Beste Ergebnisse werden erfahrungsgemäß erzielt, wenn die Saat der Zwischenfrucht ein bis zwei Wochen vor dem Dreschtermin erfolgt. Der Drohnenflug fand am 19. Juli 2024 bei bestem Sommerwetter statt. Die Drohne streute das Saatgut aus vier Metern Höhe mit einer Streubreite von sieben Metern in den stehenden Getreidebestand. Eine Herausforderung war die exakte Kalibrierung der Aussaatmenge auf den kleinen Versuchsparzellen. Anfangs wurde fälschlicherweise zu viel Saatgut abgeworfen, doch dank der Flexibilität der Beteiligten konnte der Fehler rechtzeitig behoben werden, indem ein Landwirt spontan zusätzliche Flächen für den Versuch bereitstellte.

Die erwarteten Vorteile der Drohnensaat

  • Arbeitsspitzen brechen: Zeit, Kraftstoff und Kosten werden eingespart, da weniger Überfahrten nötig sind.
  • Bessere Etablierung der Zwischenfrucht: Die Samen können im Schatten des Getreides keimen und die Restfeuchte besser ausnutzen.
  • Bodenschonung: Vermeidung von Überfahrten auf feuchten Flächen, was besonders in diesem nassen Jahr vorteilhaft ist.
  • Schnelle Bodenbedeckung nach der Ernte: Dies fördert das Bodenleben, schützt vor Austrocknung und starker Erhitzung der Böden.

Herausforderungen und mögliche Nachteile

  • Unkrautdruck: Keine mechanische Unkrautregulierung nach der Ernte möglich.
  • Feldaufgang: Möglicherweise schlechterer Aufgang aufgrund schlechteren Bodenschlusses.

 

Erste Erfahrungen mit der Drohnensaat

Die Saatbedingungen auf den Betrieben waren überwiegend gut, und die feuchte Witterung nach der Drohnensaat schien zunächst vielversprechend. Dennoch konnte sich die Zwischenfruchtmischung auf acht von zehn Betrieben nach der Saat durch die Drohne nicht optimal etablieren. Zum Ende der Wachstumsperiode waren die Bestände oft lückig.
Lediglich auf zwei der zehn Betriebe zeigte sich eine relativ gute Entwicklung nach der Drohnensaat. Eine statistische Auswertung stet noch aus, die herkömmliche Saat sorgte allerdings für optisch ansprechendere Bestände.
Die Saatmischung, bestehend aus Klee, Ramtillkraut, Sudangras und Phacelia, erscheint deutlich leistungsfähiger auf wärmeren Standorten.

 

Ausblick ins Versuchsjahr 2025

Ende November reflektierten die NutriNet-Landwirte im Netzwerk Baden-Württemberg im Rahmen einer Field School den bisherigen Versuchsverlauf. Viele der Landwirte äußerten Interesse, im nächsten Versuch eine andere Zwischenfruchtmischung zu testen. Zudem wurde diskutiert, ob ein früherer oder späterer Saatzeitpunkt für die Drohnensaat vorteilhafter sein könnte. Hier sehen sowohl die Landwirte als auch der Regioberater Peter Hinterstoißer Anpassungsbedarf für die geplante Wiederholung des Netzwerkversuchs im Sommer 2025.

Ein Planungstreffen ist für Februar 2025 vorgesehen. Dort sollen erste statistisch ausgewertete Ergebnisse vorgestellt und das weitere Vorgehen unter wissenschaftlicher Begleitung besprochen werden.

Eins zeichnete sich jedoch bei der Field School in Baden-Württemberg deutlich ab: Die Betriebe möchten weiterhin auf ihren Flächen Versuche zur Drohnensaat durchführen.

 

Text: Regina Steinhöfer, Peter Hinterstoißer

 

Kontakt Regioberater

Peter Hinterstoißer
Tel. +49 151 23704667
Peter.Hinterstoisser(at)demeter-beratung.de

Letztes Update dieser Seite: 25.02.2025