Untersuchung der Zersetzungsgeschwindigkeit von Kleegrassilage mithilfe der Tea Bag Index Methode

Grundlage einer fachgerechten organischen Düngung ist ein umfassendes Verständnis der Zersetzungsprozesse im Boden. Die Geschwindigkeit, mit der ein organisches Düngemittel zersetzt wird, hat maßgeblichen Einfluss darauf, wieviel Stickstoff innerhalb einer bestimmten Zeit freigesetzt wird. Die Zersetzungsgeschwindigkeit einer organischen Substanz kann mithilfe der Tea Bag Index Methode untersucht werden. Im Rahmen einer Bachelorarbeit wurde mittels dieser Methode analysiert, wie schnell Kleegrassilage zersetzt wird. Die Tea Bag Index Methode hat sich dabei als eine kostengünstige und praxistaugliche Methode erwiesen, mit der sich das Zersetzungspotenzial organischer Materialien auf unterschiedlichen Böden beurteilen lässt.

Alternative Kleegrasnutzung

Auf viehlosen Ökobetrieben spielt Kleegras eine wichtige Rolle für die Stickstoffversorgung. Häufig wird das Kleegras gemulcht und verbleibt direkt auf der Fläche, was sich jedoch negativ auf die Aufwuchsleistung der Fläche sowie auf die effektive N-Fixierleistung auswirkt. Als günstiger hat sich eine alternative Kleegrasnutzung erwiesen, bei der das Kleegras geschnitten und dann in Form von Grünschnitt, Kompost oder Silage auf anderen Flächen des Betriebs ausgebracht wird (Transfermulch, Cut & Carry). Gerade für viehlose Betriebe stellt diese Variante eine gute Methode dar, um Nährstoffe im Betrieb zu halten – ohne die oben skizzierten negativen Folgen des direkten Mulchens. Über die Zersetzungsgeschwindigkeit und damit die N-Verfügbarkeit der Transfermulchvarianten wie Kleegrassilage ist bisher jedoch wenig bekannt.

Im Rahmen eines Feldversuchs wurde auf einem sandigen Standort in Brandenburg die Zersetzungsgeschwindigkeit von Kleegrassilage mithilfe der Tea Bag Index-Methode untersucht. Der Versuch diente auch dazu, den Einfluss unterschiedlicher Bodenbearbeitungsverfahren zu analysieren und die Praxistauglichkeit der Methode für landwirtschaftliche Fragestellungen zu testen.

Die Tea Bag Index Methode

Der Versuch wurde in Anlehnung an die Beschreibung der Tea Bag Index Methode nach Keuskamp et al. 2013 durchgeführt (siehe Abbildung). Die Tea Bag Index Methode wurde ursprünglich entwickelt, um Laien im Rahmen eines Bürgerwissenschaftsprojekts (Citizen Science) zu ermöglichen, weltweit Daten über die Zersetzungsraten organischer Substanz in unterschiedlichen Böden zu erheben und damit den weltweiten CO2-Kreislauf besser zu verstehen.

Die wichtigesten Schritte:

  1. Ausgangsgewicht des Lipton-Teebeutels ohne und mit Inhalt wiegen (0,000g). Gefüllten Beutel exakt beschriften und in 8cm Tiefe vergraben.
  2. Nach 90 Tagen Inkubationszeit im Boden Beutel ausgraben. Teebeutel bei 70°C für 48 Stunden bzw. für drei Tage bei Raumtemperatur trocknen. Beutel wiegen (Endgewicht).
  3. Aus der Differenz von Ausgangs- und Endgewicht relativen Masseverbleib errechnen.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde in Form einer vollrandomisierten Kleinparzellenanlage durchgeführt. Insgesamt wurden 288 Teebeutel der Firma Lipton auf der Versuchsfläche in Eberswalde vergraben. Davon waren 96 der Teebeutel mit Kleegrassilage gefüllt, und je 96 mit den Kontrollvarianten Rooibos Tee bzw. Grüner Tee. Während Rooibos Tee ein weites Ausgangs-C/N-Verhältnis (60,6:1) hat, hat Grüner Tee ein vergleichsweise geringes C/N-Verhältnis (12,8:1). Die Kleegrassilage lag mit einem C/N-Verhältnis von 22,5:1 zwischen den beiden Referenzmaterialien.

Im Verlauf von 90 Tagen wurden an sechs festgelegten Terminen je 48 Beutel (je 16 pro Variante) ausgegraben. Nach dem Trocknen wurde sowohl das Trockengewicht als auch das C/N-Verhältnis bestimmt. Aus der Differenz der Messwerte von Ausgangs- und Endgewicht ließ sich die Menge an nicht zersetztem Material errechnen (relativer Masseverbleib).

Um Aussagen über die Auswirkung unterschiedlicher Bodenbearbeitungsverfahren zu ermöglichen, wurde der Versuch in einer seit 2009 gepflügten Fläche (wendendes Bodenbearbeitungssystem) sowie in einer seit 2009 ungepflügten Fläche (nicht wendendes Bodenbearbeitungssystem) durchgeführt.

Weiterhin wurde in regelmäßigen Abständen der volumetrische Wassergehalt im Boden erfasst.

Hohe Zersetzbarkeit der Kleegrassilage im Boden

Die Analyseergebnisse aus dem Labor haben gezeigt, dass der Abbau der organischen Substanz in den ersten 14 Tagen am schnellsten erfolgte. Etwa 40% der organischen Masse der Kleegrassilage und des Grünen Tees waren bereits nach den ersten zwei Wochen abgebaut. Zwischen dem zweiten und dem dritten Ausgrabungstermin spaltete sich die vorher nahezu identisch verlaufende Dekompositionskurve der Kleegrassilage und des Grünen Tees auf. Ab diesem Zeitpunkt verlief die Zersetzung der Kleegrassilage trotz des höheren C/N-Verhältnisses erheblich schneller, sodass nach 40 Tagen bereits 70% des ursprünglichen Materials abgebaut waren.

Der relative Masseverbleib der Kleegrassilage nach einer Verweilzeit von 90 Tagen betrug im Mittel 26%. Die Varianten mit dem Grünen Tee und dem Rooibos Tee wiesen beide höhere Werte auf. Über den Versuchszeitraum verlief der Abbau der Kleegrassilage signifikant schneller als der Abbau des Grünen Tees (p=0,002). Diese schnelle Zersetzung der Kleegrassilage lässt auf eine zügige Stickstoffverfügbarkeit schließen.

Die Bodenbearbeitungsmethode hatte keinen signifikanten Einfluss auf den Zersetzungsfortschritt der verschiedenen Teebeutel-Varianten, bei der nicht gepflügten Fläche wiesen jedoch alle Teebeutel-Varianten eine größere Streuung um den Mittelwert auf.

Der volumetrische Wassergehalt lag im Mittel nur knapp über dem permanenten Welkepunkt. Mit Blick auf den Klimawandel ist hervorzuheben, dass die Kleegrassilage trotz der starken Trockenheit sehr schnell zersetzt wurde.

Innerhalb von 90 Tagen Inkubationszeit wurden insgesamt etwa 50% des im Ausgangsmaterial befindlichen Stickstoffs freigesetzt. Mit Blick auf die landwirtschaftliche Praxis wäre es von großer Bedeutung herauszufinden, wo und in welcher Form der entwichene Stickstoff verbleibt und in welchem Maße dieser pflanzenverfügbar ist.

Die Tea Bag Index Methode in der Praxis

Der Feldversuch hat bestätigt, dass die Tea Bag Index-Methode eine kostengünstige und praxistaugliche Methode darstellt, die gut auf Fragestellungen der landwirtschaftlichen Praxis übertragbar ist. Mittels der Tea Bag Index Methode lassen sich Aussagen über das Zersetzungspotenzial eines Standortes und über die Zersetzungsgeschwindigkeit unterschiedlicher organischer Substanzen, z.B. betriebseigene Düngemittel, treffen. Die mittels Tea Bag Index Methode erhobenen Messwerte können mit online verfügbaren Referenzdaten verglichen werden oder standortbezogen im Vergleich zu den Messwerten der Kontrollvarianten Grüner Tee (wird eher schnell zersetzt) und Rooibos-Tee (wird eher langsam zersetzt) betrachtet werden. So lässt sich abschätzen, ob das getestete Düngemittel unter den gegebenen Bedingungen eher schnell oder eher langsam zersetzt wird. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit besteht darin, unabhängig von den Referenzwerten die Zersetzungsgeschwindigkeit mehrerer betriebseigener Düngemittel miteinander zu vergleichen.

Text: Olav Holst und Freya Kietz, Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde

 

Literaturtipps

Letztes Update dieser Seite: 06.09.2023