Direktsaatversuch in Winterweizen
1. Versuchsdurchführung
Regionetzwerk Sachsen-Anhalt, Demoversuch
2. Hintergrund
Der Versuchsbetrieb befindet sich in einem extremen Trockengebiet im westlichen Sachsen-Anhalt. Jede Bodenbearbeitung führt zu Verdunstungsverlusten, weshalb der Fokus des Betriebsleiters auf einer möglichst wassersparenden Bewirtschaftung der Flächen liegt. Der Betrieb arbeitet schon jetzt weitestgehend ohne Pflug. Die Bodenbearbeitung zur Einarbeitung organischer Substanz, Bodenlockerung, -durchmischung und -belüftung wird betriebsüblich mit einem Grubber durchgeführt. Im ökologischen Anbau ist die Bodenbearbeitung nicht nur Saatbettbereitung, sondern sie fördert auch die Nährstoffmobilisierung aus der organischen Substanz im Boden und soll zur Beikrautregulierung beitragen.
Der Betrieb legte im Herbst 2021 einen Demoversuch mit zwei Aussaat-Varianten an. In einer Variante säte der Landwirt Winterweizen, wie betriebsüblich, mit einer Horsch Pronto Sämaschine nach einer Bodenbearbeitung mit dem Mulchgrubber. Zum Vergleich nahm er eine Direktsaat mit einer Horsch Focus 6 TD vor. Diese Sämaschine arbeitet mit Scharen, die den Boden zwar unterirdisch lockern, aber nicht durchmischen.
Der Aufwuchs und die Bodenverhältnisse wurden beobachtet und mit Fotos festgehalten. Zudem wurde der Ertrag der beiden Teilflächen ermittelt.
3. Versuchsfrage
Führt eine geringere Bearbeitungsintensität vor der Aussaat zu Mindererträgen im Winterweizen, im Hinblick auf eine möglicherweise geringere Nährstoffmineralisierung und einen höheren Unkrautdruck?
4. Versuchsaufbau
Standortbeschreibung | |
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Boden-Klima-Raum | Lößböden, Ackerebene Ost |
Höhenlage (m ü NN) | |
Bodenart | schluffiger Lehm bis toniger Lehm, teils lehmiger Ton 60 bis 65 BP |
Jahresniederschlag in mm | im 30-jährigen Mittel (1991-2020): 450 von Aug. 2021 bis Juli 2022: 385 |
Durchschnittstemperatur in °C | im 30-jährigen Mittel (1991-2020): 9,9 |
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung | |
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Fruchtfolge | Erbse - Winterweizen |
Düngung | keine |
Pflegemaßnahmen | 1x Striegel |
Bodenuntersuchungen |
Versuchsparameter | |
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Versuchstyp | Einzelversuch (Demoanlage/Tastversuch) |
Anlagetyp | Streifenversuch |
Prüffaktor/en | Unterschiedliche Saatbettbereitung |
Faktorstufen | V1 Direktsaat V2 Bearbeitung grubber, Aussaat |
Anzahl Wiederholungen | keine |
Prüfmerkmal | Ertrag |
Versuchszeitraum | 10/2021 – 07/2022 |
Die Direktsaat erfolgte mit einer Horsch Focus 6 TD mit ULD+ Scharen (ultra low disturbance) und Hohlscheiben im Abstand von 30 cm, Saatkörpern im Reihenabstand von 15 cm und breiten Andruckrollen. Unter der Saatreihe wurde der Boden tief gelockert, jedoch nicht durchmischt. Die Aussaat erfolgte mit den Scheiben-Säscharen in den feuchten ernterückstandsfreien Boden. Die Arbeitstiefe betrug 10 cm, da die Leistung des Traktors nicht für eine tiefere Bearbeitung ausreichte. Die Sämaschine schien besonders geeignet für tonreiche Böden, da es bei ihrer Anwendung nicht zur Klutenbildung kommen soll. Dies konnte im Versuch jedoch nicht bestätigt werden.
Bei Variante 2 wurde der Teilschlag betriebsüblich mit dem Grubber (Köckerling, 6,20 m Arbeitsbreite) bearbeitet – der Boden wurde in der Bearbeitungstiefe von 15 cm durchmischt. Die Einsaat wurde mit einer Horsch Pronto mit Scheibenegge und 6 m Arbeitsbreite durchgeführt.
6. Versuchsauswertung
Beobachtung
Das Saatbett der Variante Direktsaat wies feuchte Kluten auf. Der Säschlitz war nicht geschlossen und die Körner waren darin von oben sichtbar (siehe Fotos 2, 3, 4).
Der Weizenbestand entwickelte sich in beiden Varianten nahezu gleich. Es gab im Vergleich zu vorherigen Jahren wenige Fehlstellen in den tonigen Bereichen des Schlags.
Unterhalb der gestrichelten Linie wurde die Direktsaat durchgeführt (Variante 1). Hier lässt sich aus den Werten des Normalized Difference Vegatation Index (NDVI) ableiten, dass die Bestände zum Zeitpunkt der Aufnahme schwächer ausgebildet waren. Dies verdeutlichen die helleren Bereiche in der Abbildung 1. Der helle Streifen von Nord-West nach Süd-Ost zeigt sich auch in den Ertragskarten der Jahre 2020 und 2021. Im Beikrautaufkommen gab es keinen Unterschied zwischen beiden Varianten.
Die Bodenheterogenitäten am Standort finden sich auch in der Ertragskarte der Ernte 2022 wieder. Vor allem die tonreichen Flächen am südlichen Rand des Schlages fallen mit geringeren Erträgen auf. Für die Variante 1 (Direktsaat) ergibt sich ein rechnerischer Ertrag von 4,97 Tonnen je Hektar (t/ha), für die Variante 2 ein Ertrag von 5,17 t/ha.
Die Abweichungen sind allerdings statistisch nicht signifikant. Im Süden des Schlages (Variante 1) gab es höhere Ertragsschwankungen, was aufgrund der Bodenbedingungen auch zu erwarten war.
7. Fazit/Ausblick
Die Direktsaat kann für den sehr trockenen Standort insgesamt positiv bewertet werden. Insbesondere die hohen Erträge im westlichen Bereich der Direktsaatparzelle, wo der Boden sehr tonhaltig ist, überraschen. Diese finden sich nicht in den früheren Erntejahren.
Es ist zudem beeindruckend, dass ein großer Anteil der Höchstertragszonen in der Direktsaarparzelle liegt – trotz schwererem Boden und späterer Aussaat. Vorteilhaft zu sehen ist außerdem, dass die Direktsaat mit nur einer Überfahrt stattgefunden hat, was sowohl eine Diesel- wie auch eine Arbeitszeitersparnis bedeutet. Die Ergebnisse lassen die Annahme zu, dass sich die Direktsaat auch im ökologischen Anbau, zumindest in den Trockenregionen, verbreiten könnte.
Bei der Bewertung ist zu berücksichtigen, dass es sich hier um einen Demoversuch handelt, der ohne eine räumliche Wiederholung angelegt wurde.
Im Regionetzwerk Sachsen-Anhalt sind weitere Versuche zur Direktsaat geplant.
Kontakt Regioberaterin
Katharina Winter
Tel. +49 176 15510500
katharina.winter@bioland.de