Field School in der Magdeburger Börde

Ende September besuchte die Regiogruppe Sachsen-Anhalt den Naturlandhof von Hauke Volkhammer in Wanzleben-Börde südwestlich von Magdeburg. Der Betrieb besteht seit 1995 und wird seitdem viehlos ökologisch bewirtschaftet.

Die Schlüsselfrage, die sich für Hauke Volkhammer stellt: Wie ist es um die Pflanzenernährung und die Bodennährstoffgehalte auf meinem langjährig ökologisch bewirtschafteten Betrieb mit geringem Nährstoffinput bestellt? Für die Beantwortung der Frage stellte der Betriebsleiter zuerst seine Wirtschaftsweise vor. Danach zogen die Teilnehmer*innen Ergebnisse von Boden- und Pflanzenanalysen heran.

Hauke Volkhammer bewirtschaftet den Naturlandbetrieb zusammen mit seinem Bruder. Auf den besten Böden in der Magdeburger Börde kultivieren die Volkhammers gängige Ackerkulturen wie Winterweizen, Dinkel, Triticale, Hafer, Körnermais, Zuckerrüben und Ackerbohnen sowie Erbsen. Luzerne-Kleegras wird auf der Fläche gemulcht. Der Betrieb ist über die Jahre langsam gewachsen und hat mittlerweile eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 140 Hektar.

Die Grundbodenbearbeitung wird auf allen Flächen mit dem Pflug durchgeführt. Der Betrieb arbeitet auf niedrigem Nährstoffniveau mit wenig Nährstoffzufuhr, da nur geringe Mengen organischer Dünger zugekauft werden können und dürfen.  Es besteht keine Futter-Mist-Kooperation.  Im betrieblichen Düngekonzept werden die Zwischenfrüchte, die vor Körnermais, Zuckerrüben oder Hafer stehen, mit Hühnertrockenkot (HTK) gedüngt. Kartoffelfruchtwasser (PPL) wird zu Winterweizen, teilweise zu Dinkel und Hafer gegeben. Damit werden die verfügbaren Düngemittel gezielt eingesetzt. Die Nährstoffmengen, die den Betrieb mit der Ernte verlassen, können mit den eingesetzten Düngermengen nicht ersetzt werden. Die N-Versorgung wird über den Anbau von Luzerne-Kleegras und Körnerleguminosen (Ackerbohnen oder Erbsen) in Flächenanteilen von über 20 Prozent gewährleistet.

Für die Bewertung seines Nährstoffmanagements betrachtete Hauke Volkhammer zusammen mit den Kolleg*innen der Regiogruppe Ergebnisse von Boden- und Pflanzenanalysen im Hinblick auf Phosphor, pH-Wert und Humusgehalt.

Phosphor

Die P-Bilanz für den Betrieb Volkhammer zeigt, dass deutlich mehr P durch das Erntegut abgefahren wird, als mit Düngern zugeführt wird.

Zur Ernte 2022 lag der P-Saldo beim Winterweizen bei - 8 bis - 16 kg P2O5/ha, beim Körnermais bei -42 kg P2O5/ha und bei den Zuckerrüben bei + 22 kg P2O5/ha.
Für fünf Schläge liegen langjährige und aktuelle Bodenphosphorwerte - sowie Phosphorgehalte der Nutzpflanzen im Jahr 2022 - vor.

Die älteste Bodenuntersuchung ist von 2009, weitere Untersuchungen wurden 2012, 2015, 2019 und 2022 durchgeführt. Schlag 5 ist erst 2019 vom Betrieb übernommen und umgestellt worden, weshalb nur ein Phosphorwert vorliegt. Auf den Schlägen 1 und 2 haben sich die P-Gehalte über die Zeit erhöht und liegen jetzt in Gehaltsklasse C, bei Schlag 3 ist der P-Gehalt über die Zeit abgesunken und jetzt nur noch in Gehaltsklasse A, bei Schlag 4 bleibt er über die Zeit stabil auf einem niedrigen Niveau der Gehaltsklasse B.

Tabelle: P-Bodengehaltsklassen (CAL) und Zu- und Abschlagsdüngeempfehlungen der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Katharina Winter

GehaltsklasseP mg/100g Boden (CAL)Zuschlag P kg/ha
A>2,5+25
B>2,5-5,0+15
C5,0-7,50
D7,5-10,0-20
E>10,0Keine Düngung

Die Ergebnisse der Pflanzenanalysen spiegelten die P-Werte im Boden wider. Mängel in den Pflanzen zeigten sich 2022 entsprechend in den Schlägen 3 und 4 beim Körnermais und bei den Zuckerrüben. Obwohl bei den Zuckerrüben kein rechnerisches P-Defizit besteht. Möglicherweise ist hier P fixiert worden.

Das für die Teilnehmenden überraschende Fazit war, dass trotz negativem P-Saldo im Gesamtbetrieb keine nennenswerten Tendenzen für eine Abnahme von P-Gehalten in den untersuchten Böden zu erkennen sind, außer bei Schlag 3.

ph-Wert und Humus

Auch bei der Betrachtung des pH-Werts sind mit Ausnahme von Schlag 3 keine negativen Trends zu erkennen. Die untersuchten Humusgehalte (2022) zeigten deutlich höhere Werte in den langjährig ökologisch bewirtschafteten Schlägen gegenüber der 2019 umgestellten Fläche.

 

In der Feedbackrunde zollten die Kolleg*innen dem Betriebsleiter Respekt für seine Bewirtschaftungsart.  Die Böden sind trotz des Mangels an organischen Düngemitteln weitgehend in einem guten Zustand. Die hohen Humusgehalte in den langjährig genutzten Flächen im Vergleich zur frisch umgestellten Fläche sprechen für eine nachhaltig humusfördernde Bewirtschaftung. Erstaunlich sind die relativ stabilen P-Gehalte über einen langen Zeitraum. Es ist interessant zu beobachten, dass einige Flächen eine Entwicklung zu höheren P-Gehaltsklassen zeigen, andere wiederum nicht. 

Einige Teilnehmende äußerten, dass Hauke Volkhammers Betriebsführung sie anrege, das eigene intensive Düngekonzept zu überdenken. In der Gruppenberatung gaben sie dem Betriebsleiter mit auf den Weg, seinen Boden weiter gut zu beobachten, sowohl mithilfe von Spatenproben als auch mit Bodenuntersuchungen. So könne er reagieren, wenn Anzeichen für einen Abbau der Bodenfruchtbarkeit vorlägen. Als weitere Stellschraube wurde der Anbau alternativer Kulturen vorgeschlagen, um die Fruchtfolge zu diversifizieren.

In der Abschlussrunde bemerkten alle, wie sehr sie den fachlichen Austausch in der Regiogruppe schätzen. Hilfreich sei im Besonderen, dass über die Anpassung an den Klimawandel gemeinsam beraten werde und man nicht alle Fehler selbst machen müsse.

Der Gastgeber erklärte: „Es geht mir auch darum, die eigene Betriebsblindheit zu überwinden. Das ist unter anderem meine Motivation für die Teilnahme am NutriNet-Projekt“.

Text: Katharina Winter, Regioberaterin Sachsen-Anhalt

Kontakt Regioberaterin

Katharina Winter

Katharina Winter
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Letztes Update dieser Seite: 16.02.2023