Field School auf dem Striegelhof

Am 28.Juni 2022 traf sich die Regiogruppe Sachsen-Anhalt auf dem Striegelhof in Klein Biewende bei Dr. Hans Georg Brunn. Er bewirtschaftet zwei Ackerbaubetriebe: die Striegelhof GmbH & Co. KG (228 ha) in Niedersachsen und den Hof Naturgrün GmbH & Co. KG (227 ha) in Sachsen-Anhalt. Die beiden Betriebe liegen nur circa 30 Kilometer voneinander entfernt. Der Striegelhof wurde 2017 auf die ökologische Wirtschaftsweise umgestellt, Hof Naturgrün ist dieses Jahr im ersten Umstelljahr. Die Schlüsselfrage, die Brunn mit seinen Kolleg*innen besprechen wollte: Welche Bodenbearbeitung setze ich ein, um die geringsten Verdunstungsverluste zu haben, um Erträge und Qualitäten zu sichern?

Gleich zu Beginn wurde in einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmenden klar, dass die Trockenheit derzeit auf den meisten Betrieben die größte Sorge ist. Die bisherigen Ernteergebnisse des Wintergetreides sind zwar zufriedenstellend bis gut, aber die Aussichten sind doch sehr besorgniserregend. Der Gastgeber fasste die problematische Situation zusammen: Alleine die Durchführung einer Stoppelbearbeitung auf total ausgetrocknetem Boden verbraucht viel teuren Diesel und in der Folge trocknet der Boden dann noch weiter aus. Nährstoffversorgung wirkt sekundär, da der Transport der Nährstoffe auch nur im feuchten Boden funktioniert. Der einzige Vorteil der Trockenheit ist die geringere Unkrautproblematik, die sich auf Wurzelunkräuter beschränkt. Obwohl auch Melde teilweise mit wenig Wasser auszukommen scheint. Außerdem fragt Brunn sich, wie die Etablierung von Zwischenfrüchten gelingen kann.

Beide Betriebe des Gastgebers liegen in Trockengebieten. Trotz der geringen Entfernung sind die Flächen auf dem Hof Naturgrün mit nur 400-450 Millimeter (mm) Jahresniederschlag (langjähriges Mittel) noch trockener als die Flächen auf dem Striegelhof, wo bis 500 mm Niederschlag im Jahr fallen.

Die Schlüsselfrage überrascht nicht. Nach der Besichtigung der Flächen wurde in der Gruppenberatung diskutiert, ob alleine Änderungen bei der Bodenbearbeitung ausreichen, um Besserungen zu erlangen oder ob sie von weiteren Änderungen in der Bewirtschaftung flankiert werden müssen, wie beispielsweise Fruchtfolge, Zwischenfruchtanbau, Einsatz von Mulch oder auch dem Anbau anderer trockenresistenter Kulturen.

Eine geringere Bearbeitungsintensität reduziert die Verdunstung aus dem Boden, führt aber zwangsläufig zu dichteren Böden. Die Spatenprobe zeigte, dass der dichte und harte Boden eine gewisse Restfeuchtigkeit hatte und auch gleichmäßig durchwurzelt war. Die Frage stellte sich, ab welcher Bodendichte das Pflanzenwachstum durch verminderte Wasser- (Totwasser) und Nährstoffverfügbarkeit behindert sein würde. 

Die Diskussion über eine diversere Fruchtfolgegestaltung führte schnell zu den ökonomischen Rahmenbedingungen: Weizen und Dinkel sind die Winterungen der Wahl, wobei Dinkel wegen eines aktuellen Überangebots derzeit nur begrenzt in Frage kommt. Andere Wintergetreide werden zu schlecht bezahlt. Winterformen von Körnerleguminosen zeigten sich laut Brunn leider bisher nicht erfolgreich. Die Ansätze des Betriebsleiters, eine Boden- und Saatbettbearbeitung mit einer Tiefenlockerung in einem Arbeitsgang durchzuführen, wurde von der Gruppe als vorteilhafte Maßnahme angesehen.

Dazu wurde die Maschine Horsch Focus verwendet, die bereits zur Winterweizenaussaat im letzten Herbst erfolgreich eingesetzt wurde - im Vergleich zur Horsch Pronto (Mulchsämaschine). Auf dem sehr tonreichen Schlag hat sich der Bestand sehr gleichmäßig entwickelt, obwohl das Saatbett mit der Focus durch die einmalige Überfahrt rau war mit offenen Säspuren (max. Arbeitstiefe 10-12 cm). Die Schare der Horsch Focus (ULD+Schare) lockern den Boden tief im Abstand von 30 cm ohne Ober- und Unterboden zu durchmischen. Das führt zu geringerer Verdunstung aus dem Boden als beim Vergleich: Einer mit einem Grubber bearbeiteten Fläche (Arbeitstiefe 15 cm), auf der die Aussaat anschließend mit der Horsch Pronto erfolgte.

Strohstriegel zur Stoppelbearbeitung

Die Gruppe besichtigte zudem ein weiteres interessantes Gerät im Betrieb, den Strohstriegel, der zur Stoppelbearbeitung eingesetzt wird. Der Betriebsleiter erklärte, dass neben der oberflächlichen Bodenlockerung das gehäckselte Stroh gleichmäßig auf dem Acker verteilt wird. Diese lockere Auflage auf den Stoppeln bildet eine Isolierschicht. Unter dem Strohmulch wirkt der Boden feucht und kühl.

 

Die Teilnehmenden der Field School besprachen auch den NutriNet-Versuch mit Komposttee auf dem Betrieb, der im Vorversuch auf Erbsen und Mais gespritzt wurde. Sichtbare Erfolge gibt es noch keine. Möglicherweise wurden sie überlagert von Trockenheit und Bodenunterschieden. Die eigene Kompostteeherstellung führte noch nicht zu einem zufriedenstellenden gleichmäßigen Produkt. Brunn will jedoch nicht aufgeben und im nächsten Jahr wieder Versuche angelegen.

Insgesamt bewerteten alle Teilnehmer die beiden Betrieb als sehr gut geführt und innovativ.

Der Gastgeber dankte für den guten Austausch und die Gruppenberatung, die er als sehr wertvoll für sich einschätzte.

Text: Katharina Winter, 9. August 2022

Mulch ist auch noch an anderer Stelle im Betrieb zu finden. Auf einem Maisschlag wurde wegen Taubenfraß nachgedrillt und diese Fläche danach mit Luzerneheu gemulcht. Unter dem Luzerneheumulch fühlte sich der Boden auch deutlich kühler an als auf der Nachbarfläche. Der Mais hat es durch die Mulchschicht geschafft. Ob zufriedenstellende Bestände entstehen, hängt jetzt eher von der Niederschlagssituation ab.

Kontakt Regioberaterin

Katharina Winter

Katharina Winter
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Letztes Update dieser Seite: 22.11.2022