Field School zu Weißklee-Untersaaten in Sachsen-Anhalt

Mitte Juli 2021 traf sich die Regiogruppe Sachsen-Anhalt nach längerer coronabedingter Unterbrechung erstmals wieder zu einer Field School auf einem NutriNet-Netzwerkbetrieb. Gastgeber war Roland Reil aus Stößen bei Naumburg, der einen Praxisversuch zu Weißklee-Untersaaten in Mais vorstellte.
 

Weißklee als Stickstofflieferant

Für den reinen Ackerbaubetrieb mit 262 Hektar Fläche, einer Bodenqualität von durchschnittlich 75 Bodenpunkten auf einer Löss-Parabraunerde und einer Jahresdurchschnittstemperatur von 9,4°C ist das Wasser der begrenzende Faktor: Derzeit liegt der Jahresniederschlag unter 500 mm. „Die Luzerne trocknet mir den Boden zusätzlich tiefgründig aus“, erläutert Betriebsleiter Roland Reil. Als alternative Leguminose hat er sich den Weißklee ausgesucht, dessen geringere Biomasse er in Kauf nimmt, da er den oberirdischen Aufwuchs weder als Futter noch als Transfermulch verwenden will.

Ihn beschäftigt die Frage, ob der Weißklee als Leguminose und damit als Stickstofflieferant im Ökolandbau an Trockenstandorten eine Alternative zu Luzerne sein kann. Vom Weißklee verspricht er sich eine gute Stickstofffixierleistung und Beschattung. Allerdings war die Etablierung als Untersaat in den letzten Jahren schwierig, weil der Weißklee aufgrund der Frühjahrstrockenheit kaum wuchs. „Deshalb hatte ich die Idee, den Weißklee für die Maisuntersaat schon im Herbst zu drillen, ihn dann im Frühjahr zu mulchen, Saatspuren zu fräsen und den Mais in den Weißkleebestand zu säen“, erklärt Roland Reil.

Der Praxisversuch

Der Versuch wurde mit Hilfe von Lukas Schmidt, einem Masterstudenten der HTW Dresden, als randomisierte Blockanlage in vierfacher Wiederholung angelegt und soll die Frage beantworten, wie sich der Weißklee am besten als Untersaat im Mais etablieren lässt. Folgende Varianten wurden angelegt:

  1. Mais ohne Untersaat
  2. Mais in bestehenden Weißklee gesät
  3. Weißklee als Untersaat nach dem zweiten Hackdurchgang im Mais gesät

Die Versuchsparzellen sind innerhalb eines drei Hektar großen Ackers angelegt, der komplett mit der zweiten Variante belegt ist.

Weißklee als Konkurrenz?

Das Ergebnis ist deutlich zu sehen:  Der Mais im Weißkleebestand ist nur halb so hoch wie der Mais ohne Untersaat, was auf eine starke Konkurrenzsituation schließen lässt.

Dazu könnte auch das ungewöhnliche Wetter beigetragen haben: Statt trocken und heiß wie in den meisten letzten Jahren, war der Sommer in diesem Jahr eher kühl und nass. Das dürfte für den Weißklee vorteilhaft gewesen sein, für den Mais eher ein Nachteil. Entsprechend ist es durchaus denkbar, dass der Versuch bei anderen Witterungsbedingungen zu anderen Ergebnissen geführt hätte.

Die Ergebnisse der Bodenuntersuchungen (Nmin zu mehreren Zeitpunkten auf allen Versuchsparzellen) werden im Herbst erwartet. Daraus können sicherlich weitere Schlüsse für die Nährstoffsituation der verschiedenen Varianten gezogen werden.

Voneinander lernen

Beim Feedback aus der Gruppe kommt der Vorschlag, zukünftige Versuche weniger großflächig anzulegen. Außerdem könnte man den Versuch noch einmal anlegen und wirksamere Bearbeitungstechniken einsetzen, z.B. eine Reihenfräse. Damit könnte der Saatstreifen für den Mais besser vorbereitet werden. Eine weitere Idee ist, den Weißklee nur in schmalen Streifen zu säen, damit er sich nicht so stark ausbreiten kann und dadurch weniger mit dem Mais konkurriert. Als alternative Nutzung der aktuellen Fläche wird der Drusch des Weißklees für die Gewinnung von eigenem Saatgut diskutiert.

Am Ende der Field School äußert Roland Reil noch den Wunsch nach mehr Standardverfahren für den Ökolandbau, z.B. bezüglich des günstigsten Ausbringungszeitpunktes für Kompost. Außerdem wünscht er sich mehr Veranstaltungen mit Fachreferenten. Da kann das NutriNet-Projekt weiterhelfen: Aus den Ergebnissen von NutriNet-Versuchen sollen günstige Anbauverfahren abgeleitete und Ökobetriebe zur Verfügung gestellt werden. Und auch Veranstaltungen und Feldtage gehören ins Repertoire. Im Spätherbst ist im Regionetzwerk Sachsen-Anhalt beispielsweise eine Veranstaltung zum Thema Komposteinsatz im landwirtschaftlichen Betrieb geplant.

In einem Punkt waren sich alle einig: Auch wenn die letzte Field School in Sachsen-Anhalt trotz der hohen Corona-Infektionszahlen im Herbst online stattfinden konnte, war es sehr schön und fruchtbar, endlich wieder zusammen am Ackerrand zu stehen und sich auszutauschen.

Text: Katharina Winter, Regioberaterin Sachsen-Anhalt

Ansprechpartnerin

Katharina Winter

Katharina Winter
Tel. +49 176 15510500
katharina.winter(at)bioland.de

NutriNet-Praxisversuch zum Thema

Einzelversuch Sachsen-Anhalt: Etablierung einer Weißkleeuntersaat als Stickstofflieferant an Trockenstandorten

Letztes Update dieser Seite: 22.11.2022