Vergleich unterschiedlicher Luzernesorten

1. Versuchsdurchführung

Regionetzwerk Brandenburg

2. Hintergrund

Unter den trockenen Bedingungen in Brandenburg trägt die Luzerne mit ihren tiefen Wurzeln zuverlässiger zur Futtergewinnung und Stickstofffixierung im Luzernekleegrasgemenge bei als beispielsweise der ertragreiche Rotklee. Dabei wird durch Vielfalt das Ausfallrisiko des gesamten Bestandes vermindert. Im Luzernekleegrasgemenge lässt sich Vielfalt nicht nur über unterschiedliche Arten (Luzerne, Klee, Gräser, Kräuter), sondern auch über Sortengemenge erzeugen. Italienische Luzernesorten sind schnellwüchsiger und trockentoleranter, dafür aber weniger winterhart als deutsche Luzernesorten. In diesem Versuch untersuchen wir das Wuchsverhalten und die Eigenschaften italienischer Luzernesorten unter brandenburgischen Bedingungen, um zu prüfen, ob sie für die Erweiterung der Sortengemenge im Luzernekleegras geeignet sind.

3. Versuchsfrage

Wie entwickelt sich die Biomasse unterschiedlicher italienischer Luzernesorten im Vergleich zu einer deutschen Luzernesorte unter brandenburgischen Klimabedingungen?

4. Versuchsaufbau

Standortbeschreibung
Boden-Klima-RaumTrocken-warme diluviale Bödes des ostdeutschen Tieflandes
Höhenlage (m ü NN)51 m. ü. NN
BodenartLehmiger Sand
Jahresniederschlag in mm565 mm (2020: 487 mm; 2021: 538 mm)
Durchschnittstemperatur in °C10 °C (2020: 11,2 °C; 2021: 9.8 °C)
Ausgangslage auf der Versuchsfläche vor Versuchsanstellung
FruchtfolgeWinterweizen - Silomais - Winterroggen
DüngungKeine
PflegemaßnahmenKeine
BodenuntersuchungenP (1.4/1.8) Versorgungsstufe B (EUF), K (9/3) Versorgungsstufe C (EUF), Humusgehalt 1.9 %,
Ca (16/11) Versorgungsstufe C (EUF), Bor (0.4) Versorgungsstufe A (EUF)
Sonstiges 
Versuchsparameter
VersuchstypDemoanlage/Tastversuch (Einzelversuch)
AnlagetypStreifenversuch
Prüffaktor/enLuzernesorten in Reinsaat mit Deckfrucht Zottelwicke
FaktorstufenPlato (D), Eugenia (IT), Paola (IT), La Bella Campagnola (IT)
Anzahl Wiederholungen1 (3 unechte Wiederholungen)
PrüfmerkmaleBiomasseertrag
Versuchszeitraum08/2020 bis 10/2021 (Datum letzte Probe)

Versuchsskizze

Legende

BezeichnungVarianteMenge
V1Plato (D)30 kg/ha
V2Eugenia (It)30 kg/ha
V3Plato (It)30 kg/ha
V4La Bella Campagnola (It)30 kg/ha

 

5. Der Versuch in Bildern

Herbst 2020: Die Ansaaten sind mit den Sommerniederschlägen gekeimt. Foto: Charlotte Kling

Mai 2021: Erster Biomasseschnitt nach der Luzerneansaat. Die Deckfrucht Zottelwicke ist Bestandsbildner und ermöglichen einen guten Futterertrag schon zum ersten Schnitt. Foto: Charlotte Kling

Unter der Deckfrucht haben sich die Luzernepflanzen gut etabliert (hier Plato). Foto: August Bruckner

Erster Schnitt der Luzernesorte Plato (D). Foto: August Bruckner

Erster Schnitt der Luzernesorte Eugenia (IT). Foto: August Bruckner

Erster Schnitt der Luzernesorte Paola (IT). Foto: August Bruckner

Erster Schnitt der Luzernesorte La Bella Campagnola (IT). Foto: August Bruckner

Juli 2021: Der Luzernesortenversuch zum zweiten Biomasseschnitt. Foto: Charlotte Kling

In der Tendenz zeigen Eugenia und La Bella Campagnola höhere Biomasseerträge zum zweiten Schnitt. Foto: Charlotte Kling

Zum vierten Schnitt im Oktober 2021 gibt es zwischen den Sorten kaum Unterschiede im Biomasseertrag. Das Beikraut wird durch die Schnittnutzung unterdrückt. Foto: Charlotte Kling

Innerhalb der Sorten gibt es deutliche Standortunterschiede. Hier Luzernesorte Plato (D) zum zweiten Schnitt. Foto: Charlotte Kling

Erst im zweiten Hauptnutzungsjahr entfaltet die Luzerne ihr Ertragspotenzial, hier zum ersten Schnitt im Jahr 2022. Foto: August Bruckner

Bodenunterschiede sind deutlicher als Sortenunterschiede – hier zum ersten Schnitt Mitte Mai 2022 auf besserem Boden. Foto: August Bruckner.

Auf schlechterem Boden zeigen alle Luzernesorten weniger Biomasseertrag. Foto: August Bruckner.

Erst das Wiegen der Viertelquadratmeterschnitte, getrennt nach Luzernepflanzen und anderen Pflanzen, bringt verlässliche Werte. Der Schnitt, das Trennen und das Wiegen von 12 Boniturpunkten dauert circa eine Stunde. Foto: Charlotte Kling

6. Versuchsauswertung

In dem Versuch wurde der Frage nachgegangen, ob italienische Luzernesorten für einen Anbau in Brandenburg geeignet sind. Dazu wurde zu mehreren Schnittzeitpunkten die Biomasse von drei italienischen im Vergleich zu einer deutschen Luzernesorten bestimmt.

Der Niederschlag im August 2020 entsprach mit 95 mm 151 % des langjährigen Mittels (1981-2010). Die Bedingungen zur Aussaat waren damit ideal. Um eine Bodendeckung über den Winter zu garantieren, wurden die Luzernesorten mit Zottelwicken als Deckfrucht etabliert. Die Durchschnittstemperatur im Winter 2020/2021 entsprach mit 1,5°C dem langjährigen Mittel, wobei Frosttage durch eine Schneedecke abgemildert wurden.

Erster Schnitt (Mitte Mai 2021): Mit einem durchschnittlichen Ertragsniveau von 11 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar (dt TM/ha) waren die Zottelwicken im Mai 2021 bestandsbildend und ergaben eine guten ersten Futterschnitt. Das Beikraut war gleichermaßen «ertragreich» mit durchschnittlich 12 Dezitonnen Trockenmasse je Hektar. Zum ersten Schnitt wurde kaum Luzerne erfasst, da die meisten Pflanzen noch keine 12 Zentimetererreicht hatten. Sortenunterschiede gab es keine.

Zweiter Schnitt (Mitte Juli 2021): Nachdem die Zottelwicken mit dem ersten Schnitt gekürzt worden waren, konnte sich die Luzerne durchsetzen. Dabei lag die italienische Sorte Eugenia mit durchschnittlich 11 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar leicht über der Sorte La Bella Campagnola (6 dt TM/ha), gefolgt von der deutschen Sorte Plato (5 dt TM/ha) und der italienischen Sorte Paola (3 dt TM/ha). Der Beikrautdruck war in allen Sorten ähnlich mit durchschnittlich drei Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar.

Dritter Schnitt (Ende August 2021): Konnte nicht aufgenommen werden.

Vierter Schnitt (Mitte Oktober 2021): Der vierte Schnitt war weniger ertragreich als der zweite. Wiederum lag die Luzernesorte Eugenia mit durchschnittlich 7 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar leicht über den anderen Luzernesorten mit durchschnittlich je 5 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar. Das Beikraut machte zu diesem Zeitpunkt mit einer Dezitonne Trockenmasse pro Hektar wenig Konkurrenz.

Der Winter 2021/2022 lag mit 3,4°C im Mittel fast 2°C über dem langjährigen Mittel und war damit sehr mild. Es wurde die übliche Niederschlagssumme von 117 mm über die Wintermonate verzeichnet. Im März 2022 regnete es mit insgesamt 3 mm Niederschlag kaum (7 % des langjährigen Mittels), der April war hingegen mit 38,5 mm etwas überdurchschnittlich.

Erster Schnitt im zweiten Hauptnutzungsjahr (Mitte Mai 2022): Im Zweiten Hauptnutzungsjahr waren beim ersten Schnitt deutlich höhere Erträge zu verzeichnen. Am ertragsstärksten war die Luzernesorte Plato mit durchschnittlich 17 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar, gefolgt von Eugenia (11 dt TM/ha), Paola (10 dt TM/ha) und La Bella Campagnola (7 dt TM/ha). Der Beikrautdruck war mit durchschnittlich 3 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar deutlich geringer als zum ersten Schnitt im Vorjahr.

Insgesamt zeigten die durchschnittlichen Biomasseerträge aus drei Boniturpunkten eine große Streuung innerhalb der Sorten, die im Mittel über alle Schnitte und Sorten mit 2 Dezitonnen Trockenmasse pro Hektar knapp 25 % ausmachte. Die größte Streuung im Biomasseertrag hatte Eugenia beim zweiten Schnitt mit 36 % (4 dt TM/ha) und die geringste Streuung wieder Eugenia beim vierten Schnitt mit 12 % (0.9 dt TM/ha).

7. Fazit und Ausblick

Die italienischen Sorten Eugenia, Paola und La Bella Campagnola ließen sich unter der Zottelwicken-Deckfrucht in einem für Brandenburger Bedingungen typischen Winter (entsprechend dem langjährigen Mittel) gut etablieren.

Im ersten Hauptnutzungsjahr zeigte die Luzernesorte Eugenia eine gewisse Schnellwüchsigkeit und etwas höhere Biomasseerträge im Vergleich zu den anderen untersuchten Luzernesorten, die Erträge lagen jedoch insgesamt auf geringem Niveau. Erst im zweiten Hauptnutzungsjahr konnten alle Luzernesorten ihr Ertragspotenzial entfalten, wobei die Luzernesorte Plato im ersten Schnitt einen höheren Biomasseertrag als die anderen Sorten erzielte.

Die hohe Streuung der Biomasseerträge innerhalb der Luzernesorten ist auf die Unterschiede in der Bodengüte zurückzuführen, wobei keine Sorte mit besonders einheitlichem Ertrag über alle Schnitte identifiziert werden konnte. Zum Teil waren Unterschiede aufgrund der Bodengüte größer als Unterschiede zwischen den Sorten.

Die Bestandsentwicklung der einzelnen Luzernesorten empfiehlt einen Sortenmix anzubauen, wobei sich unter den Bedingungen im Versuchsjahr Eugenia und Plato gut ergänzten.

8. Weitere Infos

 

Kontakt Regioberaterin

Charlotte Kling
Tel.+49 3334 657-239
ckling(at)hnee.de

Letztes Update dieser Seite: 16.01.2024