Netzwerken für besseres Nährstoffmanagement

Ende August 2021 fand an der Technischen Universität München (TUM), eine Veranstaltung statt, um Forschungsprojekte im Rahmen des BÖLN zu vernetzen und Ergebnisse auszutauschen. NutriNet hatte gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme der TUM, der Fakultät Bioingenieurwissenschaften der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), sowie der AG Agrar- und Produktionsökologie der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften dazu eingeladen.

Der Tagungsteil der Veranstaltung fand in einem großen belüfteten Zelt statt, sodass auch unter Corona-Bedingungen knapp 80 Personen Platz fanden. Das Programm gliederte sich in einen Tagungs- und einen Exkursionsteil, die beide sehr gut besucht waren. Zahlreiche interessierte Rückfragen an die Vortragenden sowie rege Diskussionen – auch zwischen den Programmpunkten oder abends im Gasthaus – zeigten das hohe Austauschbedürfnis der Teilnehmenden nach vielen Monaten, in denen Tagungen gar nicht oder nur digital stattfinden konnten.

Im Themenschwerpunkt „Kompostproduktion und -einsatz im ökologischen Landbau“ stellte beispielsweise Dr. Paul Lampert vom GreenSurvey – Institut für Marktforschung eine im Rahmen des Projekts ProBio durchgeführte Umfrage unter Bioland- und Naturland-Landwirt*innen zur Kompostnutzung vor, bei der knapp 300 Personen befragt wurden. Landwirt*innen, die aktuell Kompost verwenden, bestätigten darin stabilisierte oder gar gesteigerte Erträge. Dahingegen waren für andere Landwirt*innen zu große Fremdstoffanteile im Kompost, eine schlechte regionale Verfügbarkeit, ein zu hoher Ausbringungsaufwand oder ein zu großer Zeitaufwand für die Beschaffung Gründe dafür, Kompost nicht mehr zu verwenden.

Ein weiterer Beitrag aus dem Projekt ProBio beleuchtete Bedingungen, Chancen und Probleme der Biogut-Kompostproduktion für den Ökolandbau am Beispiel einer Kompostanlage. So bietet aus Betreibersicht die Kompostproduktion für den Ökolandbau Vorteile hinsichtlich der Vermarktungssicherheit und des Mengenabsatzes, während die Fremdstoffbelastung des Inputmaterials – insbesondere Glas – als eins der Hauptproblemfelder angeführt wurde. Hier greifen bereits Maßnahmen der verbesserten Qualitätssicherung, sodass die Richtwerte für die Fremdstoffbelastung nicht überschritten werden. Eine enge Zusammenarbeit mit Kommunen, Betreibern und Verbänden ist aus Projektsicht unerlässlich.

Im Schwerpunkt „Anbausysteme und Nährstoffdynamik“ stellten Mitarbeitende der Technischen Universität München Erfahrungen von den Versuchsflächen vor: beispielsweise zu Lachgasflüssen bei unterschiedlicher Bodenbearbeitung und Düngung im Energiepflanzen-Fruchtfolgeversuch oder zur Ertragsbildung sowie Stickstoffbilanz im Systemversuch.
Ferner wurden spezielle Möglichkeiten im Gemüsebau, wie beispielsweise die Nährstoffwirkung alternativer N-Düngemittel für den ökologischen Gemüsebau, beleuchtet und Programme des digitalen Nährstoffmanagements (z.B. Hunter, Rotor, webBESyD), die in verschiedenen Projekten (weiter-)entwickelt werden, praktisch vorgeführt.

Johannes Weiß vom NutriNet stellte die Ergebnisse eines Praxisversuchs vor, in dem es um die Stickstoff-Fixierleistung von Winterzwischenfrüchten ging. Dazu wurden Landsberger Gemenge, Wickroggen und Winterackerbohnen auf einem Sandstandort Mitte Oktober nach der Süßkartoffelernte gesät. Die natürliche Anreicherung von 15N-Isotopen im Aufwuchs wurde von der Agroisolab GmbH mittels Massenspektroskopie bestimmt. Diese Methode stellte sich sowohl als praktikabel hinsichtlich der Durchführbarkeit auf Praxisbetrieben, als auch in Bezug auf die Bestimmung der N-Fixierleistung heraus.

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Wilfried Stegmann, ebenfalls vom NutriNet, stellte die Ergebnisse eines Netzwerkbetriebs in Niedersachsen vor. Dort wurde untersucht, wie sich die Anwendung unterschiedlicher Mulchmaterialien und -mengen im ökologischen Kartoffelanbau auf die Nährstoffverfügbarkeit und die Kartoffelqualität auswirken. Durch das Mulchen mit Kleegras konnten dem Kartoffelbestand beispielsweise hohe Mengen an Stickstoff und Kalium zugeführt werden.

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Am zweiten Tag konnten Interessierte die Versuchsstation Viehhausen besuchen, um dort beispielsweise einen Einblick in zwei Dauerfeldversuche zu bekommen. Zum einen geht es darin um die Wirkungen des Kleegrasanteils in der Fruchtfolge und als organische Düngung. Zum anderen um die Wirkung unterschiedlicher Komposte (Biogut- und Grüngutkomposte, Kompost aus mikrobieller Carbonisierung im Vergleich zu Stallmistkompost und Gärrest-Feststoffen). Im Anschluss konnten die Besuchenden die Kompostieranlage des Abfallwirtschaftsbetriebs München besichtigen, die Komposte für den Einsatz im ökologischen Landbau hergestellt. Alternativ war der Besuch des Eichethofs, Schloss Hohenkammer (Schwerpunkt auf Biogaserzeugung und Intensivierung von Nährstoffkreisläufen im ökologischen Landbau) möglich.

Text: Leonie Höber, 26.10.2021

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Letztes Update dieser Seite: 16.10.2023