
Etablierung eines Zwischenfruchtbestandes nach Winterweizen und Nährstofftransfer in die Folgefrucht: Vergleich von Drohnen- und Drillsaat
1. Versuchsdurchführung
Regionetzwerk Baden-Württemberg, 10 Betriebe
Netzwerkversuch
Im Netzwerkversuch legen mehrere Betriebe eine Demoanlage (einfache Wiederholung) mit exakt gleichem Aufbau an. Der einzelne Betrieb stellt dann jeweils eine räumliche Wiederholung dar. Auf mindestens einem Betrieb, dem «Satellitenbetrieb», wird der Versuch zudem als Praxisforschungsanalage (Varianten dreifach wiederholt und randomisiert) durchgeführt.
2. Hintergrund
Der Anbau von Zwischenfrüchten erhöht die Photosyntheseleistung eines Standorts, baut Kohlenstoffverbindungen auf, speichert zurückgelassene Nährstoffe der Hauptkultur über den Winter und stellt diese der Folgekultur – insbesondere Sommerungen - zur Verfügung (Kolbe et al. 2004). Die Bedeutung einer möglichst frühen Saat der Zwischenfrucht zeigt die Redewendung: “Ein Tag im Juli ist eine Woche im August ist der gesamte September.” Im Idealfall stehen Zwischenfrüchte vor Sommerungen nach früh räumenden Vorfrüchten wie Wintergerste. Will man die Vorteile einer möglichst frühen Saat auch in anderen Kulturen wie z.B. Winterweizen nutzen kann die Zwischenfruchtmischung in den abreifenden Bestand mittels Drohnensaat eingebracht werden (LWK Niedersachsen 2024). Im Regionetzwerk Baden-Württemberg testen wir den Etablierungserfolg einer zwei Wochen vor Drusch des Winterweizens mit einer Drohne gesäten abfrierenden Zwischenfruchtmischung gegenüber der betriebsüblichen Drillsaat nach Stoppelbearbeitung und Saatbettbereitung. Zu definierten Zeitpunkten werden Bodenproben gezogen und auf Nmin-Gehalte untersucht. Daraus lassen sich die Nmin-Verläufe der Drohnensaat mit der Drillsaat vergleichen. Die Biomasse, der Kohlenstoffgehalt (Corg) und die Nährstoffgehalte der Zwischenwuchsaufwüchse werden erhoben und erlauben Rückschlüsse auf die Aufwuchsleistung beider Varianten. Die Speicherung der Nährstoffe über den Winter und die Transferleistung in die Sommerung wird mittels Ertragserfassung über Kerndrusch abgeleitet.
3. Versuchsfrage(n)
Wie wirkt sich die Aussaat einer abfrierenden Zwischenfruchtmischung vor der Ernte in einen Wintergetreidebestand (Winterweizen) mittels Drohne im Vergleich zur Drillsaat der Zwischenfrucht auf die Aufwuchs- und Fixierleistung der Zwischenfrucht und den Ertrag der Folgekultur Sommerhafer aus?
4. Versuchsaufbau
Standortbeschreibung | |
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Boden-Klima-Raum | Tertiär-Hügelland Donau-Süd (3 Betriebe) Schwäbische Alb, Baar (5 Betriebe) Oberes Gäu und körnermaisfähige Übergangslagen (2 Betriebe) |
Höhenlage (m ü NN) | Mittlere Höhenlage der Wetterstationen: 559,5 (min. 354, max. 755) |
Bodenart | 10 Betriebe mit Bodenart schluffiger Lehm (uL) |
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung | |
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Fruchtfolge | unterschiedlich – Versuch steht auf allen Betrieben relativ zu Beginn der Fruchtfolge |
Düngung | unterschiedlich – Pferdemist, Schweinemist, Rindermist, Schweinejauche, Rindergülle, verflüssigter Hühnermist |
Pflegemaßnahmen | Durchschnittlich zwei Striegelgänge im Wintergetreide, drei Betriebe hacken Wintergetreide (weite Reihe) |
Versuchsparameter | |
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Versuchstyp* | Netzwerkversuch |
Anlagetyp | Streifenversuch |
Prüffaktor/en | Saatverfahren |
Faktorstufen | Betriebsüblich (Stoppelsturz dann Saat) Drohnensaat |
Anzahl Wiederholungen | 2 Satellitenbetriebe mit 3 Wiederholungen 8 Betriebe der Netzwerkgruppe mit einer Wiederholung |
Prüfmerkmale |
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Versuchszeitraum | 07/2024 bis 07/2025 (Datum letzte probe) |
* Eine Beschreibung verschiedener Versuchstypen und einiger Grundbegriffe der Versuchsanstellung finden Sie hier (pdf-Datei, 0,4 MB).
Versuchsbeschreibung
Die Zwischenfruchtmischung säte ein externer Dienstleister mit einer Drohne 10 bis 14 Tage vor Ernte in den abreifenden Wintergetreidebestand. Die von Camena empfohlene Mischung setze sich aus fünf Komponenten (in Prozent Gewichtsanteile) zusammen: 40 Sudangras Biovital bio, 30 Ramtillkraut 15, Phacelia Balo MS bio, 10 Alexandrinerklee Alex bio, 5 Perserklee Circo bio.
Auf den Versuchsschlägen wurde der Ertrag des Wintergetreides erfasst, um in Kombination mit den Bodeneigenschaften eine Clusterung der Standorte vornehmen zu können.
In der betriebsüblichen Variante erfolgte die Stoppelbearbeitung, die Saatbettbereitung und Aussaat der Zwischenfruchtmischung mit der jeweiligen vorhandenen Technik. Um die Vergleichbarkeit zwischen den Betrieben herstellen zu können, wurden die Anzahl der Arbeitsgänge auf zwei nichtwendende Eingriffe mit einer Arbeitstiefe um die 5 cm festgelegt.Die Zwischenfruchtmischung sollte innerhalb von zwei Wochen nach der Ernte ausgesät werden.
Der Netzwerkversuch wurde auf 8 Betrieben als einfach wiederholte Demoanlage angelegt (siehe Versuchsskizze). Weiterhin wurde der gleiche Versuch auf zwei Betrieben («Satellitenbertriebe») dreifach wiederholt angelegt.
In jeder Versuchsparzelle wurden vier Probenahmeparzellen eingemessen. Alle Proben werden innerhalb dieser Probenahmeparzellen gezogen.
Die Bodenproben (Grundboden mit Textur und Nmin) wurden mit einem Pürckhauer Erdbohrer entnommen.
Die Aufwüchse wurden innerhalb der Probenahmeparzellen jeweils auf 1 m² abgeschnitten, ihre Masse gewogen und auf ihren Kohlenstoff- und Nährstoffgehalt hin untersucht.
Versuchsskizze
Legende
Bezeichnung | Variante | Saatstärke |
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V0 | Drohnensaat | 20 kg/ ha |
V1 | Drillsaat (betriebsüblich) | 20 kg/ ha |
6. Literatur
Kolbe et. al (2024): Zwischenfrüchte im ökologischen Landbau, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft
LWK Niedersachsen (2024): Bodenschonende Zwischenfruchtsaat: Agrardrohnen im Anflug!
Kontakt Regioberater

Peter Hinterstoißer
Tel. +49 151 23704667
Peter.Hinterstoisser(at)demeter-beratung.de